Arabische Pferde IN THE FOCUS 2/2022 (Vol. 30) - public

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Freizeit-Araber Agnat Glück gehabt! Einmal Araber - Immer Araber (I) Glück hatte nicht nur Kathi, sondern auch der Vollblutaraber-Wallach Agnat, dass er bei Kathi gelandet ist. Denn eigentlich sollte alles ganz anders kommen: Kathi folgte einer Verkaufsanzeige für ein Connemara-Pony, und Agnat sollte mit dieser Abstammung wohl eher ein Schaupferd werden. Kathi und Agnat haben sich andere Betätigungsfelder, wie Bodenarbeit gesucht, nachdem es mit dem Reiten durch die andauernden Rückenprobleme von Agnat nicht recht geklappt hat. Geboren wurde Agnat (Empire / AJ Kahayla) 2014 im polnischen Staatsgestüt Michalow und sein Pedigree strotzt nur so von berühmten Schaupferde-Vorfahren: Enzo (2005 US National Champion), Emira (2014 Bronze Champion am All Nations Cup, Europa- und Welt-Championat), QR Marc (2012 Welt-Champion) und Kwestura (2009 Welt-Champion) bilden die Großelterngeneration. Bedenkt man, dass Kwestura einst für 1,125 Mio € verkauft wurde, so war Agnats Preis von 1800 € ja doch eher „bescheiden“. „Ich war eigentlich wegen des Connemara-Ponys beim Verkäufer, aber auf der gleichen Wiese lief auch Agnat, damals zwejährig, und dann hab ich mich in ihn verliebt. Ich wollte nie einen Araber, nie einen Wallach, aber ich hab ihn dann doch mitgenommen und hab’ es keinen Tag bereut, auch wenn nicht immer alles so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte.“ „Immer wenn ich zur Herde ging ist er auf mich zugekommen“, berichtet Kathi von ihrem Besuch beim Verkäufer, „obwohl er eigentlich ein sehr schüchterner Typ war. Er war dem Menschen damals nicht sehr zugewandt, immer in Habachtstellung. Er war aber auch erst seit zwei Wochen hier in Deutschland, als ich ihn gekauft habe.“ Vermutlich war Agnat mit der gesamten Situation überfordert: In Michalow in einer großen Herde aufgewachsen, dann aus diesem Verband herausgerissen, zwei Wochen in Deutschland, dann wieder eine Umstellung – das muß so ein junges Pferd erst einmal verkraften! „Es gab zwei Interessenten – eine Reitschule und mich. Ich habe ihn dann zum Glück bekommen und bei mir durfte er dann erst einmal groß werden – und er ist auch noch gut gewachsen, bis er 6 oder 6 ½ war. Mit dem Anreiten habe ich mir viel Zeit gelassen und ihn nochmals tierärztlich und osteopathisch durchchecken lassen. Beide, Tierärztin und Osteopathin, waren skeptisch, ob er jemals ein gutes Reitpferd werden würde. Aber das hat mich nicht entmutigt, und ich habe mir professionelle Hilfe geholt. Das Anreiten lief auch erst ganz gut, aber nach ein paar Wochen fingen dann die ersten Rückenprobleme an, obwohl der Reiter nur 50 kg wog und der Sattel perfekt passte. Agnat macht beim Reiten auch gut mit, aber er braucht halt dann ständig eine Behandlung vom Ostheopathen, weil er durch das Reiten sehr schnell Rückenschmerzen bekommt – und wenn es ihm dann zu viel wird, zeigt er das auch sehr schnell und ganz deutlich. Er hat halt leider gar keinen guten Rücken, dieser ist sehr schwach, trotz viel Training und Bodenarbeit. Er ist einfach nicht belastbar und tut sich schwer, Muskulatur aufzubauen.“ Verschiedene Baustellen Nicht nur der Rücken war ein „Problemfeld“, auch charakterlich war Agnat zu anfangs nicht ganz einfach, weil leicht erregbar. „Er läßt sich zwar gut händeln“, sagt Kathi, „aber er ist absolut kein Anfängerpferd! Vielmehr ist er sehr leicht erregbar und hat (früher) sehr schnell zum Steigen geneigt, wenn er vor etwas Angst hatte, oder wenn ihm etwas nicht gepaßt hat. Es war ein langer Weg, bis wir das korrigiert hatten. Er ist grundsätzlich beim reiten lieb und bemüht sich, aber er ist auch ‚showy’ und kann leicht austicken.“ Anstatt das Pferd wieder zu verkaufen, hat sich Kathi auf ihn eingestellt und ihre Erwartungen und Ansprüche seinem Vermögen 50 © ARABISCHE PFERDE - IN THE FOCUS 2/2022
alle Fotos: privat Zwei, die sich durch eine glückliche Fügung gefunden haben: Kathi und Agnat. Kathi sagt über ihn: „Er ist unglaublich treu und anhänglich, und möchte immer gefallen." Der Charakter des Pferdes ist vielen Pferdebesitzern wichtiger als das Exterieur. und Charakter angepasst. Das tun nicht alle Besitzer, daher war es ein Glücksfall, dass Agnat ausgerechnet zu Kathi kam, die ja eigentlich gar keinen Araber gesucht hatte. „In einem früheren Pensionsstall wo ich war, waren fünf Araber. Die waren alle eher Richtung Reitpferd – die waren anders als meiner, deutlich anders! Natürlich wollte ich ursprünglich auch ein Reitpferd, aber ich habe mich damit abgefunden, dass er niemals ein wirklich gutes Reitpferd sein wird, und heute ist das für mich in Ordnung. Aber damit bin ich auch auf sehr viel Unverständnis getroffen, weil die meisten Leute gesagt haben ‚Was willst Du denn mit dem?'“ Aber was macht man mit einem Pferd, das sich nicht zum Reiten eignet? Kathi hat ihren Weg gefunden, indem sie andere Betätigungsfelder für ihn gefunden hat: „Er ist unheimlich gut in sämtlichen Formen der Bodenarbeit. Er ist unglaublich treu und anhänglich, möchte immer gefallen und fair behandelt werden. Wird er das nicht, fängt er allerdings an zu steigen. Trotzdem ist er wirklich ein supertoller Kerl, für mich das Nonplusultra, einfach durch seinen Charakter. Aber körperlich ist er nicht fürs Reiten gemacht. Und natürlich darf er bleiben“, fügt Kathi hinzu. „Zwar entspricht er nicht meinen ‚Erwartungen’, aber ich habe mich für ihn entschieden, weil ich mich in diese tiefen, dunklen Augen verliebt habe und diesen sehr besonderen Charakter und nicht weil er sich besonders toll zum Reiten eignet.“ „Würdest du nach dieser Erfahrung (also in etwa 20 Jahren...) noch mal einen Araber kaufen - oder bist Du 'geheilt’....?“ frage ich Kathi. „Doch, klar!“, ist ihre Antwort, ohne zu überlegen. „Für mich ist es absolut in Ordnung, so wie es ist. Wie gesagt, ich habe mich beim Kauf ja nicht fürs Reiten, sondern für ihn entschieden, mit allen Konsequenzen. Sofern sich nichts Gravierendes in meinem Leben ändert, wird er auch bis ans Ende seines Lebens bei mir bleiben – definitiv! Und ich würde mich jederzeit wieder für einen Araber entscheiden, weil ich diesen Charakter einfach einmalig finde!“ Gudrun Waiditschka 2/2022 - www.in-the-focus.com Agnat Sch., *2014 Empire Sch., *2009 AJ Kahayla Br., *2009 Nicht jedes Pferd mit Schaupferde-Pedigree ist auch für den Schauring geboren. Leider bringt Agnat durch den vorgetieften Rücken und die hohe, waagerechte Kruppe auch nicht die besten Voraussetzungen als Reitpferd mit, daher hat sich seine Besitzerin auf Bodenarbeit verlegt. 51 Enzo F., *1999 Emira Sch., *2000 QR Marc Br., *2005 Kwestura F., *1995 Padrons Psyche RD Bey Shahmp. Laheeb Embra Marwan Al Sh. Swete Dreams Monogramm Kwesta Freizeit-Araber
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