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Arabische Pferde IN THE FOCUS 2/2022 (Vol. 30) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde

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Zucht<br />

In der „polnischen Phase" kamen zahlreiche Hengste aus Polen zum Einsatz, u. a. Pasat<br />

(Gwarny / Parma) *1978, der die Bairaktar-Linie zurück nach Deutschland brachte. -<br />

In the "Polish phase" numerous stallions from Poland were used, including Pasat, who<br />

brought the Bairaktar sire line back to Germany.<br />

und später für die Familie Kniffka. Heute ist<br />

sie, wie viele alte Linien, rar geworden.<br />

Als ich im Herbst 1971 das Gestüt Ismer zum<br />

ersten Mal besuchte, waren die drei anderen<br />

Achentaler Stuten noch dort. Die Begegnung<br />

mit ihnen – vor allem Wiszkha und Inazzah<br />

– sollte weitreichende Folgen haben,<br />

denn dies waren die ersten arabischen <strong>Pferde</strong>,<br />

die ich kennenlernen durfte. Zusammen<br />

mit dem Hengst Shagar, der seinem Vater<br />

aus dem Gesicht geschnitten war, begründeten<br />

sie meine Begeisterung für arabische<br />

<strong>Pferde</strong>, die meinen weiteren Lebensweg<br />

bestimmen sollte. Ohne sie würde ich jetzt<br />

wohl nicht diese Zeilen schreiben.<br />

Doch zurück zur züchterischen Bedeutung.<br />

Ebenso wie Kowiszkah waren alle drei Stuten<br />

sehr fruchtbar mit zahlreichen Töchtern.<br />

Dennoch haben sich ihre Stutenlinien<br />

im Gestüt Ismer nicht bis heute gehalten.<br />

Das heißt aber nicht, dass sie keinen Einfluss<br />

hatten; ihre Familien sind, wenn auch<br />

nicht in Ströhen, in der Gesamtzucht noch<br />

vertreten.<br />

In Bezug auf die Gesamtzucht war Rualla<br />

die wohl bedeutendste von ihnen. Das lag<br />

aber vor allem an ihren noch in Achental<br />

gezogenen Wisznu-Töchtern, allen voran<br />

Razzinah mit ihrer großen Familie. Rolf Ismer<br />

züchtete mir Rualla noch drei Fohlen:<br />

den gekörten Hengst Rabdan (v. Wisznu)<br />

und die beiden Stuten Rajana (v. Demir)<br />

und Rewjana (v. Shagar). Sie wurden alle<br />

verkauft. Rajana gründete über ihre Tochter<br />

Resalah eine weit verzweigte Familie,<br />

die sich bis Italien erstreckt, während Rewjana<br />

vor allem durch ihren Enkel Al Azim<br />

bekannt wurde, der in den 1980er Jahren<br />

mit Doriz Melzer einer der erfolgreichsten<br />

Distanzhengste Deutschlands war. Außerdem<br />

war sie die Mutter des gekörten Shahil<br />

(v. Shaeen). Im Gestüt Ismer blieb nichts<br />

von Rualla. Sie selbst wurde schließlich an<br />

Dr. Piduch verkauft und brachte noch zwei<br />

24<br />

Töchter, von denen aber nichts erhalten ist.<br />

Von den fünf Fohlen, die Inazzah in Achental<br />

hatte, ist vor allem der Zweig ihrer nach<br />

Österreich verkauften Tochter Iryna (v. Borys)<br />

noch weit verbreitet; auf jeden Fall gibt<br />

es heute noch zahlreiche Stuten im zuchtfähigen<br />

Alter.<br />

Weitverzweigte Familienbande<br />

Inazzahs erste von Rolf Ismer gezogene<br />

Tochter, Indira (1967 v. Demir), wurde mitsamt<br />

ihren beiden Shagar-Töchtern an das<br />

Gestüt Ostenfelde verkauft. Von dort wechselte<br />

die jüngere Tochter Isoka in die Schweiz<br />

und brachte dort den seinerzeit sehr erfolgreichen<br />

Hengst Jaragon al d’Ama (v. El Shaklan).<br />

Bis heute gehalten hat sich der Zweig<br />

der Indira-Tochter Indschima II (v. Euben); zu<br />

den bekannteren Vertretern gehört die 2007<br />

geborene VZAP-Elitestute Israa Al Ghaliya<br />

(Amurath Muntahi / Black Ibnaa).<br />

Vier Töchter der Inazzah wirkten im Gestüt<br />

Ismer als Zuchtstuten. Inshalla (1969 v.<br />

Ghazal) brachte Ishtah (v. Diem), die zwar<br />

verkauft wurde, aber eine große Familie<br />

begründete. Ein prominenter Vertreter dieses<br />

Zweiges war der VZAP-Elitehengst Al<br />

Adiyat Inshass (Messaoud / Inshasah a.d.<br />

Ishtah). Inshallas Zweig hielt sich im Gestüt<br />

Ismer bis in die frühen 1990er Jahre, ebenso<br />

wie der ihrer Dreiviertelschwester Ifra<br />

(Shagar / Inazzah).<br />

Die erfolgreichste Inazzah-Tochter im Gestüt<br />

Ismer war die 1975 geborene Ildrima<br />

(v. Diem). Nur durch sie ist diese Linie heute<br />

noch im Bestand, und zwar durch ihren Ur-<br />

Ur-Enkel, den VZAP-Elitehengst Madkours<br />

Impuls (Madkour I / Imperia). Er lieferte einige<br />

hervorragende Zuchtstuten und brachte<br />

diese Blutlinie als Pachthengst auch nach<br />

Marbach. Der Mutterstamm hielt sich durch<br />

die Neman-Tochter Inazaa und ihre Nachkommen<br />

bis um 2010, aber im aktuellen<br />

Zuchtstutenbestand ist keine Vertreterin der<br />

Inazzah-Familie mehr aufgeführt.<br />

Während Inazzahs Blut wenigstens noch<br />

durch Madkours Impuls im Bestand des<br />

Gestüts ist, ist Wiszkhas Linie heute ganz<br />

verschwunden. Dabei war sie anfangs sehr<br />

erfolgreich. Wiszkhas Demir-Tochter Wielka<br />

zählte zu den frühen Säulen des Gestüts<br />

und war u. a. die Mutter des bekannten<br />

Rennhengstes Widlak (Sheik) v. Emin. Die<br />

1974 geborene Wileika (Diem / Wielka) gewann<br />

1977 das erste offizielle, vom DRAV<br />

ausgerichtete <strong>Vol</strong>lblutaraberrennen in<br />

Deutschland, wurde 1982 in Aachen Nationale<br />

Senioren-Championesse und blieb<br />

als Zuchtstute im Gestüt. Doch obwohl sie<br />

zahlreiche Töchter hatte, erlosch ihre Familie<br />

dort in den 1990er Jahren. Der Mutterstamm<br />

von Wielkas <strong>Vol</strong>lschwester Wjuga<br />

findet sich heute noch bei einigen kleinen<br />

Privatzüchtern.<br />

Bereits in den frühen 1970er Jahren zeichneten<br />

sich Veränderungen in der Zuchtrichtung<br />

des Gestüts ab: Die ersten <strong>Vol</strong>lblutaraber<br />

aus Polen trafen im Gestüt ein. Das<br />

Gestüt Ismer hatte damals einen Vertrag<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/<strong>2022</strong>

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