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MAGNIFICAT August 2022

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Das Bild im Blick 8<br />

Jünger schildert, helfen dem Beter, auch in sich starke Seelenbewegungen<br />

zuzulassen.<br />

Zeitsprünge erleichtern die Meditation<br />

In besonderer Weise sind die beiden Personen, die zwischen<br />

den Jüngern unten und Mose mit Elija oben zu sehen sind, eine<br />

Hilfe für die Meditation der Ordensbrüder. Hier hat der Maler<br />

nämlich zwei Heilige dargestellt, die in der biblischen Erzählung<br />

nicht vorkommen, mit denen sich die Betrachter aber auf<br />

besondere Weise identifizieren konnten. Links ist Maria, die<br />

Mutter Jesu, zu sehen. Sie hat die Hände vor der Brust gekreuzt<br />

und nimmt dadurch eine Haltung ein, in der sie häufig unter<br />

dem Kreuz gezeigt wird; sie drückt aus, dass sie sich in den<br />

Willen Gottes ergibt. Auf diese Weise stellt der Maler nochmals<br />

einen Bezug zur Kreuzigung her, da Maria meistens zur Rechten<br />

des Gekreuzigten gezeigt wird. Auf den anderen Fresken in<br />

San Marco hat Fra Angelico ebenfalls immer wieder die Gottesmutter<br />

in verschiedene biblische Szenen hineingemalt, in denen<br />

sie nicht erwähnt wird. Die stark auf Maria ausgerichtete<br />

Spiritualität der Dominikaner erleichterte ihnen auf diese Weise<br />

den Einstieg ins Bild; Maria wurde zur Brücke für den Weg des<br />

Betrachters in die himmlische Herrlichkeit Jesu.<br />

Dies wird noch verstärkt durch die Darstellung des heiligen<br />

Dominikus, des Gründers der Dominikaner, auf der anderen<br />

Seite. Er ist im traditionellen weiß-schwarzen Habit der Dominikaner<br />

dargestellt und hat die Hände gefaltet als Zeichen des<br />

Gebets. Am Rand des Heiligenscheins ist ein Stern zu sehen,<br />

der sich auf eine Legende bezieht, nach der die Amme bei der<br />

Taufe des Heiligen einen Stern an seinem Kopf sah und dies als<br />

Zeichen der besonderen Berufung des Kindes gedeutet wurde.<br />

Dominikus lebte im 12. und 13. Jahrhundert, ist also in dieser<br />

biblischen Szene eigentlich fremd, aber der Zeitsprung mit der<br />

Darstellung des Ordensgründers erleichterte dem Ordensbruder<br />

die Meditation, da er sich mit diesem in besonderer Weise

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