MAGNIFICAT August 2022

Unter die Lupe genommen 350
konnten, vor dem Bildschirm, die machte es dann auch nicht
wirklich besser. Aber wichtig sein, gewichtig sein, gerne auch
ein bisschen strahlen und glänzen, und gelobt und wieder und
wieder „geliket“ werden, das wollen wir dann alle schon. Ja
klar. Und warum auch nicht.
Doxa, Gloria, Herrlichkeit
Die Septuaginta, die maßgebliche Übertragung der hebräischen
Bibel ins Griechische, übersetzt das hebräische Wort Kabod
mit „Doxa“. Im Neuen Testament begegnet Doxa als Hinweis
auf das Offenbar-, auf das Offensichtlichwerden der Herrlichkeit
Gottes. In Christus selbst strahlt sie auf. In ihm ist sie jetzt
schon sichtbar geworden.
Gottes Masse und (Ohn)Macht
Kabod, Masse und Macht, Schwergewicht einerseits, und Doxa,
Lichtschein und Glanz, das sind recht entgegengesetzte Gottesbilder.
Die evangelische Theologin Magdalena L. Frettlöh hat
vor knapp 15 Jahren auf den hebräischen Wort-Ursprung von
„Doxa“ (griechisch) und „Gloria“ (lateinisch) sowie von „Herrlichkeit“
(deutsch) aufmerksam – und auch die Verengung auf
einen Bildbereich im deutschen Wort Herrlichkeit zum Thema
gemacht: wo die Gottebenbildlichkeit doch, in biblischer Sicht,
ein Geschenk für alle Menschen ist.
Es passt nicht perfekt: Gott sei Dank
Ja, was jetzt? Gott wäre unangreifbar, aber auch unendlich anziehend
als Licht und Glanz; Gott wäre stark, aber auch schwer
verletzlich durch seine massige Wirklichkeit? Das sind harte
Gegensätze, Paradoxien; doch gerade unsere tradierten Worte
für Gottes Ehre – Kabod, Doxa, Gloria, Herrlichkeit – erwei-