MAGNIFICAT August 2022

Thema des Monats 346
Kyrios – Herr
„Jesus Christus ist der Herr, / zur Ehre Gottes,
des Vaters.“ (Phil 2, 11)
Eine gesellschaftlich höhergestellte Person, die über andere
gebietet und verfügt, wird in der Bibel als Herr, hebräisch:
Adon, bezeichnet. So ist der König der Herr des Landes,
der Landesherr (Gen 42, 30). Die Anrede „Adoni“, mein Herr,
drückt Ehrerbietung und die Anerkennung eines Vorrangs aus,
auch unter sozial Gleichgestellten (Gen 32, 19; 1 Kön 18, 7; Dan
10, 16–19). Der König wird häufig mit der Doppelanrede „Mein
Herr und König“ angesprochen (1 Sam 26, 17; 2 Kön 6, 26).
JHWH ist der Herr
Die Anreden „Adonai“, mein Herr, und, mit dem bestimmten
Artikel, „der Herr“, sind Gott vorbehalten; sie sind Signalwörter
für Gottes Einzigkeit und Allwirksamkeit (Ex 23, 17; Mal 3, 1).
Das Hebräische ist schriftlich eine Konsonantensprache, Vokale
wurden lange Zeit nicht notiert. Der Gottesname JHWH, das sogenannte
Tetragramm (das Wort mit vier Schriftzeichen), wurde
aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen, sondern lautlich durch
Adonai, mein Herr bzw. Herr, oder Ha Schem, der Name, ersetzt.
Die Septuaginta, die Übersetzung der jüdischen Bibel ins
Griechische, gibt JHWH mit „Kyrios“, „Herr“, wieder. Können
wir diese Übertragung übernehmen? Martin Luther hat es getan.
Die äußerst wirkmächtige Lutherbibel schreibt HERR allerdings
in Majuskeln (Großbuchstaben), sodass die Differenz zu
den Herren dieser Welt und in dieser Welt sichtbar wurde.