MAGNIFICAT August 2022

Unter die Lupe genommen 352
betung fremder Götter, der Missbrauch des Gottesnamens, die
Herstellung von Gottesbildnissen, die unrechtmäßige Tötung
fremden Lebens, Ehebruch, Diebstahl, falsches Zeugnis, die Begierde
nach der Frau und dem Besitz des Nächsten. Geboten
werden die Heiligung des Sabbats und die Ehrung der Eltern.
Unterschiedliche Zählung
Die Gebote werden in verschiedenen Traditionen unterschiedlich
gezählt. Im Judentum wird der erste Satz des Dekalogs nicht
als Glaubensaussage empfunden, sondern als eigenes Gebot
gezählt, in manchen Versionen wurde auch der Wortlaut der
einzelnen Gebote verkürzt. Die orthodoxe Tradition und die reformierte
Kirche verstehen das Verbot fremde Götter anzubeten
und das Bilderverbot als getrennte Verbote. Da sie beim Verbot
des Begehrens zwischen der Frau und dem Besitz des Nächsten
nicht mehr differenzieren, kommen sie auch auf die Zehnzahl.
In der lutherischen und in der katholischen Tradition folgt man
der jüdischen Zählung. In Dtn 5, 22 wird erzählt, dass die Gebote
von Gott auf zwei Tafeln an Moses übergeben wurden.
Daher wurden die Gebote auch auf zwei Bereiche unterteilt,
die zum einen das Verhältnis zwischen Gott und Mensch, zum
anderen das zwischenmenschliche Verhältnis bestimmen. Die
Stelle im Deuteronomium ist auch Hintergrund für die typische
Darstellung des Dekalogs auf zwei Tafeln.
Dekalog im Neuen Testament
Im Neuen Testament wird der Dekalog als Ganzes nicht zitiert,
doch finden sich die einzelnen Gebote in zahlreichen Wendungen
wie der Einzigkeit Gottes, der Gottes- und der Nächstenliebe
sowie dem Eingehen auf einzelne Gebote wie etwa in der
Bergpredigt Jesu (vgl. Mt 5, 21–48). In der christlichen Theologie
des Mittelalters wurde dem Dekalog eine überzeitliche