MAGNIFICAT August 2022

Die Mitte erschließen 360
Kirchenjahr – evangelisch
und altkatholisch
Schauen wir auf das Kirchenjahr als Ganzes, so lohnt der
Blick in andere Konfessionen. Exemplarisch soll dies anhand
der altkatholischen und der evangelischen Kirche geschehen.
Kirchenjahr in den altkatholischen Kirchen
Es überrascht wenig, dass die liturgischen Bücher der Altkatholiken
eine große Kongruenz zum römisch-katholischen
Kirchenjahr aufweisen. Etwa die deutschschweizer Altkatholiken
benennen die Zeiten zwischen den Hochfesten zum Teil
anders: Die „Zeit nach Epiphanie“ wird ab 2.2. von „Vor der
Fastenzeit“ abgelöst, und der Rest des Jahreskreises als „Zeit
nach Pfingsten“ deklariert. Aber das sind nur Bezeichnungen,
die an der Parallelität nichts ändern. Verständlich ist der Umgang
mit den letzten Mariendogmen: Der 8.12. ist kein marianischer
Gedenktag, der 15.8. heißt entsprechend alter Tradition
„Mariä Entschlafen“. Die großen Feste Christi und der Apostel
sind aber gleich. Im liturgischen Kalender finden sich fast
keine neuzeitlichen Heiligen, dafür werden alttestamentliche
Gestalten, speziell die Propheten, bedacht. Durch die festen
Perikopenordnungen in den altkatholischen Kirchen haben die
einzelnen Tage nicht nur in den Gebeten, sondern auch in den
Schriftlesungen ein spezifisches Profil. Das reiche Liedgut bietet
zahlreiche Möglichkeiten, die liturgischen Zeiten umfassend in
ihrer Prägung zu erfahren.
Evangelische Kritik am Kirchenjahr
Schaut man auf die evangelischen Kirchen, so sind die großen
Linien des Kirchenjahres gleich, aber es sind auch Unterschiede
zu erkennen. Hintergrund ist eine kritische Sicht auf das Kir-