IM KW 32
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KURZER PROZESS<br />
Mein Ex-Gatte hat noch während<br />
aufrechter Ehe seinen Pkw reparieren<br />
lassen. Da er die Reparaturrechnung<br />
nicht bezahlt hat, habe nun ich vom<br />
KFZ-Mechaniker über diese Forderung<br />
eine gleichlautende Rechnung<br />
erhalten. Hafte ich für die Verbindlichkeiten<br />
meines Ex? Habe ich eine<br />
Handhabe dagegen, dass der Mechaniker<br />
überall herumerzählt, ich würde<br />
meine Schulden nicht bezahlen?<br />
In Österreich gilt der gesetzliche Güterstand<br />
der Gütertrennung, sodass<br />
jeder Ehegatte nur für die eigenen<br />
Schulden haftet. Wenn nicht ein<br />
gemeinsam erteilter Auftrag an den<br />
Mechaniker oder ein seltener Anwendungsfall<br />
der sogenannten „Schlüsselgewalt“<br />
vorliegt, nach der der<br />
haushaltsführende Ehegatte ohne eigenes<br />
Einkommen den anderen Ehegatten<br />
bei bestimmten, geringfügigen<br />
Alltagsgeschäften (zum Beispiel Kauf<br />
von Lebensmittel, Werkverträge über<br />
kleinere Reparaturen) vertritt, muss<br />
sich der Unternehmer an ihren Ex-<br />
Gatten halten.<br />
Sie können, da sich der Unternehmer<br />
durch die Ausstellung der Rechnung<br />
eines nicht zu Recht bestehenden<br />
Anspruches berühmt, auch<br />
aktiv die gerichtliche Feststellung<br />
fordern, dass der Anspruch nicht<br />
besteht, um die für Sie belastende<br />
Rechtsunsicherheit zu beenden.<br />
Nachdem die Verbreitung der unwahren<br />
Angaben ihren wirtschaftlichen<br />
Ruf und ihr Fortkommen<br />
gefährdet, bestehen überdies nach §<br />
1330 ABGB Unterlassungs- und Widerrufsansprüche.<br />
Der Verunglimpfung<br />
muss entschieden entgegengetreten<br />
werden.<br />
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Dr. Christopher Fink<br />
ist Anwalt in Imst.<br />
www.fink-im-recht.at<br />
365 Tage am schönsten Platz der Welt<br />
Die Familie Haller bewirtet auf der „Nisslalm“ ganzjährig Gäste aus nah und fern<br />
Seit Albertina Haller die<br />
„Nisslalm“ vor 27 Jahren von<br />
ihrer Mutter übernahm, gab<br />
es nicht viele Tage und Nächte<br />
die sie nicht auf der in der<br />
2054 Meter hochgelegenen<br />
Alm oberhalb von Gries im<br />
Sulztal, einem Seitental des<br />
Ötztales, verbrachte. Für die<br />
sechsfache Mutter und ihren<br />
Mann Alberich ist das einfach<br />
der schönste Platz der Welt.<br />
Von Christoph Hablitzel<br />
Hoch über Gries, im schönen Almgelände,<br />
liegt die „Nisslalm“. Sie ist<br />
ein beliebter ganzjähriger Treffpunkt<br />
für Wanderer, Biker, Rodler oder Einheimische<br />
die einfach nur auf einen<br />
„Ratsch“ vorbeikommen. Es gibt gute<br />
Gründe dafür, wie etwa der ursprüngliche<br />
Charakter der Alm, die tolle<br />
Aussichtslage und die freundliche<br />
Besitzerfamilie, die hier seit vielen<br />
Jahren tätig ist. Während die Rodelbahn<br />
großteils im Schatten liegt (und<br />
daher sehr schneesicher ist), kann<br />
man vor der Hütte die Sonne (ab<br />
circa Ende Jänner) und den Ausblick<br />
auf die umliegende Bergwelt mit dem<br />
markanten Schrankogel (3497 Meter)<br />
genießen.<br />
<strong>IM</strong> FAMILIENBESITZ SEIT<br />
JAHREN. Die urige Einkehr ist<br />
seit Bestehen im Besitz der Familie<br />
von Albertine Haller. Vor 130 Jahren<br />
wurde die Alm errichtet, „wegen<br />
der Mahd“ erzählt Albertine Haller.<br />
Im Laufe der Zeit gab es Erweiterungen,<br />
der älteste Teil der Hütte ist<br />
aber noch der Originalbau von anno<br />
dazumal. Doch bis man dorthin gelangt,<br />
muss man zuerst 4,9 Kilometer<br />
und 450 Höhenmeter zurücklegen.<br />
Wie aus dem Bilderbuch: Die „Nisslalm“, herrlich gelegen unterhalb des Gamskogels,<br />
im beschaulichen Gries im Sulztal.<br />
RS - Fotos: Hablitzel<br />
Die Hütte bietet Platz für circa 35<br />
Personen, dazu gibt es auch ein paar<br />
Tische vor der Hütte.<br />
ÜBER 40 JAHRE HÜTTEN-<br />
ERFAHRUNG. Seit 1995 ist Albertina<br />
Haller nun schon auf der Alm,<br />
die sie mit ihrem Mann Alberich bewirtschaftet.<br />
Vorher war sie über 20<br />
Jahre auf der „Martin Busch Hütte“.<br />
In dieser Hinsicht ist der umtriebigen<br />
Hüttenwirtin wohl nichts vorzumachen.<br />
Wie Albertina Haller erzählt,<br />
ist sie die meiste Zeit in der Küche<br />
zu finden. Und wie man sieht und<br />
riecht, versteht sie auch da ihr Handwerk.<br />
Die fleißige Kellnerin Marina,<br />
eine Nichte der Wirtin, hat alle<br />
Hände voll zu tun, um den Gästen<br />
die Köstlichkeiten auf der vollen Terasse<br />
zu servieren. Die Spezialität des<br />
Hauses – Heidelbeeromeltte, so groß<br />
wie damals bei Oma – ist wohl der<br />
Renner der Hütte. „Eine schmutzige<br />
Küche, das geht schon mal gar nicht“,<br />
sagt die Chefin mit einem Fingerzeig<br />
über ihr „Reich“. Martin, einer ihrer<br />
Söhne, hilft auch an der Bewirtschaftung<br />
der Alm mit. Martin ist mit<br />
sämtlichen Tätigkeiten die in einer<br />
Die kleine Kapelle „Maria Schnee” ließ Albertina Hallers Mutter einst erbauen und<br />
steht nur einen Steinwurf von der Hütte entfernt.<br />
Albertina Haller ist meistens in ihrer immer<br />
blitzblanken Küche zu finden.<br />
Almwirtschaft zu verrichten sind, bestens<br />
vertraut. Er hält auch elf Schafe<br />
auf der Alm, die es Sommer wie<br />
Winter zu versorgen gilt. Um Heu<br />
für den Winter zu beschaffen, mäht<br />
Martin im Sommer die umliegenden,<br />
zur Hütte gehörenden Mähder. „Für<br />
mehr Tiere haben wir einfach nicht<br />
die Zeit“, sagt Albertina Haller.<br />
FAST NIE <strong>IM</strong> TAL. „Uns gefällt<br />
es hier oben so gut, dass wir eigentlich<br />
nur zum Einkaufen ins Tal fahren.<br />
Das ist auch der Grund warum<br />
es bei uns immer etwas gibt – wir<br />
sind immer hier“, sagt Frau Haller.<br />
Wie sie berichtet sind in der Sommersaison<br />
viele Gäste mit dem Rad<br />
hier, sei es nun E-Bike oder Mountainbike<br />
„sie fahren einfach herauf“.<br />
Auch viele Bergsteiger die es auf<br />
den „Gamskogel“ zieht, machen<br />
Halt auf der Hütte. „Ich war schon<br />
als Kind immer hier, fühle mich da<br />
einfach wohl – für uns der schönste<br />
Platz der Welt“, so die Gastgeberin<br />
ehe sie darauf hinweist „vorne ans<br />
Eck zu gehen und die Aussicht ins<br />
Tal zu geniessen.“ Auch hier keine<br />
Spur von Übertreibung, ein herrlicher<br />
Ausblick ins Tal belohnt die<br />
Besucher.<br />
RUNDSCHAU Seite 26 10./11. August 2022