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gab September 2022

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4 FRANKFURT<br />

Kolumne<br />

ILLUSTRATION: JANIS CIMBULIS<br />

Man stelle sich eine Veranstaltung<br />

vor, die daran erinnert,<br />

wie sich Lesben, Schwule<br />

und Transgender vor einem<br />

halben Jahrhundert in New<br />

York die ständigen Demütigungen,<br />

Misshandlungen und<br />

Missbrauch durch homo- und<br />

transhassende Polizisten<br />

nicht mehr gefallen ließen und<br />

Widerstand leisteten. Heute,<br />

nach jahrzehntelangen Kämpfen,<br />

hat sich die deutsche<br />

Gesellschaft und auch die<br />

Polizei so weit gewandelt, dass<br />

sich polizeiliche Ansprechpartner<br />

für die Belange von<br />

LGBTIQ* auf diesen Veranstaltungen<br />

zur Verfügung<br />

stellen und ein Mitarbeiternetzwerk<br />

lesbischer und<br />

schwuler Polizeibediensteter<br />

über seine Arbeit informiert.<br />

Man könnte denken Ende gut,<br />

alles gut. Aber jetzt kommt’s:<br />

Die Gesellschaft hat sich in<br />

jüngster Zeit noch weiter gewandelt.<br />

So weit, dass nun auf<br />

diesen Events vielerorts kleine<br />

Gruppen gegen die Anwesenheit<br />

von Menschen, die bei der<br />

Polizei arbeiten, protestieren.<br />

„No Cops at Pride“ verlangen<br />

sie. Hatte man nicht eben erst<br />

in der Rhein-Main-Community<br />

mehr Schutz durch die Polizei<br />

vor homo- und trans*feindlichen<br />

Übergriffen gefordert?<br />

Wie passt das bitte zusammen?<br />

Gar nicht. Es ist vielmehr<br />

ein Zeichen, dass nicht nur<br />

LGBTIQ* in der Gesellschaft<br />

angekommen sind, sondern<br />

nun auch die Gesellschaft bei<br />

den LGBTIQ* ankommt. Mit all<br />

ihren Zerwürfnissen,<br />

zu denen sie nun auch<br />

die Positionierungen<br />

einfordert, um die sie<br />

sich lange herumgedrückt<br />

haben …<br />

... weiterlesen auf<br />

www.männer.<br />

media/regional/<strong>gab</strong><br />

FOTOS: PRÄVENTIONSRAT DER STADT FRANKFURT<br />

STADTGESELLSCHAFT<br />

Gegenseitiger Respekt<br />

ist keine Einbahnstraße<br />

Schon seit 2018 sieht man die bunte Plakatkampagne des Präventionsrats<br />

mit dem Slogan „Frankfurt zeigt Respekt – für jeden Menschen, jeden Tag“<br />

im Stadtgebiet. Bebildert sind die Plakate mit verschiedenen Motiven, die<br />

stilisiert die gesellschaftliche Vielfalt repräsentieren.<br />

Zusätzlich gibt’s einem individuellen Spruch<br />

zu jedem Motiv – zum Beispiel „Heteros sind<br />

nicht normaler als Homosexuelle. Es gibt<br />

nur mehr“. Mit der Kampagne soll für mehr<br />

gegenseitigen Respekt geworben werden.<br />

Eine Umfrage im Vorfeld der Kampagnenerstellung<br />

zeigte, dass Respekt als besonders<br />

wichtig empfunden wird, im öffentlichen<br />

Raum allerdings vermisst wird, was auf ein<br />

grundsätzliches Problem im Umgang mit<br />

Respekt zeigt: Respekt wird zwar von jedem<br />

gefordert, aber eher selten gezeigt. Mit der<br />

Kampagne möchte der Präventionsrat verdeutlichen,<br />

was Respekt bedeutet – und<br />

vor allem, dass Respekt gegenseitig gezeigt<br />

werden muss.<br />

Betroffen zeigte sich der Präventionsrat<br />

daher von der in den vergangenen Monaten<br />

bekannt gewordenen Serie gewalttätiger<br />

Übergriffe auf queere Menschen. Der Präventionsrat<br />

verurteilt diese Taten: „Wir sind<br />

eine freie und tolerante Gesellschaft, in<br />

der niemand wegen seiner sexuellen<br />

Orientierung, seiner Hautfarbe, seines<br />

Aussehens oder seiner Herkunft<br />

diskriminiert oder verletzt<br />

werden darf“, kommentiert<br />

Klaus-Dieter Strittmatter, Geschäftsführer<br />

des Präventionsrats.<br />

„Wenn wir als Gemeinschaft<br />

hier in unserer Stadt zusammenstehen<br />

und unsere Einstellung<br />

zu unseren freiheitlichen Werten auch zeigen,<br />

wird deutlich, dass nur eine ganz kleine<br />

Minderheit intolerant und gewaltbereit ist“,<br />

so Strittmatter weiter. „Auch wenn solchen<br />

gewalttätigen Übergriffen regelmäßig große<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird, dürfen wir<br />

uns nicht scheuen, für Freiheit, Respekt und<br />

Toleranz einzustehen“.<br />

Dazu gehört auch, als Zeuge von Übergriffen<br />

nicht wegzusehen. Der Präventionsrat fordert<br />

daher auf, in solchen Fällen sofort die Polizei<br />

zu verständigen. Keiner muss den Helden<br />

spielen – wenn man Hilfe holt, hat man schon<br />

viel getan. Wer sich zu unsicher fühlt, kann<br />

in Rahmen der Präventionsrat-Workshops<br />

„Gewalt-Sehen-Helfen“ lernen, sich selbst<br />

und anderen zu helfen, ohne sich selbst zu<br />

gefährden. Kurse werden bei der Volkshochschule<br />

Frankfurt angeboten; wer sich als<br />

Gruppe oder Verein für einen solchen Workshop<br />

interessiert, kann sich an die Geschäftsstelle<br />

des Präventionsrats wenden. *bjö<br />

Mehr Infos zum Thema: www.gewaltsehen-helfen.de,<br />

Kontakt über<br />

praeventionsrat@stadt-frankfurt.de<br />

Ansprechpersonen für gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen AgL bei<br />

der Polizei Frankfurt: Felicia Krapp,<br />

069 75566777 und Alexander Brandauer,<br />

069 75566999, www.polizei.hessen.de

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