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BS 07-2018

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Schiffstechnik<br />

Durch Brennstoffzellen soll die Reichweite der »BB Green« steigen<br />

Quelle: Echandia Marine<br />

Modell der »Water-Go-Round«, der ersten US-Brennstoffzellen-Fähre<br />

Quelle: Bae Systems<br />

cherheitsmaßnahmen zu treffen, mahnte<br />

der Experte. Eine davon betrifft die Kühlung.<br />

Da das Gas auch von UV-Sensoren<br />

erkannt werde, sei eine Überwachung mit<br />

Hilfe von Gasdetektoren erforderlich, so<br />

der Ingenieur. Bei Fehlfunktionen würde<br />

zudem ein automatischer Abschaltprozess<br />

einsetzen, darüber hinaus gebe es für speziell<br />

für Wasserstoffversorgungssysteme<br />

ausgelegte Feuerlöschtechniken.<br />

Ein großer Vorteil von Brennstoffzellen<br />

ist für Kanerva die hohe Effizienz im<br />

Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren.<br />

Der günstige Betriebsbereich liege<br />

zwischen 30 und 80%. Durch Befeuchtung<br />

und einen höheren Druck ließe sich<br />

die Effizienz der Brennstoffzellen nochmals<br />

steigern, so der Techniker nach<br />

dessen Aussage durch Wärmerückgewinnungssysteme<br />

sich der Effekt des gesamten<br />

Systems verstärken ließe.<br />

Vor allem aufgrund der höheren Effizienz<br />

räumt Kanerva den Brennstoffzellen<br />

daher künftig gute Chancen in<br />

der Schifffahrt ein. Wenn die modularen<br />

Produkte in Serienproduktion gingen<br />

und es gelinge, die Lebensdauer zu<br />

verlängern, würden die Lebenszykluskosten<br />

für Brennstoffzellensysteme im<br />

Vergleich zu anderen Verbrennungsmotoren<br />

in den kommenden Jahren verringert<br />

werden können, ist der Experte überzeugt.<br />

Denkbar sei auch die Integration<br />

in Batteriesysteme, etwa die Brennstoffzellen<br />

für die Grundlast zu verwenden.<br />

Auf diese Weise könnte die Energie in hohem<br />

Maße gespeichert werden und der<br />

kontrollierte und stabile Betrieb würde<br />

die Lebensdauer der Brennstoffzellen erhöhen,<br />

stellte Kanerva heraus.<br />

Erste Anwendungen von kleinen<br />

Brennstoffzellensysteme gibt es für maritime<br />

Anwendungen laut dem Ingenieur<br />

bereits, gleiches gilt für Technologiedemonstratoren.<br />

Hydrogenics hat in<br />

den USA einen 100 kW Pilot-Container<br />

für maritime Entwicklungen eingerichtet.<br />

Er soll in zahlreichen Häfen des Landes<br />

erprobt werden und dient auch der<br />

US Coast Guard zu Testzwecken. Auch<br />

die Reederei Royal Caribbean Cruises beschäftigt<br />

sich mit dem Thema Brennstoffzellen<br />

und hat deswegen einen Technologiedemonstrator<br />

installiert, für den ABB<br />

die Wandler- und Transformatortechnik<br />

sowie die Kontrolltechnik geliefert hat.<br />

Als Pilotprojekt ist ein Kreuzfahrtschiff<br />

der Reederei vorgesehen, es wäre laut<br />

ABB das erste Kreuzfahrtschiff, das mit<br />

Brennstoffzellen betrieben wird. Aktuell<br />

beschreibt Kanerva Brennstoffzellensysteme<br />

noch als kostenintensiv. Er ist aber<br />

sicher, dass Brennstoffzellen früher oder<br />

später wettbewerbsfähig werden.<br />

Brennstoffzellen-Fähre in den USA<br />

Um dieselbe Technik geht es auch bei<br />

einer neuen Fähre in den USA. Golden<br />

Gate Zero Emission Marine (GGZEM)<br />

hat gemeinsam mit Projektpartnern<br />

jüngst vom California Air Resources<br />

Board (CARB) einen Zuschuss in Höhe<br />

von 3 Mio. $ erhalten, für den Bau einer<br />

brennstoffzellenbetriebenen Fähre.<br />

Dieses Zero-Emission-Schiff mit Namen<br />

»Water-Go-Round« sei das erste<br />

seiner Art in den Vereinigten Staaten<br />

von Amerika, heißt es. Die Idee ist es,<br />

Wasserstoff aus Wasser zu erzeugen und<br />

nach dem Einsatz in einer Brennstoffzelle<br />

wieder in Wasser zu verwandeln.<br />

Da Wasser das einzige Nebenprodukt<br />

des Stromsystems sei, werde eine weitverbreitete<br />

Anwendung dieser Technologie<br />

für die Schifffahrt zu einer drastischen<br />

Reduzierung von Schadstoffen<br />

und Treibhausgasen führen, glauben die<br />

Amerikaner.<br />

Das Design des gut 21 m lange Katamarans<br />

aus Aluminium stammt von Incat<br />

Crowther. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

des von Bay Ship & Yacht in Alameda<br />

bei San Francisco gebauten Schiffes wird<br />

mit 22 kn angegeben. Der Neubau bietet<br />

Platz für 84 Passagiere und wird mit zwei<br />

unabhängigen 300kw starken Elektromotoren<br />

von Bae Systems angetrieben. Die<br />

Leistung wird durch 360 kW Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellen<br />

von<br />

Hydrogenics und Lithium-Ionen-Akkupacks<br />

erzeugt. Wasserstofftanks von<br />

Hexagon Composites mit Ventilen und<br />

Hardware von OMB-Saleri sind auf dem<br />

Oberdeck installiert und enthalten nach<br />

Angaben von Bae Systems genug Wasserstoff,<br />

sodass das Schiff ohne Betankung<br />

bis zu zwei Tage fahren kann.<br />

Nach der Auslieferung Mitte kommenden<br />

Jahres soll der Neubau drei Monate<br />

lang in der Bucht von San Francisco eingesetzt<br />

werden. Während dieser Testphase<br />

will das Forschungsinstitut Sandia National<br />

Laboratories die Betriebsdaten des<br />

Katamarans auswerten. Anhand der Ergebnisse<br />

soll geprüft werden, inwieweit<br />

sich Wasserstoffantriebe in größeren Dimensionen<br />

einsetzen lassen.<br />

Das Unternehmen Red And White<br />

Fleet wird das Mehrzweckschiff während<br />

der Demonstrationsphase betreiben<br />

und plant zudem die »Water-Go-Round«<br />

als erstes von mehreren Schiffen mit integrierten<br />

GGZEM-Antriebssträngen zu<br />

kaufen, um ihre Verpflichtung zu einem<br />

100% emissionsfreien Betrieb zu erfül-<br />

Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7 17

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