Gesundsitzen Ausgabe 2012/2013
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2012/2013
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Medizin & Rücken<br />
54<br />
Kämpfen, Raufen<br />
Werfen, Fangen<br />
Schaukeln, Schwingen<br />
Heute erhalten Bewegungsprogramme<br />
für Kinder und Jugendliche grosse Beachtung.<br />
Immer neue Konzepte zielen darauf<br />
ab, das Krankheitspotential offensichtlicher<br />
motorischer Defizite aufzufangen.<br />
Motorische Leistung und<br />
Unfallhäufigkeit<br />
Es konnte belegt werden, dass in 77<br />
Prozent der Unfälle bei Kindern im Vorschulalter<br />
motorische Defizite eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Unfälle lassen<br />
sich also nicht durch Bewegungsverbote<br />
vermeiden, sondern durch altersgerechte<br />
Herausforderungen mit entsprechender<br />
Anforderung an die Geschicklichkeit. Differenzierung,<br />
Reaktion, Gleichgewicht, Orientierung<br />
und Rhythmisierung sind dabei<br />
die Kernelemente der zu schulenden koordinativen<br />
Fähigkeiten.<br />
Laufen, Springen, Balancieren<br />
Rollen, Drehen<br />
Klettern, Stützen<br />
Abb. 3: Das Diagramm soll aufzeigen, dass die sechs Grundbewegungsformen in der<br />
motorischen Entwicklung eine Berücksichtigung finden sollten.<br />
Motorische Schulfähigkeit<br />
Bei genügender biologischer Funktionsreife<br />
bestimmt die Funktionsbeanspruchung<br />
durch vielseitige, gezielte Umweltreize<br />
und Erziehungseinflüsse die Fähigkeit<br />
eines Kindes, sich in einem bestimmten Alter<br />
den Anforderungen der Schule gewachsen<br />
zu zeigen (Kiphard).<br />
Gemäss Abb. 3 schlägt KIPHARD eine<br />
Bewegungsbestandesaufnahme vor (gültig<br />
ab 6. Lebensjahr). Die folgende Aufstellung<br />
beinhaltet Testelemente aus den motorischen<br />
Hauptteilen Kraft, Schnelligkeit und<br />
Gewandtheit, Gleichgewicht, Werfen und<br />
Fangen, Hand- und Fingergeschick. Weil<br />
hier die Testbeispiele bei weitem nicht<br />
vollständig sind, eignet sich dieser Vorschlag<br />
nicht für eine zuverlässige Leistungsüberprüfung.<br />
Es geht vielmehr darum,<br />
zu einer Groborientierung bezüglich<br />
motorischer Schulreife anzuregen.<br />
.<br />
1. Kraft, Schnelligkeit und Gewandtheit<br />
– 20 m in 5 Sekunden laufen<br />
– aus dem Anlauf 1,5 Meter weit springen<br />
– auf jedem Bein 5 Hüpfer rückwärts ausführen<br />
2. Gleichgewicht<br />
– aus 30 cm Höhe zum sicheren Fussballenstand<br />
niederspringen<br />
– Fuss hinter Fuss mit angelegten Armen<br />
und geschlossenen Augen 10 Sekunden<br />
stehen<br />
– über eine 3 Meter lange und 5 cm breite<br />
Latte ohne Bodenberührung vorwärtsgehen<br />
3. Werfen und Fangen<br />
– einen Ball dreimal nacheinander gegen<br />
den Boden prellen<br />
– einen aus 2 Meter Abstand in Brusthöhe<br />
zugeprellten Ball sicher auffangen<br />
– Schlagballweitwurf: Jungen 10 Meter;<br />
Mädchen 5 Meter<br />
4. Hand- und Fingergeschicklichkeit<br />
– 2 Spielkarten dachförmig gegeneinander<br />
legen<br />
– einen randvoll gefüllten Becher ohne<br />
Verschütten 5 Meter weit tragen<br />
– die erhobenen Hände im Handgelenk<br />
während 5 Sekunden zehnmal zügig<br />
hin- und herdrehen<br />
Bewegung fördert Mut und<br />
Selbst-Vertrauen!<br />
In diesem motorischen Kontext wird<br />
verständlich, dass nicht die Kraft per se,<br />
sondern die Bewegungskoordination und<br />
damit die Körperkontrolle eine entscheidende<br />
Rolle spielen. «Motorisches Selbstvertrauen»<br />
führt zu aktiver und damit<br />
zweckmässiger Haltung. Begünstigt wird<br />
diese durch das Wissen, wie die Körperabschnitte<br />
idealerweise übereinander angeordnet<br />
werden können.<br />
Abb. 4: Hohe Ausprägung der Beherrschung des «Ungleichgewichts» bei multifunktionaler<br />
Bewegungsaufgabe – zum Beispiel gehen und balancieren.