SPENGLER CUP DAVOS - Jahrbuch 2022 (70-er Jahre)

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SIEGER VON DAMALS 67 : Der erste Deutsche in der NHL 1979 waren Gerhard und Udo Kiessling zusammen mit dem EC Köln am Spengler Cup, der Vater als Trainer, der Sohn als Defensiv-Haudegen. Drei Jahre später spielte Udo Kiessling, der dieses Jahr vom Davoser Andres Ambühl als Rekordspieler an Weltmeisterschaften abgelöst wurde, als erster Deutscher in der NHL. : Udo Kiessling war der erste Deutsche in der NHL. Mit Schlittschuhgrösse 22 ging Udo Kiessling als Dreijähriger aufs Eis, wenn Vater Gerhard das Training mit Krefeld, seiner ersten Stelle in Westdeutschland, abgeschlossen hatte. « Ich fand dies damals spannender als Radfahren », erzählt Udo Kiessling heute. Im Alter von fünf Jahren gehörte er bereits dem Nachwuchsteam von Preussen Krefeld an, in dem kein anderer Spieler jünger war als zehn Jahre. Nationaltrainer im Osten und Westen – Eishockey als Beruf und Berufung 1957 hatte sich Gerhard Kiessling mit seiner Familie und damit auch mit dem zweijährigen Udo in den Westen abgesetzt. Neun Jahre war er zuvor Staatstrainer der DDR gewesen. 1958 wurde er Eishockey-Bundestrainer und qualifizierte sich mit seinem Team für die Olympischen Spiele 1960 in den USA. Aus politischen Gründen durfte er aber nicht mitfahren. Also betreute er die Rollhockey-Nationalmannschaft (1962 bis 1965) und trainierte im Nachwuchsbereich des Eishockeysports, bevor er von 1971 bis 1974 erneut das Amt des Bundestrainers übernahm. Udo Kiessling gab sein Bundesligadebüt beim SC Riessersee. Vater und Sohn waren lange im selben Team, gewannen 1977 und 1979 mit Köln den deutschen Meistertitel. 1979 und Gerhard mit der Düsseldorfer EG auch 1980 waren sie am Spengler Cup. Udo blieb bei Köln und gewann später noch vier Meistertitel (1984, 1986, 1987, 1988). Für beide war Eishockey Berufung und Beruf. Sie liebten den Sport, schauten aber bereits früh, dass sie dafür auch entsprechend entschädigt wurden. Mutter Lore führte eine Pension und fuhr die vier Jahre ältere Schwester Ute, eine leidenschaftliche Eiskunstläuferin, zum Training. Berge, ein gutes Hotel, der geliebte Sport – es passte alles Udo Kiessling war zuerst Mittelstürmer, bis ein Verteidiger ausfiel. Er trainierte viel und spielte härter als seine Konkurrenz: « Das war mein Entscheid. Als Sohn des Trainers habe ich mehr einstecken müssen und damit auch mehr ausgeteilt, um mir Respekt zu verschaffen. » Auch der Vater als Trainer war zu Udo strenger als zu den anderen Spielern: « Ich habe es akzeptiert. Es war Motivation und Belastung zugleich. Aber ich denke, dass ich es gut hingekriegt habe. » Durch den Sport sei er immer unterwegs gewesen: « Mein Leben war durch den Sport bestimmt und abwechslungsreich. Ich genoss die Kollegialität im Team. Die Zeit verging wie im Fluge. » Besonders schön seien die Einsätze am Spengler Cup gewesen: « Die Spiele waren hochklassig und Davos schön. Berge, ein gutes Hotel, der geliebte Sport – es passte alles. Oft reisten auch die Spielerfrauen mit. Das war zu jener Zeit mehr als aussergewöhnlich. » Die Zuschauer – viele auch aus Deutschland – seien begeistert gewesen: « Ich bin froh, dass ich diese Zeit miterleben durfte. » Die Verbindung zu den Spielern aus der Sowjetunion und der Tschechoslowakei sei distanziert gewesen: « Wir haben uns gegrüsst, mehr nicht. » Das erste NHL-Spiel war auch das letzte 1982, Udo Kiessling hatte gerade zwölf Tage Eishockeypause, reiste er für sein National Hockey League-Spiel nach Minnesota. Für ihn war von Beginn an klar, dass es nur einen kurzen Roadtrip werden würde: « Es war eine andere Welt. Ich war im Wunderland und bin mit grossen Augen rumgelaufen, so wie ein kleines Kind an Weihnachten. » Das Stadion, die Kabine, der Trainerstab: Alles sei riesig gewesen. « Für mein erstes Spiel hatte ich ganz gut gespielt. Ich hätte gutes Geld verdient. » Doch Kiessling wusste auch, dass er es als Ausländer nicht einfach haben würde: « Ich fühlte mich mit 27 Jahren zu alt für dieses Abenteuer und mein Herz schlug weiter für die deutsche Nationalmannschaft – ich wollte für die Weltmeisterschaft in Finnland zurück sein. » Noch 14 Jahre spielte Kiessling danach in der Bundesliga. Die Entscheidung, zurückzutreten, fiel spontan: « Als mir ein Journalist vor dem Länderspiel sagte, dass ich den Rekord von 320 Länderspielen knacken würde, wusste ich, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, um ‹Auf Wiedersehen› zu sagen. » Kiessling spielte am Canada- Cup, fünf Mal an den Olympischen Spielen – mit Bronze 1976 als Highlight – und an 13 Weltmeisterschaften. An seinem 68. Geburtstag schnappte ihm der Davoser Andres Ambühl den Rekord von 119 Einsätzen an Weltmeisterschaften weg. « Dass Ambühl über bald zwei Jahrzehnte so viel Ausdauer zeigt, ist würdigungsreif. Ich gratuliere ihm dazu », so Udo Kiessling.
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