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EPP 11.2022

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TEST & QUALITÄTSSICHERUNG «<br />

Sollte es dennoch zu einer Reklamation<br />

kommen, kann das viele Gründe haben –<br />

etwa wenn die Bonddrähte trotz Flüssigverkapselung<br />

(Glob-Top-Verfahren) aus<br />

dem Schutzmaterial herausragen und im<br />

Endprodukt harschen Umwelteinflüssen<br />

ausgesetzt sind. Der umgekehrte Sachverhalt<br />

liegt vor, wenn der Draht so flach<br />

verläuft, dass er andere Bauteile berührt.<br />

In beiden Fällen bringt eine zuverlässige<br />

3D-Inspektion erhebliche Vorteile. „Das<br />

für optische Inspektionssysteme typische<br />

Streifenprojektionsverfahren stößt bei<br />

Bonddrähten allerdings schnell an physikalische<br />

Grenzen“, so Melanie Wons, Senior-Applikationsspezialistin<br />

im Unternehmen.<br />

Grund sind vor allem die sehr<br />

starken Reflexionen auf den Drähten. Hier<br />

gilt es also, auf das richtige Pferd zu setzen<br />

und die richtige Technologie zu wählen.<br />

Viscom nutzt für sein 3D-Verfahren in<br />

der Drahtbondinspektion feinste Variationsmöglichkeiten<br />

bei Fokusebenen und<br />

Tiefenschärfen. Der höchste Punkt der<br />

Drähte kann zuverlässig gemessen werden,<br />

genauso wie alle anderen Höhen des<br />

Drahtverlaufs. Das gilt ebenfalls für die<br />

Start- und Endpunkte der Drähte, um z. B.<br />

Abheber zu erkennen.<br />

Besonderer Fokus auf<br />

die Drahtlängen<br />

Die 3D-Analyse ermöglicht es zudem,<br />

die tatsächliche Länge eines Drahtes zu<br />

ermitteln. „Ohne die dritte Dimension<br />

kann man sich lediglich die Entfernung<br />

zwischen Ball und Wedge und die laterale<br />

Länge des Drahtes anzeigen lassen, also<br />

die Kurvenverläufe ausschließlich von<br />

oben betrachtet – vergleichbar etwa mit<br />

einem auf dem Tisch liegenden Faden,<br />

den man auf einem Blatt Papier nachzeichnet“,<br />

erläutert Melanie Wons. Wenn<br />

es also um die wirkliche Länge der Drähte<br />

geht, ist die z-Information unverzichtbar.<br />

In der Praxis spielt eine darauf ausgerichtete<br />

automatische Inspektion aus unterschiedlichen<br />

Gründen eine wichtige Rolle.<br />

„Die tatsächlichen Längen sind bei Dünndrähten<br />

dann relevant, wenn es um Hochfrequenzanwendungen<br />

geht, weil jeder<br />

Draht wie eine Antenne wirkt“, erklärt Rolf<br />

Demitz, als Vice President verantwortlich<br />

für den Bereich Drahtbondinspektion. „Bei<br />

den Leistungsanwendungen wiederum<br />

sind die Drahtlängen entscheidend, da jeder<br />

Draht auch einen Widerstand darstellt“,<br />

so Demitz weiter. Fließt sehr viel<br />

Strom über den Draht, kann er bei Überlastung<br />

extrem heiß werden und<br />

schlimmstenfalls schmelzen. Erfüllt er zugleich<br />

eine Sicherungsfunktion, kann das<br />

jedoch sogar gewollt sein, um die Elektronik<br />

vor zu viel Leistung zu schützen.<br />

Muss bei der Fertigung auf bestimmte<br />

Loopformen geachtet werden, lässt sich<br />

in der Inspektionssoftware ein vordefinierter<br />

Kanal aufziehen, der exakt vorgibt,<br />

wie der Draht designkonform zu verlaufen<br />

hat. Die Qualitätskontrolle liefert dann<br />

messgenaue Informationen darüber, wo<br />

dieser zulässige Bereich eingehalten wird<br />

und wo nicht. Das Verfahren ist sowohl<br />

für Dickdrähte, also oberhalb von 100 µm,<br />

als auch Bändchen und Dünndrähte bis<br />

20 µm Drahtdurchmesser geeignet. Viscom<br />

bietet die 3D-Funktionalität mit seinen<br />

Systemen S6053BO-V und S6056BO<br />

an sowie ebenfalls für die X7056-II BO,<br />

welche Drahtbondinspektion mit Röntgeninspektion<br />

kombiniert. 2D-Maschinen<br />

im Feld können bei entsprechender Eignung<br />

ein 3D-Upgrade bekommen.<br />

Kleinste Durchmesser und<br />

Kontaminationen<br />

Vor dem Hintergrund der voranschreitenden<br />

Miniaturisierung darf bei der Entscheidung<br />

für ein Drahtbond-Inspektionssystem<br />

selbstverständlich das Thema<br />

Auflösung nicht außer Acht gelassen<br />

werden. Für Dickdrähte reichen in manchen<br />

Fällen schon 8 µm pro Pixel. Will<br />

man auf einem Produkt allerdings Bereiche<br />

der Signalverarbeitung genauestens<br />

prüfen, sind schnell höhere Pixelauflösungen<br />

erforderlich. „Dünndrähte setzen<br />

um die 5 µm voraus. Für besonders kleine<br />

Durchmesser bietet Viscom ein Sensormodul<br />

mit einer Auflösung von rund<br />

2,3 µm pro Pixel an“, sagt Wolf Rüdiger<br />

Pennuttis. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen<br />

Bildschärfe und der besonderen Beleuchtungsoptionen<br />

eignen sich Drahtbond-Inspektionssysteme<br />

des Herstellers<br />

überdies bestens für Oberflächenprüfungen.<br />

Deshalb setzt man sie zusätzlich als<br />

„Post-Placement-AOI“ ein und damit bereits<br />

vor dem Bonden.<br />

electronica, Stand A3.642<br />

www.viscom.com<br />

Bild: Viscom<br />

Diode in 3D-Ansicht<br />

mit Höhenprofil eines<br />

der Dickdrähte und<br />

Übersichtsbild mit danebenliegendem<br />

IGBT<br />

Ein angelegter Kanal (blaue Linien) gibt vor, wo<br />

der Draht sich befinden muss, um festgelegte<br />

Qualitätsanforderungen zu erfüllen – oben ordnungsgemäß,<br />

unten abweichend<br />

Bild: Viscom<br />

Bild: Viscom<br />

<strong>EPP</strong> » 11 | 2022 61

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