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ImmoFokus Zinshaus Special

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<strong>Zinshaus</strong> <strong>Special</strong><br />

ESG in der<br />

<strong>Zinshaus</strong>bewertung<br />

Brennpunkt Bestandgebäude. „Ist es nachhaltig oder nicht?“ – Astrid Grantner-Fuchs,<br />

Geschäftsführerin bei EHL Immobilien Bewertung, spricht im Interview über den Einfluss von<br />

ESG aus Bewertersicht und warum sie zuletzt eine Prüfung zum ÖGNI-Consultant abgelegt hat.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

Das Wiener <strong>Zinshaus</strong> ist Ihre Lieblings-<br />

Asset-Klasse. Warum?<br />

Astrid Grantner-Fuchs: Mich begeistert die<br />

historische Bausubstanz. Bei Besichtigungen<br />

finde ich immer wieder Baudetails oder Ornamente,<br />

die mein Herz höherschlagen lassen.<br />

Darüber hinaus gefällt mir die Beständigkeit<br />

dieser Objekte – in meiner Vorlesung an der<br />

TU ist das <strong>Zinshaus</strong> das klassische Beispiel, um<br />

im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen<br />

Gesamtnutzungsdauer von Gebäuden den<br />

Begriff „fiktives Baujahr“ zu erklären. Ein<br />

solide saniertes und entwickeltes <strong>Zinshaus</strong> ist<br />

für mich eines der besten Beispiele für eine<br />

nachhaltige Immobilienentwicklung.<br />

Was sind die wichtigsten Faktoren, in<br />

denen sich die Nachhaltigkeit aus Ihrer<br />

Sicht widerspiegelt?<br />

Im Wesentlichen sind das drei Faktoren. Zum<br />

Ersten: so einfach es klingt – das Objekt steht<br />

schon da, die Ressourcen, die vor über 100<br />

Jahren verbraucht wurden, sind dort schon<br />

gebunden. Dann sind die Potenziale aus der<br />

Nachverdichtung durch Zu- und Ausbau des<br />

Bestands ein ganz wesentlicher Punkt. Es werden<br />

zwar durch Neuherstellung von Gebäu-<br />

„Wir sind gefordert, da es unsere<br />

zentrale Aufgabe ist, in der<br />

Bewertung den Markt zu<br />

reflektieren.“<br />

deteilen wieder Ressourcen verbraucht, aber<br />

es wird kein weiterer Boden versiegelt und die<br />

Nutzfläche des Bestands kann oft erheblich<br />

vergrößert werden. Dazu kommt als dritter<br />

Punkt der riesige Vorteil der bestehenden<br />

Infrastruktur – Öffi-Anbindung, Nahversorgung<br />

und sonstige soziale Infrastruktur sind<br />

vorhanden – und darauf kann im besten Fall<br />

sogar aufgebaut und das ganze Grätzel positiv<br />

weiterentwickelt werden. Für die öffentliche<br />

Hand sollte allein aus der bloßen Kostensicht<br />

Nachverdichtung oberste Priorität haben.<br />

Astrid Grantner-Fuchs,<br />

EHL Immobilien Bewertung<br />

Nachhaltigkeit ist aber auch unmittelbar<br />

mit dem Thema Energieversorgung<br />

verknüpft. Die meisten Zinshäuser<br />

werden immer noch mit Gas beheizt. Wie<br />

wirkt sich das angesichts der derzeitigen<br />

Energiekrise aus?<br />

Dieses „Schicksal“ der Energieversorgung aus<br />

fossilen Energieträgern teilen sich Zinshäuser<br />

ja grundsätzlich mit dem gesamten<br />

Gebäudebestand. Allein in der Stadt Wien<br />

sollen bis 2040 etwa 400.000 Gasthermen<br />

ausgetauscht werden. Das sind fast 2.000 pro<br />

22 <strong>ImmoFokus</strong>

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