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Auf das <strong>Zinshaus</strong><br />
kommt einiges zu<br />
„Best-Practice-Beispiele<br />
zeigen, dass es<br />
möglich ist, Zinshäuser<br />
CO2-neutral zu machen.“<br />
I<br />
mmer öfter prasseln die Begriffe Green<br />
Deal, EU-Taxonomie und ESG nun auch<br />
auf das <strong>Zinshaus</strong> ein. Doch was bedeutet<br />
das? Wie kommt Nachhaltigkeit in<br />
ein <strong>Zinshaus</strong>? Und vor allem: Wer finanziert das?<br />
Das Mietrechtsgesetz (MRG) ist eisern festgeschrieben<br />
und die dürftigen Mieteinnahmen<br />
lassen den Vermietern kaum die Möglichkeit,<br />
eine Sanierung, Dämmung beziehungsweise<br />
neue Heizungsanlagen zu finanzieren. Dennoch<br />
fordern Green Deal und EU-Taxonomie die CO2-<br />
Neutralität von Gebäuden. Was fehlt sind effiziente<br />
Systeme, mit denen Gebäude umgestellt<br />
werden können. Die derzeitigen Möglichkeiten<br />
zur Umstellung sind rar, die Kosten hoch, und<br />
dann müssen auch noch alle Mieter einverstanden<br />
sein. Kein leichtes Unterfangen also.<br />
Aber…<br />
Die ersten <strong>Zinshaus</strong>besitzer nehmen Geld in<br />
die Hand, um ihre Immobilien fit zu machen.<br />
Ein Anreiz von Seiten der Politik in Form von<br />
Förderungen wird für die Massen an Umstellungen<br />
von Nöten sein. Interessant könnte<br />
auch ein Anreiz in Form einer Reform des<br />
MRG sein, wenn der Vermieter nach dem<br />
Einsatz erheblicher Eigenmittel einen angemessenen<br />
Mietzins verlangen kann. Ein ewiger<br />
Wunschtraum vermutlich. Verschließen<br />
kann sich das <strong>Zinshaus</strong> den ESG-Kriterien auf<br />
Dauer nicht. Die Banken werden den Druck<br />
über die Finanzierungsseite erhöhen und<br />
eventuell in einigen Jahren nicht taxonomiekonforme<br />
Zinshäuser nicht mehr finanzieren.<br />
Auch Mieter und Käufer von Altbauwohnungen<br />
werden langfristig Druck ausüben, wenn<br />
sowohl die Betriebs- als auch die Heizkosten<br />
immer mehr in die Höhe schnellen.<br />
Dennoch…<br />
Der Immobilienbranche ist durchaus bewusst,<br />
dass eine Umstellung auf eine CO2-<br />
Neutralität unumgänglich ist. Ein Anschluss<br />
an die Fernwärme ist wohl der einfachste<br />
Weg, diese zu erreichen. Auch wenn die<br />
Fernwärme mit 60 Prozent Gas befeuert<br />
wird, wird auch diese CO2-neutral werden<br />
müssen. Tiefbohrungen, Wärmepumpen,<br />
Gemeinschaftsheizanlagen, Wärmetauscher<br />
und Photovoltaikanlagen sind – so lieferbar<br />
– derzeit verfügbar. Viele warten auf innovative<br />
Lösungen. Fakt ist, die Häuser müssen<br />
gesamt umgestellt werden. Da braucht es<br />
auch die Unterstützung der Politik, damit<br />
sich nicht einzelne Mieter aus dem System<br />
ausnehmen können. Druck kann da derzeit<br />
nur über die Kosten ausgeübt werden. Dass<br />
das funktioniert, sehen wir an der Auswirkung<br />
der EU-Taxonomie auf die Finanzierungen.<br />
Bis dahin schaut man andächtig auf<br />
Best-Practice-Beispiele wie den Smart-Block<br />
Geblergasse im 17. Bezirk in Wien, bei dem<br />
im Zuge einer Sockelsanierung erstmals<br />
in Österreich im historischen Bestandsbau<br />
Geothermie zum Einsatz kommt. Die<br />
Erdwärme-Anlage lässt jederzeit einen Ausbau<br />
zu, sodass das technische Versorgungskonzept<br />
in Zukunft zu einem Anergienetz<br />
für den gesamten Straßenblock ausgebaut<br />
werden kann. Weitere Projekte folgen, wie<br />
das energieautarke <strong>Zinshaus</strong> in der Linzer<br />
Straße im 14. Bezirk von Pentas Investments.<br />
Diese Entwicklung zeigt, dass es möglich ist,<br />
Zinshäuser CO2-neutral zu machen. Ein Hoffnungsschimmer,<br />
passend zu Weihnachten.<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
Foto: Adobe Stock<br />
<strong>Zinshaus</strong> <strong>Special</strong> 2022<br />
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