BOLD THE MAGAZINE No.65

10 // BOLD THE MAGAZINE INTERVIEW / SCARLETT JOHANSSON
Mehr als 14 Milliarden Dollar haben die Filme von Scarlett Johansson weltweit bislang
eingespielt. Doch die Amerikanerin, die man aus Marvel-Abenteuern genauso kennt wie
aus Woody Allen-Filmen, ist viel mehr als bloß Superheldin und Sexsymbol. Und das
schon seit bald 30 Jahren! Jetzt kehrt sie nach einer Leinwand-Pause mit „Asteroid City“
von Wes Anderson ins Kino zurück.
Dass für Kinderschauspieler die Karriere
vorbei ist, sobald sie die Pubertät hinter sich
haben, war immer schon eine Regel, für die
es fast so viele Ausnahmen wie Belege gab.
Die Liste all jener, die auch als Erwachsene
vor der Kamera Erfolge feiern konnten,
reicht von Jodie Foster über Neil Patrick
Harris bis zu Kristen Stewart. Das Paradebeispiel
allerdings ist Scarlett Johansson.
Denn die hat es nach ihrem Kinodebüt im
Alter von neun Jahren längst zum größten
Star von Hollywood geschafft, zumindest
wenn man danach geht, wessen Filme weltweit
am erfolgreichsten waren.
Den Ehrgeiz, es ins Rampenlicht und
nach ganz oben zu schaffen, entwickelt
Johansson früh. Geboren im November
1984 in Manhattan, als Tochter eines dänischen
Architekten und einer jüdisch-amerikanischen
Produzentin, stellt sie schon als
kleines Kind – so geht die Legende – Tanzund
Gesangsnummern für die Familie
auf die Beine. Vor dem Spiegel übt sie, auf
Kommando zu weinen; nach Schulschluss
stehen Stepp-Unterricht und bald auch
Schauspielkurse auf dem Programm. Zwei
Sätze in einem Theaterstück mit Ethan
Hawke sind ein erstes Highlight, doch wirklich
Feuer und Flamme ist sie vor allem bei
ihrer ersten Kinorolle in der Romanverfilmung
„North“ mit Elijah Wood, Bruce Willis
und Kathy Bates. Da ist Johansson noch
keine zehn Jahre alt.
Dann geht es Schlag auf Schlag. Zwei Jahre
später spielt sie in dem kleinen Drama
„Manny & Lo“ ihre erste Hauptrolle und
wird prompt für den Independent Spirit
Award nominiert. Kurz darauf dreht sie
mit Robert Redford „Der Pferdeflüsterer“.
Als ihr mit „The Man Who Wasn’t There“
von den Coen-Brüdern und der Comic-
Verfilmung „Ghost World“ 2001 endgültig
der Durchbruch gelingt, ist sie noch
immer nicht einmal volljährig. Mit klassischen
Teenie-Rollen hält sich Johansson
trotzdem nicht lange auf. Im Gegenteil: Die
Golden Globe-nominierten Rollen in Sofia
Coppolas Oscar-Gewinner „Lost in Translation“
an der Seite von Bill Murray sowie
im Historiendrama „Das Mädchen mit dem
Perlenohrring“ machen sie schnell zu Hollywoods
erster Wahl, wenn es um anspruchsvolle
Rollen für junge Frauen geht.
Eine Weile lang spezialisiert sich Johansson
vor allem auf kleinere, dramatische Rollen,
in denen sie ihr schauspielerisches Talent
voll zur Geltung bringen kann. Mainstream-
Abstecher wie im Actionthriller „The Island“
von Michael Bay oder der RomCom „Er
steht einfach nicht auf dich!“ bleiben die
Ausnahme und eher erfolglos.