BOLD THE MAGAZINE No.65

74 // BOLD THE MAGAZINE MOTION / REPORTAGE
Die Formel 1 erlebt seit einigen Jahren die womöglich größte, populäre Renaissance
Ihrer bald 75-jährigen Geschichte. Man könnte meinen, dass der allgegenwärtige
Trend zu alternativen Antrieben und Co. auch bei dem größten Autorennen der
Welt für ordentlich Bewegung sorgt, jedoch scheint die Faszination von Motorenlärm
und Benzingeruch ungebrochen. BOLD war mit dem französischen BWT Alpine
F1-Team unterwegs und wagte einen exklusiven Blick hinter die Kulissen eines
Rennwochenendes – in der südlichsten Metropole der USA: Welcome to Miami!
Für uns beginnt das Wochenende am
frühen Freitagmorgen im legendären
Strandort South Beach. Wake-up call
ist bereits um 06.00 Uhr, denn in einer
halben Stunde geht die Sonne auf. Und
was macht man hier um diese Uhrzeit?
Richtig! Sportsachen anziehen und am
Strand joggen gehen.
Entlang des Ocean-Drive, der bereits
Drehort unzähliger Filmklassiker und
Wohnsitz von Persönlichkeiten wie
Gianni Versace war, treffen um diese
Uhrzeit zwei Welten aufeinander – Party
und Business. Die einen schlafen noch
genüsslich ihren Rausch im Sandstrand
aus, während die anderen schon eifrig
in Ihre Headsets sprechen und den
Assistenten die zahlreichen Aufgaben
des Tages übermitteln. Um uns herum
nichts als Strand, Palmen und gebräunte,
durchtrainierte Körper, eine überdurchschnittliche
Portion Geltungsbedürfnis,
jede Menge Sportwagen und Menschen
mit dem gewohnten Schuss Botox in den
Lippen, die sich allesamt beim allmorgendlichen
Sport die Hantel reichen.
Jetzt aber ab unter die Dusche, und los
geht‘s zur Rennstrecke – dem Miami
International Autodrome am Hard Rock
Stadium. Fernab von all dem Lifestyle
und Trubel der Großstadt beginnt das
Alpine F1-Team um die beiden französischen
Rennfahrer Pierre Gasly und
Esteban Ocon den Tag wesentlich fokussierter.
Physiotherapie, Reaktionstraining
und das Verinnerlichen des Streckenablaufs
stehen auf dem Plan. Der Freitag
steht bei der Formel 1 im Zeichen des
Trainings und zahlreicher Testläufe. Die
5,41 Kilometer lange und mit 19 Kurven
technisch anspruchsvolle Rennstrecke
ist erst im vergangenen Jahr (2022)
eröffnet worden und der dunkle, frisch
aufgetragene Asphalt reflektiert das gleißende
Sonnenlicht bei durchschnittlich
30 °C Außentemperatur. Eine Herausforderung
für Mensch und Maschine. Die
meist aus Carbon gefertigten 910 Kilogramm
leichten Rennwagen (Gewicht:
inklusive Fahrer!), werden mit der
passenden Bereifung ausgestattet, und
für den bestmöglichen Anpressdruck,
wird die richtige Höheneinstellung
ermittelt. „Der Erfolg hängt zu 98% vom
Fahrzeug und zu 2% vom Fahrer ab“, sagt
Rennfahrer Esteban Ocon.
Erst zum zweiten Mal findet einer der
diesjährig insgesamt 23 Grand Prix in