BOLD THE MAGAZINE No.65

MOTION / REPORTAGE
BOLD THE MAGAZINE // 81
gekennzeichnet sind und einem Zugang
zum exklusiven Paddock Club gewähren.
Aber mal ehrlich: Wie sehr ist man eigentlich
ein VIP, wenn im nächsten Moment
Tom Cruise an einem vorbeiläuft?
Zurück zum Thema. Das Qualifying
beginnt! Die Teams sind nun vollauf
konzentriert. In einer sogenannten Fastlap
versuchen die 20 teilnehmenden
Rennfahrer jetzt, die schnellstmögliche
Rundenzeit zu erzielen. Das respektable
Ergebnis für die Startaufstellung (5. und 8.
Platz), lässt die Anspannung der Alpine-
Crew für den Moment sichtlich fallen.
Die Fahrzeugeinstellungen scheinen zu
passen und ab jetzt liegt die volle Konzentration
auf dem kommenden Tag.
„An jedem verdammten Sonntag“ hieß
bereits der Film-Titel des 1999 veröffentlichten
Sportdramas von Oliver Stone.
Und auch für unsere Gastgeber heißt
es während der Saison: Immer wieder
Sonntags – ist Renntag!
Eins muss man den US-Amerikanern
lassen: Sie wissen, wie man eine Show
auf die Beine stellt. Das Vor und Nach
dem Rennen ist hier so wichtig wie das
Rennen selbst. Über unseren Köpfen
fliegt ein TV-Helikopter filmreife Formationen.
Pünktlich um 15.30 Uhr stehen
abertausende Fans, die sich bislang auf
der rummelartigen Vergnügungsmeile
rund um das Stadium aufhielten, für die
Nationalhymne der USA auf den Rängen
der Tribüne. Zuvor hatten sich Heerscharen
an Prominenten die Startaufstellung
angesehen. Von Jeff Bezos (Amazon),
über Serena Williams (Tennisstar) bis hin
zu LL Cool J (Musiklegende) ist hier in
Miami wirklich alles vertreten, was Rang
und Namen hat. Wir sind etwas abseits
vom Getümmel in der Boxengasse und
erleben ein Team, das sich nur Minuten
vor dem Start ruhig und konzentriert
auf das anstehende Rennen einstellt.
Wenig später, im Verlauf des Rennens,
sitzt die Alpine-Crew vor einer Vielzahl
von Monitoren in der Box und beobachtet
minutiös, was auf der Strecke mit
Rennfahrern und Rennwagen passiert.
Alles im Rennen dauert scheinbar nur
Bruchteile von Sekunden. Rennfahrer
Pierre Gasly wird in die Box zum Reifenwechsel
gerufen, und in 2,3 Sekunden
ist er mit neuer Bereifung wieder auf der
Strecke. Zeit ist eben das A und O in der
Formel 1.
Und im Hintergrund, noch während das
Rennen im vollen Gange ist, fängt ein Teil
des Teams mit dem Abbau der Box an.
Denn der allwöchentliche Wanderzirkus
zieht weiter und die logistische Meisterleistung,
stehst pünktlich am andern
Ende der Welt parat zu sein – mit all dem
notwendigen Equipment, fängt wieder
von vorne an. Die beiden Rennwagen
sind dabei im Übrigen die einzigen
Maschinen, die zusammen mit der Crew
per Flugzeug reisen. Den Rest des Equipments
gibt es immer doppelt, und es
kommt per Frachtcontainer auf einem
Ozeanriesen oder via LKW hinterher. Für
uns gehen 3 Tage voller neuer Eindrücke
und Erfahrungen zu Ende. Spürbar angeregt,
lassen wir den Abend mit einem
kalten Bier und einer Portion Tapas in
einem spanischen Restaurant in Miami
Beach ausklingen. Das Alpine F1-Team
fährt mit 6 gewonnenen Punkten und
einer Top 10 Platzierung beider Fahrer für
kurze Zeit nach Hause zu den Familien,
um dann für die kommenden Formel 1-
Etappen wieder ausgeruht parat zu
stehen. Man könnte meinen, ihr eigentliches
Zuhause, sind die Rennstrecken
dieser Welt. Abschließend erlauben wir
uns noch eine Frage an den Team-Chef
zur Zukunft der höchstrangigen Rennserie
des Formelsports.
Herr Szafnauer, wie wird sich die
Formel 1 in den nächsten Jahren aus
Ihrer Sicht entwickeln?
Es ist immer eine Herausforderung, die
Zukunft vorherzusagen. Ich denke, wir
werden auf dem Gipfel des Motorsports
bleiben, aber wir müssen dabei auch ein
Auge auf unsere Umwelt werfen. Das
machen wir unter anderem mit unseren
Regularien, die besagen, dass wir bis 2026
mit 100 Prozent nachhaltigen Kraftstoffen
fahren werden und bis 2030 emissionsfrei
sind. Wenn wir das alles erreichen und
dabei den gegenwärtigen Unterhaltungswert
aufrecht erhalten, haben wir eine
großartige Zukunft vor uns.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.alpinecars.de