Fotos: Universal Pictures Germany
INTERVIEW / SCARLETT JOHANSSON <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 13 Stattdessen dreht sie vor allem mit Kino- Legenden wie Brian de Palma („The Black Dahlia“), Christopher Nolan („Prestige – Die Meister der Magie“) und nicht zuletzt immer wieder Woody Allen, für den sie bei „Match Point“, „Scoop – Der Knüller“ und „Vicky Cristina Barcelona“ vor der Kamera stand. Auch bei ihren musikalischen Unternehmungen interessiert sie breitenwirksamer Massengeschmack nicht wirklich: Für das 2008 erschienene Debütalbum „As I Lay My Head“ – immerhin Top 30 in den deutschen Charts – covert sie Tom Waits und kollaboriert mit David Bowie und den Yeah Yeah Yeahs, ein Jahr später veröffentlicht sie gemeinsam mit Pete Yorn „Break Up“. Johanssons Image ist – nicht nur, aber auch dank ihrer unverwechselbar rauchigen Stimme – lange das eines Sex-Symbols, ihre Ausstrahlung oft eher unterkühlt. Sandra Bullock oder Julia Roberts als „America’s sweetheart“ Konkurrenz machen kann sie damit nicht, doch als Actionheldin eignet sie sich bestens, wie sich ab 2010 zeigt. In „Iron Man 2“ ist sie erstmals als Black Widow zu sehen und fortan fester Bestandteil des Marvel-Universums. Zwischendurch darf sie auch im Überraschungserfolg „Lucy“ von Luc Besson oder der Manga-Adaption „Ghost in the Shell“ ordentlich zulangen, doch in erster Linie begeistert sie die Fans als wichtigstes weibliches Mitglied der Avengers. In acht Filmen spielt sie ihre Paraderolle, darunter in einem eigenen „Black Widow“- Abenteuer. Weil man in Pandemie-Zeiten bei Disney entscheidet, ausgerechnet „Black Widow“ nicht ins Kino zu bringen, sondern lediglich über den hauseigenen Streamingdienst auszuwerten, zieht die Schauspielerin 2021 gegen ihren Arbeitgeber vor Gericht. Sie fühlt sich um Einnahmen betrogen, die ihr auf Basis des Einspielergebnisses noch zugestanden hätten; am Ende einigt man sich außergerichtlich und gegen eine stattliche Summe. Mit dem Kapitel Marvel hat Johansson da allerdings ohnehin längst abgeschlossen – und sich lieber wieder auf kleinere Rollen konzentriert, die ihr darstellerisch mehr abverlangen. Mit Erfolg natürlich: für „Marriage Story“ und „Jojo Rabbit“ erhält sie ihre ersten beiden Oscar-Nominierungen. Im gleichen Jahr, wohlgemerkt! In ihrem neuen Film nun zeigt die zweifache Mutter, die nach Ryan Reynolds und dem französischen Werbefachmann Romain Dauriac in dritter Ehe mit dem Komiker Colin Jost („Saturday Night Live“) verheiratet ist, endlich auch mal wieder ihr komödiantisches Talent. Ihre Rolle in „Asteroid City“ von Wes Anderson ist klein, aber fein. In der schrägen und kunterbunten Geschichte über eine Alien-Landung in einem Wüstenörtchen in den 1950er Jahren spielt sie an der der Seite von Tom Hanks, Adrien Brody, Tilda Swinton, Steve Carell oder Jason Schwartzman eine prominente Schauspielerin, deren Tochter Ambitionen als Nachwuchs-Wissenschaftlerin hat. Doch auch die Rückkehr zum Drama ist längst unter Dach und Fach: Als nächstes wird Johansson in „My Mother’s Wedding“ zu sehen sein, dem Regiedebüt ihrer Kollegin Kristin Scott-Thomas, deren Tochter sie hier nach „Der Pferdeflüsterer“ und „Die Schwester der Königin“ zum dritten Mal verkörpert. Ms. Johansson, wenn man wie Sie schon als Jugendliche berühmt wird und ständig in andere Rollen schlüpft, ist es doch sicher doppelt schwierig, in Ruhe erwachsen zu werden, oder? Glücklicherweise komme ich ja noch aus der letzten Generation, die ohne Social Media und so etwas aufgewachsen ist. Wenn ich mir ansehe, wie junge Schauspieler heute von und in den Medien behandelt werden, bin ich wirklich froh, dass mir vieles davon erspart geblieben ist. Trotzdem war es nicht immer ganz einfach. Es kann dich ganz schön umhauen, wenn plötzlich die öffentliche Aufmerksamkeit auf dich gerichtet ist und jeder eine Meinung über dich hat. Da musste ich schon ein gesundes Selbstbewusstsein und einen gewissen Überlebensinstinkt mitbringen. Hat es Ihnen geholfen, einen Zwillingsbruder zu haben? Das ist schon eine spannende Frage, was es mit einem macht, wenn man ein Zwilling ist. Mein Bruder Hunter und ich waren uns immer unglaublich nahe. Ich war in meinem Leben nie wirklich allein, seit meiner Geburt. Das ist natürlich nicht spurlos an mir vorbeigegangen, im Positiven wie im Negativen. Zum Beispiel? Na ja, weil man es gar nicht kennt, ist die Angst vor dem Alleinsein manchmal ganz schön groß. Ich musste wirklich erst lernen, dass ich auch auf eigenen Füßen stehen