Fotos: Kia (L. Descamps)
DESIGN / INTERVIEW <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 43 noch ein halbes Jahr mitgemacht, bis das Auto fertig war. Aber es ist trotzdem Teil der neuen Ära, die nicht nur mit mir zu tun hat. Der EV6 ist ein Fahrzeug, das auf unserer Elektro-Architektur basiert. Und diese Elektro-Architektur hat ein paar Form-Nachteile. Dadurch haben sich diese Proportionen entwickelt. Der Radstand ist sehr lang, die Überhänge sind sehr kurz – und die Räder dann wieder eher groß für ein Fahrzeug von dieser Länge. Das sind üblicherweise Proportionen, die in der Vergangenheit nur bei Fahrzeugen der Luxus- und Premiumklasse zu finden waren. Aber durch die Vorgaben von Elektroautos müssen wir das so bauen, wie beispielsweise die langen Radstände, denn zwischen die Räder muss die Batterie passen. Damit auch noch die Reichweite stimmt, muss die Batterie eine bestimmt Größe haben. Und schon wird das Auto schwerer, wodurch sich die Notwendigkeit von großen Rädern ergibt. So entstehen bestimmt Formvorgaben und Proportionen, die eher untypisch sind für einen Cross-Over. Kia möchte bis 2027 15 Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen. Eines davon ist der EV9, der kürzlich in Los Angeles vorstellt wurde ... Der EV9 ist mit sieben Sitzen ausgestattet und für europäische Verhältnisse ein recht großer SUV. Wir sehen seinen Hauptabsatzmarkt aber eher in den USA und in Korea, wo die Autos nicht groß genug sein können. Es handelt sich um einen Großraum-Elektro-SUV mit fünf Metern Länge und drei permanenten Sitzreihen, so dass sieben Personen bequem Platz finden. Er ist auf der gleichen Design-Architektur aufgebaut wie der EV6. Was das Auto besonders macht, ist, dass es momentan nicht so viele Vergleichsmodelle gibt – vor allem, was den Preis betrifft. Und wie sieht es mit der Innenraumgestaltung aus? Ich bin sehr stolz auf das Innendesign, ich finde es fantastisch! Die Interior-Designer haben einen ausgezeichneten Job gemacht. Wir haben eine Nachhaltigkeitsliste mit zehn Punkten, eine „10-Point-Sustainable- Must-Have-List“, die sicherstellen soll, dass ein gewisser Anteil der verwendeten Materialien zum einen recyclebar ist, zum anderen aus wiederverwertbaren Quellen stammt. Der EV9 ist das erste Auto, bei dem wir diese Vorgabe vollständig umgesetzt haben. Hier wurde zum ersten Mal kein Leder mehr verwendet, sondern stattdessen ein Kunstleder, das zu einem bestimmten Anteil aus Mais besteht. Ähnlich sieht es bei den Teppichen aus: Sie bestehen zu einem gewissen Teil aus recycelten Fischernetzen. Aber auch das Innendesign ist super spannend: Zum Beispiel können die Sitze in der zweiten Reihe um 180 Grad gedreht werden. Das ist deshalb möglich, weil kein Tunnel mehr im Fußbodenbereich benötigt wird. Ähnlich sieht es im Vorderraum aus: Auch hier ist kein Tunnel mehr nötig, weil das Heizklimagerät nunmehr unter die Haube verschoben wurde. Somit haben wir auch einen sehr offenen Fußraum. Das gefällt mir ausgesprochen gut, weil wir damit nicht nur die Objekte, sondern auch den Raum zwischen den Objekten designt haben. Für mich als Designer ist das eine wirkliche Entwicklung. Wo sehen Sie Kia in zehn Jahren? Ich möchte, dass Kia als einer der Mentoren der Branche gilt, bekannt für die Qualität unserer Designs, aber auch als Mentor für Design im Allgemeinen. Noch eine letzte Frage zum Kia-Slogan „Movement that inspires“: Wie ist Ihre persönliche Interpretation davon? Für mich bedeutet das, eine Verantwortung dafür zu haben, dass Menschen sich bewegen können. Wir hatten schon – und das bereits vor der Pandemie – die Diskussion darüber, was die Markenaussage sein soll. Natürlich stellt sich immer öfter die Frage danach, wie viel und wie oft man reisen soll. Wie groß soll der ökologische Fußabdruck sein, wie oft soll man das Flugzeug nehmen? Aber auf der anderen Seite hat sich die Menschheit weiterentwickelt, weil sie sich bewegt hat – durch Migration oder Völkerwanderung. Deshalb gehört es zu unserer Weiterentwicklung, und genau dafür tragen wir als Marke Verantwortung. Bewegung muss leistbar sein und sicher, und es müssen gute Produkte sein, die entwickelt werden. WEITERE INFORMATIONEN: www.kia.de