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“Die Fühl-Dich-Frei-Ausgabe" Sri Lanka Schweden Alaska Dolomiten Mekong Mallorca Kentucky Hotel-Tipps Auf dem Rhein und vieles mehr

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Mönche<br />

dürfen keinen<br />

weltlichen<br />

Besitz haben.<br />

Tag 1<br />

Beginnen wir mit der Beschreibung dessen, was so eine<br />

Fahrt mit dem Boutique-Boot von einer beliebigen Sause<br />

mit einer schwimmenden Kleinstadt unterscheidet.<br />

Die Mekong Sun ist nur 40 Meter lang und wirkt durch<br />

die eleganten Aufbauten aus Teak- und Mahagoniholz<br />

wie die schwimmende Gartenlaube eines skandinavischen<br />

Designers. Schuhe aus. Das ist der erste Satz, den<br />

wir an Bord hören – die glänzenden Holzbohlen sollen<br />

möglichst nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.<br />

Auf den beiden Decks befinden sich nur 14 Kabinen.<br />

Das Schwesterschiff Mekong Pearl hat nur eine Kabine<br />

mehr. Das heißt, dass nie mehr als 28 Gäste an Bord<br />

sind – zuzüglich der 16 Crewmitglieder natürlich, die<br />

wir im Rahmen einer Vorstellungsrunde kennenlernen.<br />

Bevor wir in Luang Prabang an Bord der Mekong<br />

Sun einchecken, bleibt ein Tag Zeit, um uns den wohl<br />

schönsten Ort Südostasiens anzuschauen. Luang Prabang<br />

gilt als Stadt der Tausend Pagoden, doch wirklich<br />

gezählt hat offenbar niemand. Ständig wechseln die<br />

Angaben. Sicher ist nur, dass es sehr, sehr viele Tempel<br />

sind. Man kann es jeden Morgen aufs Neue sehen.<br />

Dieses Schauspiel auf Luang Prabangs Straßen ist<br />

wirklich beeindruckend: Im Morgengrauen schwärmen<br />

Heerscharen leuchtend orange gekleideter Mönche aus,<br />

um sich ihre tägliche Spende abzuholen. Tak Bat heißt<br />

dieses Schauspiel, das auch als »Offering« oder »Einsammeln<br />

der Morgengabe« bekannt und zur beliebten<br />

Touristenattraktion geworden ist. Schweigend schlurfen<br />

die müden Mönche durch den Morgennebel und sammeln<br />

Früchte und eine Menge Klebereis in glänzenden<br />

Bottichen aus Plastik ein – ihr Frühstück, Mittag- und<br />

Abendessen. Mönche dürfen keinen weltlichen Besitz<br />

haben und sind auf dieses malerische Bettelritual angewiesen.<br />

Der Preis dafür: Touristen aus aller Welt rücken<br />

ihnen mit Kameras und Mobiltelefonen zum Teil sehr<br />

nah auf die Pelle. Nicht immer bleibt die Würde dieser<br />

traditionellen Zeremonie gewährleistet.<br />

Kaum haben sich die Mönche im Tempel zurückgezogen,<br />

öffnen die ersten Frühstückscafés in Luang<br />

Prabang. Avocados werden aufgeschnitten, Siebträger-Kaffeemaschinen<br />

zischen, frische Früchte werden<br />

auf Tellern zerteilt. Es könnte auch Ibiza sein oder ein<br />

Hipsterspot in New York, wenn man nicht so genau<br />

hinschaut. Luang Prabang ist dank üppiger Finanzspritzen<br />

seiner einstigen französischen Besatzer zu einer Art<br />

Freilichtmuseum geworden, hübsch anzusehen, aber<br />

doch auch sehr künstlich.<br />

Backpacker aus der ganzen Welt klappen hier in<br />

schmucken Gasthäusern ihre Laptops auf, die Restaurants<br />

und Cafés sind stilvoll aufgerüscht, die Straßen<br />

überwiegend sauber – mit dem Rest von Laos, einem der<br />

ärmsten Länder der Welt, hat Luang Prabang wenig zu<br />

tun. Das ist Fluch und Segen für die Bewohner dieser<br />

wundervollen Stadt, denn vom ursprünglichen laotischen<br />

Leben ist man hier zumindest in der historischen Altstadt<br />

weit entfernt. Selbst die rauen, lange so angenehm ungeordneten<br />

Tages- und Nachtmärkte haben sich verändert,<br />

sind weitgehend zugeschnitten worden auf westliche<br />

Bedürfnisse. Aber Vorsicht, es gibt Ausnahmen: Nicht<br />

jeder Besucher ist auf den Anblick von gekochten Ratten<br />

oder Flughunden eingestellt – oder auf blutige Stümpfe<br />

von Ziegenbeinen, die auf die Auslage tropfen.<br />

sommer <strong>2023</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

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