reisen EXCLUSIV Sommer 2023
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Wiederholt wurde Västervik zur Nummer eins der<br />
<strong>Sommer</strong>urlaubsziele in Schweden gewählt. Kajak fahren,<br />
Bouldern, Schwimmen, Saunieren, Segeln, Wandern –<br />
die Gegend ist ein Paradies für Leute, die es gerne aktiv<br />
haben. Autor Andreas Dauerer hat sich in der Schulter-<br />
saison für uns umgesehen – Eisbaden inklusive.<br />
VÄSTERVIK<br />
Langsam durchschneidet das gelbe Blatt<br />
die tiefblaue See. Wie ein Messer, das<br />
durch flüssige Butter gleitet. Erst links,<br />
dann rechts. Spiegelverkehrt und in rhthmischem<br />
Gleichmut. Mit jedem einzelnen<br />
Schnitt hüpft mein rotes Kajak einen kleinen<br />
Satz nach vorne. Beinahe lautlos. Sobald ich das<br />
Paddelblatt aus dem kalten ass ziehe, hinterlasse ich<br />
für den Moment eine Spur kleiner Strudel, und das Meer<br />
gurgelt zufrieden. Johannes ist schon ein bisschen vorausgefahren.<br />
Zwar blickt er sich immer wieder nach mir<br />
um, aber er weiß nur zu gut, dass, ähnlich wie beim<br />
Bergsteigen, auch beim Kajakfahren jeder sein eigenes<br />
Tempo paddelt. Johannes ist ein ganz interessanter Charakter.<br />
Einst war er bei der schwedischen Armee. Wenn,<br />
aus gegebenem Anlass, ein Kampfjet die südschwedische<br />
Stille durchschneidet, kann er nicht nur die Tpenbezeichnung<br />
nennen, er weiß auch direkt, dass die jetzt<br />
gerade bungsflüge machen. Bei der Armee war er auch<br />
mit dem Kajak unterwegs, das sieht man jeder seiner<br />
Bewegungen auch heute noch an. Einstudiert, geschult,<br />
schnell und überhaupt, sieht alles an diesem Modellathleten<br />
so mühelos aus. Aber bei der Armee geht es<br />
im Zweifel auch ganz anders zu, also entschied er sich,<br />
wieder in sein Västervik zurückzukehren. Mehr Zeit mit<br />
der Familie, wichtige Dinge machen. Er half bei der ntegration<br />
der Geflüchteten, die es hierher verschlagen<br />
hat. Und weil er die atur und das Draußensein so<br />
liebt, lag es nur nahe, dass er ungelenke Touristen wie<br />
mich auf eine Kajaktour durch die Schären führt. Einen<br />
halben Tag, einen Tag, aber auch Touren mit mehreren<br />
Übernachtungen im Zelt sind möglich. Zu tun hat er<br />
im <strong>Sommer</strong> genug, schließlich ist Västervik innerhalb<br />
Schwedens gleich zwei Jahre in Folge als beste <strong>Sommer</strong>destination<br />
gewählt worden. Es zieht Besucher aus<br />
der ganzen Welt an, auch wenn ich davon gerade relativ<br />
wenig sehe, bin ich doch außerhalb der Saison ins <strong>Sommer</strong>paradies<br />
gekommen. Wohl deshalb sitze ich auch in<br />
einem Trockenanzug im Kajak und bei acht Grad Wassertemperatur<br />
mag ich mir gerade nicht vorstellen, wie<br />
es wäre, wenn ich genau jetzt reinfallen würde.<br />
Beinahe mühelos gleite ich hier von Marielundsviken,<br />
etwa zehn Autominuten von Västervik entfernt,<br />
mit meinem gelben Kajak durch die See. Vorbei an vielen<br />
Felsen, die vom Meer ganz weich poliert zu sein<br />
scheinen. Die Bäume strahlen in herbstlichen Farben in<br />
der Sonne und immer wieder blicke ich auf die Stugor,<br />
die Ferienhäuschen der Schweden, die so auch direkt<br />
in Pippi Langstrumpf hätten vorkommen können. Sogar<br />
im engeren Sinne, schließlich kommt Astrid Lindgren<br />
aus Vimmerb, das gerade einmal 0 Kilometer westlich<br />
von Västervik liegt und natürlich ein Pippi-Langstrumpf-Museum<br />
besitzt, versteht sich von selbst. Für<br />
mich zählen heute aber nur das Wasser und der Schärengarten.<br />
.000 nseln gibt es hier, manche nicht mehr<br />
als ein Felsen, der aus der See heraussticht. Knapp 4.300<br />
Küstenkilometer sollen es sein, die hier zusammenkommen.<br />
Wahrlich ein Paradies für aturliebhaber, die angesichts<br />
des schwedischen Jedermannsrechts auch auf<br />
jeder Schäre ihr Zelt aufschlagen dürfen. Johannes wartet<br />
vor einer kleinen Brückendurchfahrt auf mich. Hier<br />
ist das Wasser sehr seicht. Würde ich auf Grund laufen,<br />
würde er mich natürlich rausziehen, lacht er. Aber alles<br />
geht einen entspannten Gang. ach insgesamt zwei<br />
Stunden machen wir ast. m u sind Decken ausgebreitet,<br />
der mobile Grill angeworfen und ein selbst erzeugter<br />
Apfelsaft eines Freundes von Johannes rinnt<br />
meine Kehle hinunter. Als dann auch noch Minipizzen<br />
auf dem Grill landen, muss ich schmunzeln. Schon erstaunlich,<br />
was alles in einem Kajak Platz hat und wenn<br />
sommer <strong>2023</strong><br />
<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />
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