NAH | Schweden 5.000 Inseln gibt es hier, manche nicht mehr als ein Felsen, der aus der See heraussticht. es dieses Mittel der Fortbewegung auf dem Wasser nicht schon gegeben hätte, dann würde ich fast vermuten, es wäre eigens für diese Schären hier erfunden worden. Zu gut passt das einfach alles zusammen. Die Pizzen sind schneller gegessen, als sie über dem Grill gegart wurden und sie schmecken, wie sollte es nach der Paddelei auch sein, hervorragend. Vor dem abschließenden Kaffee komme ich noch ein bisschen ins Schwitzen, schließlich müssen die Bohnen in Handarbeit gemahlen werden. Beinahe erschrecke ich mich, wie laut das Mahlgeräusch durch den sonst so stillen Schärengarten hallt. Aber die Mühe lohnt sich. Keine fünf Minuten später kocht die Espressokanne auf dem Grill fast über und ich freue mich, noch eine wach machende Wärme im Magen zu haben. m <strong>Sommer</strong> dürfte es einen Tick mehr Menschen geben, die sich die nseln erschließen. Oder wie hatte es gleich noch einmal Västerviks Boulder-kone Stefan asmussen mir am Vortag erzählt, als ich ihn nach einem normalen <strong>Sommer</strong>tag gefragt habe? »Wir fahren mit dem ad zum Wasser, steigen ins Kajak und legen dann auf einem der unzähligen Boulderspots auf einer nsel eine Klettereinheit ein, ehe wir dann verschwitzt ins Wasser springen.« rgendwann packen wir unsere Sachen wieder ein. So lautlos, wie wir gekommen waren, gehts auch wieder zurück. Die roten Häuschen scheinen jetzt im tief stehenden Licht noch puppenhafter zu sein, das Meer noch blauer und die Seele hüpft mit den Gedanken im Gleichschritt. Beinahe bin ich traurig, als wir wieder anlegen. Aber ich habe noch eine besondere Verabredung. »Ah, Deutschland. a, immerhin haben Sie ja noch ihre Hose anbehalten.« Mein Blick muss wohl eine gewisse rritation ausgedrückt haben, denn mit einem leichten Schulterzucken führt der junge Mann weiter aus: »a, Sie glauben ja nicht, was wir hier alles zu sehen kriegen. Viele denken bei Sauna und Badehaus, dass sie hier völlig entblättert herumlaufen können.« Der Mann strahlt – und ich tue es ihm direkt gleich. ch stehe nämlich gerade mitten im Warmbadhuset, wohlgekleidet im Bademantel nebst untergelagerter Badehose und warte auf Entspannung. Denn die wurde mir gewissermaßen versprochen, drüben, im Hotel Slottsholmen. Zugegeben, die Herrschaften dort dürften nicht ganz objektiv gewesen sein, schließlich handelt es sich bei beiden Häusern um die gleichen Eigentümer. Oder genauer: um eines der B von Abba. Und noch genauer: Björn Ulvaeus. Wer nach Västervik kommt, dürfte den amen öfter zu hören bekommen. Schließlich ist er in der ähe geboren, hat hier aber seine ersten musikalischen Gehversuche unternommen und schon mit 1 Jahren und seiner ersten Band an den hiesigen <strong>Sommer</strong>konzerten teilgenommen. 01 hat er hier ein Hotel eröffnet, das Slottsholmen, geführt von seiner Tochter Anna. Der Ansatz? Modern und nachhaltig und immer mit dieser Prise schwedischen Familiensinns. So sind die Dächer mit Solarpanelen ausgerüstet, deren erzeugter Strom für das Hotel und die privaten Apartments darüber mehr als ausreichend ist. m <strong>Sommer</strong> versorgt die auch eine Entsalzungsanlage, sodass daraus Süßwasser für das Slottsholmen gewonnen werden kann. Man sei einfach offen für alles gewesen, erzählt Anna über die Mission ihres Vaters. Das zeigt sich auch bei den Mitarbeitern. 0 ationen zählen die und anfangs sei es nicht leicht gewesen, alle von Västervik zu überzeugen. »Aber«, sagt Anna, »wem das nicht gefällt, der braucht auch nicht zu uns zu kommen.« Ganz einfach also. Das Hotel ist trotz ebensaison mehr als ordentlich und das estaurant so gut wie immer prall gefüllt. Mittags gibt es einen erschwinglichen Mittagstisch aus drei Gängen, wahlweise Fleisch oder Fisch und abends ein euisites Dinner la carte. berhaupt kommt auch in der Küche eine weitere Besonderheit dazu. Denn: Wer nicht aufisst, sorgt automatisch dafür, dass die Portionen kleiner werden. »Wir wiegen unsere Abfälle ab. Wenn wir merken, dass die Leute nicht aufessen, werden die Portionen einfach kleiner. Es gibt nichts Schlimmeres, als essen wegwerfen zu müssen.« Eine ziemlich einfache und wirksame Methode, wie finde ich. Aber zurück zu mir im Bademantel. eben dem Slottsholmen hat Ulvaeus auch das alte Badehaus wieder auf Vordermann gebracht. Und zwar genauso prachtvoll, wie es einst 110 mit all seinen Jugendstilanleihen schon einmal konzipiert worden ist, wobei ich hier nicht die Zwischennutzung als Bahnhof oder Bürogebäude meine. Ursprünglich war das Gebäude nämlich ein Badehaus für diejenigen, die zu Hause kein fließendes und schon gar kein warmes Wasser hatten. Herausgekommen ist ein wahres Kleinod der Entspannung. Das Herzstück ist der Pool, gut sieben Meter lang und vier Meter breit, in dem man ein bisschen schwimmen und sonst, nun ja, baden kann. Daneben gibt es noch Sauna, Dampfbad und Heißwasserbecken und im oberen Stockwerk einen Salzraum für die Lungenerholung sowie einen für Fußbäder. Selbstverständlich stehen 98 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2023</strong>
Meditation auf die schwedische Art: Beim Vorbeipaddeln kommt man immer auch wieder an den Pippi- Langstrumpf-Häusern vorbei. Guide Johannes kann nicht nur die Route ganz analog erklären, er hat auch ungeahnte Grillqualitäten: Pizza und Apfelsaft bringen den Körper für die Rückfahrt in Schwung. <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 99