reisen EXCLUSIV Sommer 2023
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ASIEN | Mekong<br />
Tag 4<br />
Wäre die Langsamkeit nicht schon von Schriftsteller Stan<br />
Nadolny entdeckt worden, nach dieser Reise hätte ich<br />
mich auch dafür bewerben können. Seit Tagen schweben<br />
wir nun bereits im stillen Wasser durch den laotischen<br />
Teil des Mekongs und hängen unseren Gedanken nach.<br />
Wenn wir nicht gerade von der Crew der Mekong Sun<br />
mit traditionellem Thai-Food bedient oder von unserem<br />
»Hoteldirektor« Thomas Stukenbrok auf die Eigenheiten<br />
asiatischer Lebensart hingewiesen werden, schauen wir<br />
immer wieder still und staunend hinaus auf den umbrabraunen<br />
Fluss und schweben in gefühlter Zeitlupe durch<br />
die Landschaften Südostasiens. Das kraftvolle, zweimal<br />
550 PS starke Tier tief im Rumpf unseres Boots unterlegt<br />
dieses exotische Bühnenbild mit dumpfem Brummen.<br />
Hinter jeder Biegung des Flusses taucht ein neues Szenario<br />
auf: Dschungelidyllen an hoch aufragenden Ufern.<br />
Hügelige Lehmkaskaden neben rissigen, brachial in Sand<br />
und Stein geschlagenen Treppenstufen ins Nichts. Verwitterte<br />
Hütten aus Holz, die schon jahrelang niemanden<br />
mehr beherbergt haben dürften. Dazu immer wieder<br />
vereinzelt Menschen, die in gebückter Haltung aus der<br />
Entfernung so verloren wirken wie Dschunken in stürmischer<br />
Brandung. Der Mekong ist ein mächtiger Fluss, der<br />
alles um sich herum an den Rändern übermalt.<br />
Nach vier Tagen endet unsere Reise in Vientiane,<br />
der Hauptstadt von Laos. Im Gegensatz zum schicken<br />
Luang Prabang versprüht Vientiane den Charme einer<br />
staubigen Provinzstadt. Vom exotischen Zauber unserer<br />
Schiffspassage auf dem Mekong ist hier nichts mehr zu<br />
spüren. Wehmütig lassen wir die eindrucksvollen Bilder<br />
der letzten Tage noch einmal vor unserem geistigen Auge<br />
ablaufen, bevor uns ein Flugzeug nach Bangkok bringt.<br />
Der Moment, in dem wir in den berühmten Pak-Ou-Höhlen<br />
neben den Tausenden von erhabenen Buddhastatuen<br />
auch die eine Figur entdecken, die lacht wie ein Kobold<br />
auf Ecstasy, und der uns beweist: Buddha hat Humor.<br />
Der Moment, in dem wir Grillen vom Grill probieren und<br />
die Stinkefrucht Durian (keine gute Idee). Der Moment,<br />
in dem uns laotische Tänzerinnen Leinenbändchen umlegen,<br />
um böse Geister zu vertreiben. Und die perfekten<br />
Momente natürlich, die wir still und beinahe andächtig<br />
am Oberdeck der Mekong Sun verbringen, während diese<br />
magische Flusslandschaft in Zeitlupe an uns vorüberzieht<br />
und uns wehmütig und glücklich zugleich macht.<br />
Mehr als auf dem Mekong werden wir über das Wesen<br />
der Melancholie vermutlich nie erfahren.<br />
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