KIT-Fakultät für Architektur – Master-Arbeiten Winter 2019/20 – Teil 1/2
Dokumentation von Masterabschlussarbeiten des Wintersemesters 2019/20 an der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie. Teil 1 von 2.
Dokumentation von Masterabschlussarbeiten des Wintersemesters 2019/20 an der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie.
Teil 1 von 2.
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Die Leere der Kirche<br />
Umgang mit profanen Kirchen. Interreligiöses Gebets- und Lehrhaus.<br />
Sebastian Humpert<br />
1 2<br />
Kirchen sind mit ihrer Präsenz und ihrer<br />
langen Geschichte ein herausragender <strong>Teil</strong><br />
unserer Baukultur. Dennoch scheint ihre<br />
Zukunft ungewiss, denn die christlichen<br />
Kirchen in Deutschland und Europa stehen<br />
vor großen Umbrüchen. Zu groß und zu teuer!<br />
Viele Kirchengemeinden müssen deshalb<br />
über die Zukunft ihrer Immobilien beraten<br />
und neue Wege entwicklen, um die Gebäude<br />
den veränderten Nutzungsanforderungen<br />
anzupassen. Welche Rolle dabei ein christliches<br />
Monument in Hinsicht auf die aktuellen<br />
Entwicklungen, bei denen durch Migration<br />
und Flüchtlingsströme multireligiöse Städte<br />
entstehen, einnehmen kann, soll im Entwurf<br />
der <strong>Master</strong>arbeit, mit dem Hintergrundwissen<br />
dass die Kirchengemeinde St. Maria Stuttgart<br />
ein erweitertes Nutzungskonzept <strong>für</strong> ihre<br />
Kirche sucht und dass es in Stuttgart bisher<br />
keine repräsentative Moschee gibt, dargestellt<br />
werden.<br />
Das Grundkonzept des architektonischen Entwurfs<br />
basiert auf dem Raum im Raum Prinzip.<br />
Der bestehende Kirchenbau bekommt einen<br />
Einbau der aus zwei kubusförmigen Volumen<br />
besteht, die nur punktuell an wenigen Stellen<br />
die historische Baustruktur berühren. Diese<br />
Sensibilität im Umgang mit der Substanz<br />
lässt die Kirche St. Maria weiterhin als Denkmal<br />
bestehen. Dem Gebäude wird somit eine<br />
neue architektonische Schicht hinzugefügt.<br />
Die einstige Kirche wird hier<strong>für</strong> entweiht und<br />
dient als profanes Gebäude von nun an lediglich<br />
als neutrale Hülle <strong>für</strong> die beiden „neuen<br />
Heiligtümer“. Durch das Raum im Raum<br />
Konzepten, in Form der beiden eingestellten<br />
Volumen, bekommen die beiden Gemeinden,<br />
die katholische und die neu eingezogene<br />
muslimische Gemeinde, ihre Glaubenszentren.<br />
Definiert wird das Ganze jedoch weder als Kirche<br />
noch Moschee, sondern als interreligiöses<br />
Gebets- und Lehrhaus. Gemeinsam genutzte<br />
Flächen in den ersten beiden Geschossen,<br />
wie Lehr- und Veranstaltungsräume, stärken<br />
das Gefühl der Gemeinschaft zwischen den<br />
Religionen. Die beiden eingestellten Volumen<br />
werden über ein gemeinsames Treppenhaus<br />
erschlossen. Dieser Erschließungskern, der<br />
zwischen den beiden kubischen Volumen<br />
eine Sonderform einnimmt und mehr ist, als