Flensburg Journal Ausgabe 185 - Februar 2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Flensburg</strong>s<br />
Glasfasernetz:<br />
Deutschland hinten –<br />
<strong>Flensburg</strong> vorn<br />
Deutschland ist vorn, zumindest<br />
wenn es um Industrieprodukte und<br />
Exporte geht. Doch das Land hat ein<br />
Kommunikationsproblem, ein gewaltiges.<br />
Es trägt die Rote Laterne, wenn es<br />
um die Vernetzung von Haushalten<br />
und Industrie mit schnellen Glasfaserverbindungen<br />
geht. Netze, die es<br />
möglich machen, sich privat wie geschäftlich<br />
zeitgemäß miteinander zu<br />
verbinden.<br />
Ja, Griechenland ist noch weniger<br />
vernetzt. Aber wer möchte sich<br />
damit vergleichen? Keine 2% der<br />
Deutschen haben Zugang zu einem<br />
zeitgemäß schnellen Netz, Internet<br />
etwa. Unsere europäischen Nachbarn<br />
haben die Entwicklung nicht verschlafen,<br />
sondern sind zu 55% glasfaserverkabelt<br />
(Schweden), oder gar<br />
zu 63% (Lettland). Selbst das Nicht-<br />
EU-Land Türkei hat 38% Glasfaseranschlüsse<br />
in den Haushalten, Spitzenreiter<br />
Japan bringt es auf 75%. Ist<br />
das peinlich? Mehr schädlich als das.<br />
Das wirtschaftliche Topland hat irgendwann<br />
vergessen, den Schalter<br />
umzulegen, hat nicht erkannt, welche<br />
Bedeutung schnelle Netzverbindungen<br />
haben. Dabei geht es nicht<br />
nur darum, mehr Fernsehkanäle zu<br />
haben, Musik downzuloaden oder per<br />
Skype mit den Lieben zu chatten.<br />
Es geht um die Vernetzung von Industrieanlagen,<br />
die Anbindung von<br />
Heimarbeitsplätzen, die Anwendung<br />
moderner Steuerungstechniken und,<br />
damit verbunden, die Entwicklung<br />
marktfähiger Produkte.<br />
Brauchen wir dies alles?<br />
„Tut nicht nötig“, könnte man sagen.<br />
Diese Einstellung ist immer noch verbreitet<br />
zu hören. Smartphone? Spielkram!<br />
Internet? Was für junge Leute!<br />
Smarthome? Ich kann die Rollläden<br />
per Hand hochziehen! Schaut man<br />
aber hinter die Verweigererkulisse,<br />
stellt man erstaunt fest, dass die<br />
meisten längst die neuen Techniken<br />
anwenden, auch wenn sie nach außen<br />
so tun, als wäre der „ganze neumodische<br />
Kram“ unter ihrer Würde.<br />
Ganz anders in unseren Nachbarländern:<br />
Gefragt, warum Schweden in<br />
der Entwicklung moderner Kommunikationstechniken<br />
so führend sei, antwortete<br />
eine Unternehmerin: „Weil<br />
wir Lust haben, spielerisch neue<br />
Dinge auszuprobieren!“ Recht hat<br />
sie. Schon Kindern bringen wir bei,<br />
nicht nur zielorientiert zu lernen,<br />
sondern sich spielerisch experimentell<br />
der Umwelt zu nähern: Learning<br />
by doing. Viele Erwachsene versagen<br />
sich selbst diesen „sinnfreien“ Um-<br />
38 FLENSBURG JOURNAL • 02/<strong>2018</strong>