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Flensburg Journal Ausgabe 185 - Februar 2018

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DVB-T2 HD<br />

PRÄSENTIERT DIE<br />

TECHNIK-NEUHEITEN<br />

DVB-T2 – Kein Volleyballverein, kein<br />

deutscher Tennisverband, sondern<br />

schlicht die verkrüppelte Abkürzung<br />

für terrestrisches Fernsehen<br />

nach neuestem Standard. Digital Video<br />

Broadcasting – Terrestrial.<br />

Anfang der 80er Jahre schien endlich<br />

Schluss zu sein mit dem Antennenwald<br />

auf den Dächern, den „Fischgräten“,<br />

die wie „Spargel“ in den Städten<br />

und Dörfern wucherten, oft vom<br />

Wind verbogen, teils mit skurrilen<br />

Strukturen, um die schwachen Signale<br />

von den Sendemasten der Rundfunkanstalten<br />

übers Land zu verteilen.<br />

Bei jedem Windstoß flackerte<br />

das Bild, bei jedem Regen schneite<br />

es auf dem Bildschirm. Vater musste<br />

aufs Dach, wenn sich das Gerippe<br />

wieder einmal verdreht hatte.<br />

Nachdem die ersten Telekommunikationssatelliten<br />

Anfang der 80er in<br />

den Orbit geschossen wurden, sendeten<br />

ARD und ZDF ihre mageren Programme<br />

über die damals unfassbare<br />

Distanz von 72.000 km – 36 hin und<br />

36 zurück – auf die heimische Glotze,<br />

meist störungsfrei. Nicht lange, und<br />

man störte sich an der „Verschüsselung“<br />

unserer Städte. Hochhäuser,<br />

bei denen auf jedem Balkon Satellitenschüsseln<br />

in die gleiche Richtung<br />

starrten, sind zum Synonym für das<br />

neue Kommunikationszeitalter geworden.<br />

Das nannte sich dann DVB-<br />

TS. „S“ für Satellite.<br />

Also stellte man statt tausender<br />

eine große Empfangsantenne auf den<br />

Acker und legte Kabel in die Städte.<br />

DVB-T C. „C“ für Cabel.<br />

Fährt man jedoch jetzt über Land,<br />

stellt man mit Erstaunen fest: Alles<br />

noch da. Die Spargel, die Schüsseln.<br />

Wie kann das sein, dass diese<br />

antiken Empfangsanlagen nicht<br />

verschwunden sind? Bei den Satellitenschüsseln<br />

kann man es noch<br />

verstehen. Die Sender kreisen teilweise<br />

seit Jahrzehnten zuverlässig<br />

im Weltraum. Aber die erdgebundenen<br />

analogen Sender sind längst<br />

abgeschaltet. Ein Trick verhilft der<br />

alten Technik zu neuem Leben. Aus<br />

analog wurde digital. Auf den bestehenden<br />

Frequenzbändern fanden<br />

analog nur wenige Programme Platz.<br />

Digitalisiert man die Signale, wird<br />

aus Schmalspur Breitband, aus einer<br />

engen Landstraße eine vielspurige<br />

Autobahn. Und, man darf sich wundern,<br />

die eigentlich auf dem Müll<br />

der Geschichte gelandeten Antennen<br />

funktionieren auch mit der aktuellen<br />

Technik. Nur Empfänger mussten<br />

ausgetauscht werden, um DVB-T zu<br />

empfangen. Moderne Fernsehgeräte<br />

haben das alles längst in ihren<br />

schmalen Gehäusen integriert. Ein<br />

Fortschritt verdiente nicht seinen<br />

Namen, wenn er nicht fortschreiten<br />

würde.<br />

Das geschah im letzten Jahr. Die<br />

Datenautobahn wurde nochmals verbreitert.<br />

Nicht nur mehr Programme,<br />

sondern mehr Qualität passten nun<br />

auf das enge Frequenzband.<br />

Im Tal der Ahnungslosen<br />

In ganz Deutschland herrschte nun<br />

der neue Standard DVB-T2 HD. „HD“,<br />

weil nun auch hochauflösende Fernsehbilder<br />

übertragen werden konnten.<br />

Ganz Deutschland? Nein, ein<br />

kleines Dorf ganz im Norden Germaniens<br />

ist vom vollen Segen des neuen<br />

Fernsehens ausgeschlossen. Aus<br />

rechtlichen Gründen, die so recht<br />

kaum jemand nachvollziehen kann,<br />

ist der Grenzraum eine kommunikative<br />

Diaspora, muss sich statt mit zig<br />

öffentlichen und privaten Programmen<br />

mit dem Angebot von ARD und<br />

ZDF und seinen Ablegern zufrieden<br />

geben. Warum also schon wieder in<br />

eine neue Box investieren, die ein so<br />

mageres Angebot bereithält?<br />

Es gibt (gute) Gründe<br />

Eine DVB-T2 HD Anlage, Antenne und<br />

Fernseher, ist äußerst flexibel. Schon<br />

eine Mini-Zimmerantenne reicht<br />

meist für einen guten Empfang aus.<br />

Also im Partykeller oder der Küche ist<br />

man auch ohne Kabel- oder Satellitenanschluss<br />

dabei, um Tagesschau,<br />

Heute-<strong>Journal</strong> oder ein Programm<br />

auf 3Sat zu schauen. Vielen Menschen<br />

genügen die Öffentlich-rechtlichen<br />

Programme, zumal die privaten<br />

bei DVB-T2 kostenpflichtig sind.<br />

Die Flexibilität ist auch für alle ein<br />

Argument, wenn sie mit Wohnmobil<br />

oder -wagen auf Tour sind. Dann<br />

nämlich profitieren sie von dem jeweils<br />

örtlichen Angebot. Und das ist,<br />

im Gegensatz zum „echten Norden“<br />

recht umfassend.<br />

Technisch sind die Ansprüche gering.<br />

Die meisten neueren Fernsehgeräte<br />

sind mit einem entsprechenden Empfangsteil<br />

ausgerüstet. Wenn nicht,<br />

schafft eine kleine Blackbox für rund<br />

50 Euro Abhilfe. Als Antenne reicht<br />

oft schon eine kleiner ‚Zimmerspargel‘.<br />

Wer die privaten in hoher Qualität<br />

schauen will, muss sich bei ‚Freenet‘<br />

gegen eine Jahresgebühr von 69<br />

Euro oder 5,75 im Monat Zugang verschaffen.<br />

Insgesamt hat man dann<br />

Zugriff auf 20 Öffentlich-rechtliche<br />

und nochmals 20 private Fernsehprogramme.<br />

Es gibt örtliche Abweichungen.<br />

Damit wird auch die Verschüsselung<br />

der Campingplätze und<br />

Ferienwohnungen abgewendet.<br />

Das entscheidende Argument für die<br />

Umstellung auf DVB-T2 HD in <strong>Flensburg</strong><br />

und Umgebung allerdings ist:<br />

Wer zu lange wartet, sieht schwarz.<br />

Denn schon seit März 17 angekündigt,<br />

wird das „alte“ DVB-T abgeschaltet.<br />

Keine Frage des „Ob“, sondern<br />

nur des „Wann“.<br />

Bericht und Fotos: Dieter Wilhelmy

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