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MEDIAkompakt Ausgabe 35

Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org Das Zeitungsprojekt im 7.Semester Mediapublishing beinhaltet alle Aufgaben einer Zeitungsredaktion: vom Recherchieren, Interviews führen, Artikel verfassen, Bildmotive selektieren und natürlich dem Akquirieren von Anzeigenkunden ist alles dabei.

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12 SUCHE<br />

mediakompakt<br />

Mit Mäusen gegen Alzheimer<br />

Bild: unsplash<br />

Bild: privat<br />

Die 24 Jahre alte Medizinstudentin<br />

Sarah Sassenfeld<br />

geht als Gastforscherin auf das<br />

King’s College in London, das<br />

größte Lernzentrum für das<br />

Gesundheitswesen in Europa.<br />

Ihr Forschungsgegenstand:<br />

Die Alzheimer-Krankheit.<br />

VON JULIA STAPF<br />

Eigentlich hatte Sassenfeld Jura studieren<br />

wollen, aber jetzt schlägt sie sich<br />

mit den Zollbestimmungen zur Einführung<br />

von Mäusegehirnen nach<br />

England herum. Diese müssen in Methanol<br />

eingelegt sein, was giftig und leicht entflammbar<br />

ist. „Außerdem sind die Mäuse biologisches<br />

Material der Kategorie B, also potenziell infektiös.<br />

Das ganze Paket ist eine Gefahrenquelle<br />

und es ist noch fraglich, wie das durch den Zoll<br />

geht“, sagt Sassenfeld.<br />

Schuld an ihrem medizinischen Interesse war<br />

ihr damaliger Biolehrer, der in ihrem Auslandsjahr<br />

in den USA Themen durchgenommen hat,<br />

die sogar in den Anfängen eines Medizinstudiums<br />

behandelt werden. Sassenfeld fing Feuer und hatte<br />

auch noch das Glück, dass der Notenschnitt ihres<br />

Abiturs gepasst hat. „Mit 1,2 bin ich in der Medizin<br />

schon fast ein Loser“, sagt sie und lacht.<br />

Sassenfeld ist eine durchsetzungsstarke junge<br />

Frau mit einer Arbeitsmoral, die einem Bienenvolk<br />

gleicht. Sie ist 24 Jahre alt und im fünften<br />

Jahr ihres Medizinstudiums an der Heinrich-Heine-Universität<br />

Düsseldorf (HHU). Neben dem Studium<br />

schreibt sie ihre Doktorarbeit und hat drei<br />

Nebenjobs. Ob sie sich da nicht einmal erholen<br />

müsse? „Das brauche ich gar nicht, meine Arbeit<br />

macht mir Spaß. Wenn du weißt, was du machen<br />

möchtest, fällt es dir leichter das Durchhaltevermögen<br />

zu zeigen. Und wenn man einmal die<br />

ersten Semester hinter sich hat, wird es besser“,<br />

sagt sie.<br />

Diese Passion hatte auch ihre Doktormutter<br />

Dr. Abdel-Hafiz schnell erkannt, als Sassenfeld<br />

Erstsemestern beibrachte, wie man Körperspenden<br />

seziert. Noch im Präparationssaal bietet sie<br />

ihr eine Doktorstelle an. Seit zwei Jahren arbeiten<br />

die beiden intensiv zusammen: Nicht nur für die<br />

Doktorarbeit, sondern auch im Rahmen des Kollaborationsprojektes<br />

zwischen der Anatomieabteilung<br />

der HHU und dem King’s College.<br />

Dr. Abdel-Hafiz schlug ihrem Schützling vor,<br />

dass sie sich doch für den Austausch nach England<br />

bewerben solle. „Der Bewerbungsprozess war<br />

sehr schwierig“, sagt Sassenfeld, „ich bin ein visiting<br />

research experience Student, der keinen Abschluss<br />

bekommt, aber hier forschen darf. Die haben<br />

davon nicht besonders viele und alle waren<br />

mit der Bürokratie bei der Bewerbung überfordert.<br />

Das war anstrengend, es konnte mir auch keiner<br />

helfen.“ All das hat sie alleine gestemmt. Unzählige<br />

Mails später sitzt sie für drei Monate in London.<br />

Auch für die Nachwuchsförderung der HHU, die<br />

ihren Lebensunterhalt in der teuren Metropole<br />

mit 1500 Euro monatlich unterstützt, hatte sie<br />

sich beworben. „Das war schon nervenaufreibend,<br />

ob das alles klappt“, erzählt die Studentin.<br />

Zurück zu den Mäusegehirnen: In Deutschland<br />

hatte Sassenfeld Experimente an Mäusen gemacht<br />

und ihre Gehirne eingefroren. In einem<br />

Mikroskop möchte sie sich einen Rezeptor anschauen,<br />

ein Sinnesorgane der Zellen, das Informationen<br />

empfangen kann. Sassenfeld untersucht,<br />

ob er einen Einfluss auf die Alzheimertherapie<br />

beim Menschen haben könnte. Sollte das der<br />

Fall sein, wäre es der erste Schritt für ein Medikament<br />

gegen die Alzheimer- Krankheit. Im King’s<br />

College steht dafür das Lichtscheibenmikroskop,<br />

ein kostspieliges High-Tech Gerät, das 3D-Visualisierung<br />

der Gehirne ermöglicht. Weil das Gerät so<br />

teuer ist und die Mitarbeiter:innen eine spezielle<br />

Einarbeitung benötigen, kollaboriert das College<br />

mit anderen Universitäten, um diese Technik zugänglich<br />

zu machen.<br />

Ob wir wohl bald gegen Alzheimer gewappnet<br />

sind? Sassenfeld lacht: „Bisher ist das nur Basisforschung<br />

an Tieren. Bis die Forschung klinisch wird,<br />

also am Menschen durchgeführt wird, dauert es<br />

noch.“ Aber es bleibt spannend. Genauso wie ihre<br />

berufliche Zukunft.<br />

Dabei steht das Beenden von Studium und<br />

Doktorarbeit an erster Stelle. Später möchte sie als<br />

Neurologin in einem Klinikum arbeiten und<br />

gleichzeitig forschen. Um die Abwechslung im<br />

Alltag zu erhalten, hat sie vor, die Notarztausbildung<br />

zu machen und nebenher als Notärztin zu<br />

fahren. Falls ihr dabei eine Maus aus der Sanitätertasche<br />

fallen sollte, darf man sich also nicht<br />

wundern.

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