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MEDIAkompakt Ausgabe 35

Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org Das Zeitungsprojekt im 7.Semester Mediapublishing beinhaltet alle Aufgaben einer Zeitungsredaktion: vom Recherchieren, Interviews führen, Artikel verfassen, Bildmotive selektieren und natürlich dem Akquirieren von Anzeigenkunden ist alles dabei.

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01/ 2024<br />

SUCHE<br />

23<br />

Gegen<br />

den<br />

Wind<br />

Bild: Tabea Krainitz<br />

Raus aus der Depression, rein<br />

ins Abenteuer. Nach einem Klinikaufenthalt<br />

findet die 23-jährige<br />

Julia Stapf ihre Heimat auf<br />

einem Segelboot in Griechenland.<br />

Im Interview spricht sie<br />

über ihre Suche zu sich selbst.<br />

VON ANNE GRAF<br />

Sonnenstrahlen, Meeresrauschen und<br />

das leichte Wackeln des Boots. So wurde<br />

die Studentin diesen Sommer jeden<br />

Morgen geweckt. Schon seitdem sie<br />

klein ist, verbringt sie mit ihren Eltern<br />

ihre Sommerferien im malerischen Örtchen Rigani,<br />

im Golf von Volos. Doch so zufrieden wie zu<br />

diesem Zeitpunkt war sie nicht immer.<br />

Depressive Gedanken begleiten Julia Stapf seit<br />

ihrer Kindheit. Der Wendepunkt kam, als die<br />

23-Jährige ihre Probleme ihrer besten Freundin<br />

offenbart hat. Sie hat erkannt, dass professionelle<br />

Hilfe notwendig war. Der Weg zur Heilung hat die<br />

Stuttgarterin durch die therapeutische Anlaufstelle<br />

des Studierendenwerks, eine intensive Therapie<br />

und schließlich in eine Tagesklinik geführt. Der<br />

dreimonatige Aufenthalt hat jeden Morgen um<br />

8:15 Uhr gestartet und um 16 Uhr geendet. „Das<br />

war für mich wie ein Job. Ich gehe morgens hin,<br />

arbeite an meiner Gesundheit und danach habe<br />

ich Feierabend“, erklärt die Studentin. Diese freie<br />

Zeit hat sie genutzt, um sich mit Freunden zu<br />

treffen, reiten zu gehen und Abgaben für das<br />

laufende Semester fertig zu stellen.<br />

Neben Theatertherapie, Kunsttherapie und<br />

Einzelgesprächen sind die Gruppentherapie und<br />

der Austausch mit anderen besonders hilfreich gewesen.<br />

Durch die Rückmeldungen hat sie gemerkt:<br />

„Es ist okay, dass mich Dinge belasten und<br />

ich habe auch das Recht dazu mich so zu fühlen.“<br />

Nach vielen Höhen und Tiefen verbesserte sich<br />

ihr Zustand und ihr Alltag gestaltete sich leichter.<br />

Nach ihrem Klinikaufenthalt und ihrer daraus<br />

neu geschöpften Energie, hat die Studentin ihre<br />

Semesterferien genutzt, um ihren Segelführerschein<br />

zu absolvieren, eine Segel-Akademie zu<br />

besuchen und nach Griechenland zu fliegen. Dort<br />

hat sie drei Monate lang alleine auf dem kleinen<br />

Segelboot ihrer Familie gelebt. „Hier fühle ich<br />

mich zuhause“, sagt sie im Interview. Ihr Alltag<br />

hat daraus bestanden, sich mit Freunden zu treffen<br />

und auf das weite Meer hinaus zu segeln. Die<br />

23-Jährige beschreibt das kleine Dorf, in dem sie<br />

gelebt hat, als ein „anarchisches Paralleluniversum“.<br />

Die Menschen dort seien frei und spontan.<br />

Probleme werden vergessen und Spaß stehe an<br />

erster Stelle. Das Alleinsein auf dem Boot hat aber<br />

auch echte Herausforderungen mit sich gebracht.<br />

Starker Wind auf hoher See hat das kleine Boot oft<br />

an seine Grenzen gebracht. Das alleinige Steuern<br />

des Boots hat nicht nur Aufmerksamkeit gefordert,<br />

sondern auch körperliche Kraft. Jeder Handgriff<br />

hat gezählt. Die Verantwortung war groß. In<br />

den letzten Wochen hat es ein starkes Unwetter<br />

gegeben – Flut, wenig Wasser und Lebensmittel,<br />

kein Handyempfang. Das Dorf wurde zerstört.<br />

Doch in diesen Schwierigkeiten hat sie Kraft gefunden,<br />

Ängste zu überwinden und Selbstvertrauen<br />

zu gewinnen. Trotz all dieser Prüfungen gab es<br />

auch erlösende Momente wie das Segeln bei Sonnenuntergang<br />

im Golf von Volos, das Ankommen<br />

im Hafen nach einer langen Ausfahrt oder gemütliche<br />

Abende in guter Gesellschaft am Strand.<br />

Nach ihrem Bachelorabschluss spielt die Studentin<br />

mit dem Gedanken, nebenbei als Skipperin<br />

zu arbeiten. Ein Punkt auf ihrer Bucket List,<br />

den sie vor der Therapie niemals für möglich gehalten<br />

hätte. Das Segeln hat ihr nicht nur eine<br />

neue Perspektive auf das Leben gegeben, sondern<br />

auch geholfen, ihre Fähigkeiten zu stärken.<br />

Obwohl die Stuttgarterin betont, dass sie noch<br />

nicht vollständig angekommen ist, spürt sie einen<br />

gestärkten Mut, ihre Ziele zu verfolgen. Die Reise<br />

hat sie zu einer selbstbewussteren und entschlosseneren<br />

Person gemacht, die nun sagen kann:<br />

„Ich bin konsequenter ich selbst.“

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