MEDIAkompakt Ausgabe 35

01/ 2024 SUCHE
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Um der Demenz den Kampf anzusagen, hat
die Familie Routinen für Klara Wahl aufgebaut
und einen Kalender geführt. Alles ohne Erfolg.
Carola Wahl verrät, wie ihre Mutter Tabletten
gesammelt und in einem Küchenschrank versteckt
hat. Und wie sie die Mutter an einem kalten
Wintertag schlafend in der weißen Badewanne
fanden. Ein deutlicher Rückgang der Schübe ist
durch die regelmäßige Einnahme der Medikamente
zu verzeichnen. So konnte sie ihre
Ausgeglichenheit zurückgewinnen.
Es zeigt sich zudem ein deutlicher Unterschied
zwischen den Jahreszeiten. Im Sommer verbessert
sich der Zustand der Betroffenen sichtbar. Dagegen
wird es im Winter spürbar unangenehmer.
Die Tage werden kürzer. Die sozialen Kontakte
nehmen ab.
Morgens und abends erhält die ausdrucksstarke
Frau Unterstützung von einer Pflegeschwester
der Sozialstation. Dabei steht die
Grundversorgung im Vordergrund, anstatt einer
herzlichen Betreuung. Auf der Liste stehen:
Waschen, Anziehen und Medikamente nehmen.
Ganz nach dem Motto „satt und sauber“. Zudem
nimmt Klara Wahl einmal wöchentlich an einer
Betreuungsgruppe teil, um soziale Kontakte zu
pflegen. Für eine generelle Betreuung kommt
dreimal die Woche eine Tagespflege zu ihr nach
Wäschenbeuren. Gemeinsame Spaziergänge oder
Spiele stehen auf dem Programm.
Während die 77-Jährige ihren Tag meistert,
trägt sie permanent ihre Uhr am linken Handgelenk.
Die Uhr kann geortet werden und ermöglicht
es ihrer Familie, sie wieder zu finden, falls sie
sich verlaufen sollte. Ihr sei es wichtig, immer Bescheid
zu geben, wenn sie das Haus verlässt.
Ein selbstständiges Leben ist heute nicht
mehr möglich. Auch das Kochen für alle ist nicht
mehr umsetzbar. Die Sicherungen des Herds
wurden zu ihrem eigenen Schutz ausgeschaltet.
Mahlzeiten werden bei der Familie oder in betreuten
Umgebungen eingenommen. Nur samstags
nicht. Da darf sie in der Küche ihres Sohns Josef
selbst kochen. Meistens Maultaschen, da die
Fähigkeiten zu aufwendigen Gerichten nicht
ausreichen.
Die Demenzkrankheit hat aber noch weitreichendere
Folgen: das Vergessen von Terminen,
Menschen und ganz alltäglichen Routinen, wie
Zähneputzen, Waschen und Autofahren. „Menschen
leben bei ihr noch, die eigentlich schon
längst gestorben sind“, erzählt Carola Wahl mit
ernstem Blick zu ihrer Mama. Es waren schon
viele Momente, in denen Klara Wahl selbst
gemerkt hat, wie vergesslich sie ist. „Ach, du
weißt doch, mein Kopf“, entgegnet sie oftmals.
Am Ende des Interviews verrät Klara Wahl, wie
sie es geschafft hat, niemals aufzugeben und
nach wie vor so eine positive Einstellung zu bewahren.
Während Klara Wahl ihren letzten
Schluck Kaffee trinkt, grübelt sie und antwortet
schlussendlich: „Du musst alles so nehmen, wie
es kommt. Ändern kannst du es eh nicht.“ So
hatte sie ihr Leben gelebt.
Erste Anzeichen einer
Demenz:
• Gedächtnislücken
• Schwierigkeiten beim Planen und
Problemlösen
• Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
• Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme
• Wahrnehmungsstörung
• Neue Sprach- und Schreibschwäche
• Verlegen von Gegenständen
• Eingeschränktes Urteilsvermögen
• Verlust von Eigeninitiative und Rückzug
aus dem sozialen Leben
• Veränderungen der Persönlichkeit und
des Verhaltens
Quelle: Alzheimer Forschungs Initiative e.V.
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