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MEDIAkompakt Ausgabe 35

Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org Das Zeitungsprojekt im 7.Semester Mediapublishing beinhaltet alle Aufgaben einer Zeitungsredaktion: vom Recherchieren, Interviews führen, Artikel verfassen, Bildmotive selektieren und natürlich dem Akquirieren von Anzeigenkunden ist alles dabei.

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14 SUCHE<br />

mediakompakt<br />

Brücken bauen<br />

Bild: Pixabay<br />

Deutschland zählt rund 80.000<br />

Menschen mit Hörschädigung,<br />

die auf dem Arbeitsmarkt vor<br />

besonderen Herausforderungen<br />

stehen. Ein innovatives Social<br />

Franchise aus Österreich<br />

zeigt mit seinen Kompetenzzentren,<br />

wie Inklusion durch<br />

Erwachsenenbildung auch in<br />

anderen Städten funktionieren<br />

kann.<br />

VON HANNA GUTKNECHT<br />

Wien im Jahr 2004. Damals fing für<br />

Monika Haider eine bahnbrechende<br />

Reise an. Als Lehrerin am<br />

Gehörloseninstitut hat sie gehörlose<br />

Kinder unterrichtet. Zum damaligen<br />

Zeitpunkt war es so, dass in Österreich sowie<br />

auch in Deutschland die Gebärdensprache<br />

nicht staatlich anerkannt war. Gehörlose wurden<br />

noch in Lautsprache unterrichtet. Der Zugang zu<br />

Bildung und Berufsfeldern war stark eingeschränkt.<br />

Erst 2005 wurde die Gebärdensprache<br />

als Minderheitensprache in der österreichischen<br />

Verfassung verankert, in Deutschland bereits<br />

2002.<br />

Die Kinder am Gehörloseninstitut haben sich<br />

in den Pausen stets in Gebärdensprache unterhalten,<br />

unter anderem auch mit der einzigen gehörlosen<br />

Putzkraft Lotte. Sie spielt für Monika Haider<br />

eine entscheidende Rolle. Sie bringt ihr die Gebärdensprache<br />

bei. Inspiriert von der Notwendigkeit,<br />

Gehörlosen eine angemessene Bildung zu ermöglichen,<br />

gründet Monika Haider das Bildungsinstitut<br />

Equalizent in Wien. „Unser wichtigster Stan-<br />

dard ist die Überzeugung, dass jeder Mensch ein<br />

Recht auf Bildung hat und dass jeder Mensch etwas<br />

lernen kann“, sagt Monika Haider.<br />

Im Kompetenzzentrum werden Gebärdensprachkurse<br />

im Bereich Erwachsenenbildung angeboten.<br />

Gehörlose haben dort zum ersten Mal<br />

Zugang zu Bildung in Gebärdensprache erhalten.<br />

Equalizent hat demnach nicht nur Bildungsmöglichkeiten<br />

geschaffen, sondern auch die Tür zu<br />

verschiedenen Berufsfeldern geöffnet. Diese<br />

schienen vorher für Gehörlose unerreichbar zu<br />

sein.<br />

Equalizent habe in den letzten Jahren nicht<br />

nur die Bildung für Gehörlose in Österreich verbessert,<br />

sondern auch ein umfassendes Social<br />

Franchise-System entwickelt. Das Ziel: in vielen<br />

Regionen Deutschlands ein Kompetenzzentrum<br />

aufzubauen. Die Organisationen und Städte bekommen<br />

dabei von Equalizent Unterstützung, in<br />

Form eines Business Modells sowie einen Bauplan<br />

für die Gründung eines eigenen Kompetenzzentrums.<br />

Das Paket umfasst zudem Schulungsmaterialien,<br />

darunter digitale und analoge Methodenblätter,<br />

Anleitungen sowie Kurskonzepte. Die digitalen<br />

Bildungsangebote setzen dabei auf innovative<br />

und spielerische Formate, wie zum Beispiel<br />

ein dreidimensionales Memory. Dieses setzt sich<br />

aus Gebärden, Worten und Bildern, die miteinander<br />

kombiniert werden, zusammen. Damit wird<br />

der Lernprozess auf unterhaltsame und spielerische<br />

Weise gefördert. Die Spiele befinden sich auf<br />

einer eigens dafür entwickelten digitalen Spieleplattform.<br />

Ein Standort in Stuttgart?<br />

Im Gespräch mit der Landesbehindertenbeauftragten<br />

Simone Fischer geht hervor,dass sich der<br />

Sitz des Landesverbandes der Gehörlosen Baden-<br />

Württemberg in Stuttgart befindet. Zusammen<br />

mit der Paulinenpflege in Winnenden, wo Menschen<br />

mit einer Hörschädigung eine Ausbildung<br />

machen können, könnte in der Region ein Kom-<br />

petenzzentrum aufgebaut werden. Laut Simone<br />

Fischer ist Erwachsenenbildung ein wichtiger<br />

Schritt zur Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen:<br />

„Das Beispiel aus Österreich zeigt,<br />

wie der Zugang zu Gebärdensprache gelingen<br />

kann und wichtige Schritte zur Verbesserung der<br />

Bildungschancen und der Teilhabe von Menschen<br />

mit Hörbeeinträchtigung am Arbeitsmarkt<br />

eröffnet werden“, verdeutlicht die Landesbehindertenbeauftragte.<br />

Situation für Menschen mit Behinderung in Baden-<br />

Württemberg<br />

Aktuell wird der Landesaktionsplan zur Umsetzung<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention Baden-Württemberg<br />

überarbeitet. Bei der Durchführung<br />

des Beteiligungsprozess sind verschiedene<br />

Akteur:innen zu Wort gekommen. Menschen mit<br />

Behinderungen hatten dabei die Möglichkeit, ihre<br />

Forderungen und Anliegen über eine Online-Beteiligungsplattform<br />

einzubringen. Der Landesaktionsplan<br />

wurde in enger Zusammenarbeit mit<br />

dem Landesbeirat für Menschen mit Behinderungen<br />

und Simone Fischer gestaltet. In diesem Prozess<br />

haben sie entsprechende Forderungen und<br />

Anliegen eingebracht. Dadurch konnte sichergestellt<br />

werden, dass die Bedürfnisse von Menschen<br />

mit Behinderungen angemessen berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Der Beteiligungsprozess ist mittlerweile abgeschlossen<br />

und die Ergebnisse liegen vor. Simone<br />

Fischer setzt sich dafür ein, dass die ausgearbeiteten<br />

Vorschläge in den Landesaktionsplan aufgenommen<br />

werden und die Landesregierung diese<br />

umsetzt. Sie betont, dass sie in ihrer Aufgabe als<br />

Landesbehindertenbeauftragte bei der Gesetzgebung<br />

und beim Anpassen von Gesetzen Stellung<br />

beziehen kann. Dies schließt auch Verordnungen<br />

ein. „Im letzten Sommer konnten wir das Thema<br />

bei der Fachkräfteallianz platzieren und damit erreichen,<br />

dass das Anliegen, Beschäftigung von<br />

Menschen mit Behinderungen, thematisiert<br />

wird“, erzählt Simone Fischer im Gespräch.

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