MEDIAkompakt Ausgabe 35

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01/ 2024 SUCHE 3 Nächster Halt: Hoffnung Wenn im Winter Minusgrade herrschen, wird die Heizung aufgedreht. Jedoch haben nicht alle das Privileg, ein geschütztes Zuhause zu haben. Wo können obdachlose Menschen hin, wenn sie frieren? VON FELIX HERDER Der Atem wird zu sichtbarem Rauch. Ohne flauschige Handschuhe und dicker Jacke würde niemand freiwillig einen Fuß vor die Tür setzen. Warum auch? Es ist spät, stockdunkel und außerdem unendlich kalt. Die Adventszeit ist für die meisten eine Zeit voller Harmonie und Freude, für Obdachlose beginnt gleichzeitig ein Kampf ums Überleben. Allein in Stuttgart gibt es über 150 betroffene Menschen. Der Kältebus des Deutschen Roten Kreuz (DRK) fährt aktiv zu den Menschen, die in den kalten Monaten Hilfe benötigen. Auch in dieser Nacht rollt er durch Stuttgart. André Edlich hat einen langen beruflichen Werdegang beim DRK und ist schon viele Jahre ehrenamtlicher Helfer beim Kältebus: „Es geht vor allem um die positiven Reaktionen. Man merkt, wie hilfreich unsere Tätigkeit für die wohnungslosen Menschen ist. Es ist außerdem die Hauptaufgabe des DRK, sich um Menschen zu kümmern, die Hilfe brauchen.“ Der Bus fährt in täglich wechselnden Teams bei Temperaturen unter 0° Celsius von 22 bis ungefähr 3 Uhr in der Nacht. Die Route besteht aus Stationen, die als Schlafplätze von wohnungslosen Menschen bekannt sind. Ab und zu wird das Team auch von aufmerksamen Passanten telefonisch auf Aufenthaltsorte hingewiesen. An einer der ersten Stationen freut sich ein älterer Herr: „Ich wusste nicht, dass ihr schon wieder fahrt. Das ist gut!“ Der Mann nimmt dankend Suppe und ein paar Snacks zu sich. Neben Verpflegung bietet der Kältebus auch eine Grundausrüstung für Obdachlose an. Diese besteht aus Winterkleidung wie Mützen, Schals und Socken, aber auch Dinge, die für den Schlaf wichtig sind, wie Decken, Schlafsäcke und Isomatten. Die ehrenamtlichen Helfenden dienen zudem als emotionale Stütze. Der ältere Herr beklagt sich, dass einige seiner Sachen gestohlen wurden. „Für die Obdachlosen ist es heutzutage nicht nur wichtig einen möglichst warmen, sondern auch einen sicheren Schlafplatz zu bekommen“, erklärt André Edlich. Gerade in den letzten Jahren fällt auf, dass Obdachlose immer mehr angegangen werden. Doch der Zusammenhalt untereinander ist ebenfalls groß, versichert eine der ehrenamtlichen Helferinnen. Dies zeigt sich später, als ein junger wohnungsloser Mann auf einen anderen Obdachlosen in der Nähe hinweist. Dieser wäre sonst nicht auffindbar gewesen. Das Team trifft während der Fahrt auch bekannte Gesichter. Diese sind mit den Abläufen vertraut und freuen sich sichtlich auf die Ankunft. Leider gibt es auch neue Betroffene. Manche liegen nur auf einer Matte und haben weder eine Decke noch einen Schlafsack. Sie erhalten die komplette Ausrüstung aus all den Dingen, die der Kältebus anbietet. Da es spät in der Nacht ist, schlafen ein paar der Obdachlosen bereits. Dem Team ist bekannt, wie schwer es ist unter diesen Bedingungen einzuschlafen. Deshalb wird niemand absichtlich geweckt und die Verpflegung sanft danebengelegt. Ein schlafender Mann ohne Decke wird liebevoll zugedeckt. Teilweise wachen die Menschen trotzdem auf, nehmen die angebotenen Sachen aber dankbar an. Es gibt aber auch Personen, die dankend ablehnen. Das hat verschiedene Gründe und sei völlig legitim. „Es ist wichtig, dass man den Menschen nichts aufzwingt, was sie nicht wollen“, meint eine weitere Helferin. Der Kältebus ist auf Spenden und den Einsatzwillen der Helfenden angewiesen. „Gerade jetzt in der Weihnachtszeit gibt es natürlich viel mehr Spenden“, bestätigt André Edlich und führt fort: „Es ist tatsächlich aber wichtiger, dass Menschen selbst aktiv werden und mithelfen.“ Das DRK bietet eine große Auswahl an flexiblen Möglichkeiten, sich in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich einzusetzen. „Es ist eine große Hilfe für die Menschen da draußen. Es erdet einen aber auch selbst, immer mal wieder daran erinnert zu werden, was man alles so hat.“ Ein Dach über dem Kopf ist eben nicht selbstverständlich. Kältebus: 0711/219 54 776 Wem in Stuttgart bei kalten Temperaturen eine obdachlose Person auffällt, kann gerne den Kältebus anrufen und eine genau e Ortsbeschreibung abgeben. Noch Fragen? Für weitere Informationen und Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden: E-Mail an sozialarbeit@drk-stuttgart.de. Bild: Felix Herder
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