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prima! Magazin – Ausgabe April 2024

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KOMMENTAR<br />

Ei oder Henne ...<br />

KOMMENTAR<br />

... und was Hühner letztlich mit unseren Politikern zu tun haben.<br />

EIN KOMMENTAR VON FERI TSCHANK.<br />

Ostern <strong>–</strong> und die Frage, was war zuerst,<br />

das Ei oder die Henne, ist noch immer<br />

nicht gelöst. Unsere Hühner stammen<br />

vom Roten Dschungelhuhn. Durch<br />

selektive Zucht schuf der Mensch vor ca.<br />

8.000 Jahren eine völlig neue Art. Das<br />

Haushuhn stammt also aus dem Ei des<br />

wilden Vorfahren. Und dessen Ei? Womit<br />

wir wieder bei der Frage wären. Genauso<br />

wie ich seit vielen Jahren die Diskussion<br />

über das Cholesterin im Ei verfolge.<br />

Einmal ist es zu viel und dann doch nicht<br />

und ein paar Jahre später gilt ein Ei<br />

täglich als unbedenklich und jetzt hörte<br />

ich erst kürzlich, ein Ei die Woche wäre<br />

genug. Also um das klarzustellen: Eier<br />

sind eine gute Quelle für Eiweiß und die<br />

Vitamine A, D und B12 und es gibt keine<br />

Erkenntnisse, dass der Konsum von<br />

Eiern zu einem Anstieg des Cholesterinspiegels<br />

führt. Wenn Sie wirklich etwas<br />

für einen erhöhten Cholesterinspiegel<br />

tun wollen, dann versuchen Sie es doch<br />

mit dem Guglhupfrezept, das ich<br />

kürzlich ausprobiert habe, 5 Eier, 1/4 kg<br />

Butter, 1/4 kg feiner Topfen , 1/4 kg<br />

Zucker, ebenso viel Mehl, ein Packerl<br />

Backpulver und ein Packerl Vanillezucker,<br />

den Abrieb einer Zitrone. Eier<br />

trennen, Dotter mit Zucker und Butter<br />

schaumig rühren, Zitronenabrieb dazu,<br />

Mehl, Vanillezucker und Backpulver<br />

hineinsieben, verkneten und zum<br />

Schluss das schaumig gerührte Eiklar<br />

unterheben. Form buttern und mehlen,<br />

bei 180 Grad ca. 50 Minuten ins Rohr.<br />

Ehrlich gesagt, wenn man diesen Kuchen<br />

dann isst, käme man nicht im Entferntesten<br />

auf die Idee, was da alles an<br />

Kalorien drinnen ist. Man hüte sich vor<br />

Kuchen und seiner Verwandtschaft, der<br />

Schokolade. Könnte mehr drinnen sein,<br />

als man glaubt.<br />

Ich liebe Eier, aber in erster Linie wohl<br />

deshalb, weil ich sechs Hühner besitze,<br />

die mehr Eier legen als mein Vier-Personenhaushalt<br />

zu verzehren vermag und<br />

ich somit immer in der Lage bin, ein paar<br />

Freunden was Gutes zu tun und sie mit<br />

ein paar Eiern aus biologischer Hühnerhaltung<br />

zu versorgen. Hühner sind<br />

soziale Wesen und auch ohne Hahn gibt<br />

es eine Hierarchie. Klar ist, wer zuerst in<br />

den Stall geht und wer sich das beste<br />

Futter krallt. Erst seit ich Hühner habe,<br />

kann ich mich mit der Verschwendung<br />

von Lebensmitteln etwas anfreunden,<br />

denn die Hühner sind Allesfresser und<br />

recyclen altes Brot und Gemüse und<br />

haben auch nichts gegen etwas Wurst<br />

und Fleisch. Bei Süßigkeiten halten sie<br />

sich eigenartiger Weise etwas zurück<br />

und sie ersparen mir mindestens einen<br />

Komposthaufen, denn auch frischgeschnittenes<br />

Gras ist ein Leckerbissen.<br />

Mein Kleiner ging seinerzeit mit seinen<br />

Küken schlafen. Hatte in jeder Tasche<br />

seines Pyjamas eines und es hat sie nicht<br />

gestört, im Gegenteil. Später als sie<br />

schon zu großen Legehühnern geworden<br />

waren, ließen sie sich immer noch<br />

fangen, saßen auf dem Schoß der Kinder<br />

und schliefen, während sie gestreichelt<br />

wurden, ein. Wir essen unsere Hühner<br />

nicht. Sie haben alle einen Namen und im<br />

Garten ihre letzte Ruhestätte neben den<br />

Meerschweinchen, der Katze und dem<br />

Goldfisch.<br />

Dieses Frühjahr wird wahrscheinlich als<br />

das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen<br />

gelten und ehrlich gesagt als<br />

Ex-Skifahrer stören mich die milden<br />

Winter mitnichten. Zumindest hier bei<br />

uns nicht, denn was kann man hier<br />

schon groß tun mit dem Schnee, außer<br />

ihn zu schaufeln. Victor Hugo, Autor des<br />

Glöckners von Notre Dame, sagte: „Wenn<br />

die Menschen einander nicht lieben<br />

würden, wüsste ich wirklich nicht, wozu<br />

es einen Frühling geben soll.“<br />

Verdienen wir Menschen uns dieses<br />

größte aller Wunder überhaupt noch?<br />

Dieses Erwachen der Natur, diese<br />

Blütenpracht, die duftgeschwängerte<br />

Luft, das Vogelgezwitscher? All das ist<br />

ein Geschenk der Erde an uns Menschen<br />

und es wäre unser aller Ende, würde es<br />

das nicht mehr geben. Wir haben nur<br />

diese eine Erde, diesen leuchtenden<br />

blauen Ball inmitten des Universums und<br />

wir behandeln sie nicht gut. Ehrlich<br />

gesagt, wundert es mich immer wieder,<br />

wie viel sie bereit ist, uns zu verzeihen.<br />

Allerdings, mit dem Verzeihen ist das so<br />

eine Sache. Irgendwann ist Schluss<br />

damit. Da ist auch beim Gutmütigsten<br />

der Ofen aus. Vielleicht werden wir ja<br />

noch munter und fragen uns, ob als das<br />

Gebaue und Gefahre wirklich Sinn<br />

machen?<br />

Aber zurück zu dem Ei und der Henne.<br />

In einem Kinderbuch ist mir kürzlich ein<br />

Gedicht von Viktor Blüthgen untergekommen.<br />

Die fünf Hühnerchen:<br />

Ich war mal in dem Dorfe,<br />

da gab es einen Sturm,<br />

da zankten sich fünf Hühnerchen<br />

um einen Regenwurm.<br />

Und als kein Wurm mehr war zu sehn,<br />

da sagten alle: Piep!<br />

Da hatten die fünf Hühnerchen,<br />

einander wieder lieb.<br />

Es erinnert mich irgendwie an unsere<br />

Parteien im Vorwahlkampf und danach.<br />

Wir sind die Würmer!<br />

Davon abgesehen hoffe ich, es geht<br />

Ihnen allen gut!<br />

Passen Sie auf sich auf!<br />

Ihr Feri Tschank<br />

APRIL <strong>2024</strong><br />

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