prima! Magazin – Ausgabe April 2024
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INTERVIEW<br />
Foto © Doris Leeb<br />
Fotos ©Kristina Schranz<br />
„Unterwegs auf dem Bernsteintrail“ ist ein bunter, lebensfroher Film von Kristina Schranz, der Land, Leute und Natur unverfälscht einfängt.<br />
entscheidend ist, sich auf das einzulassen, was passiert. Ich bin<br />
den Weg auch das erste Mal gegangen. Ich wusste also nicht, was<br />
auf mich zukommt.<br />
Die Begegnungen waren aber auch besonders herzlich.<br />
Durch die Videos und die Radiobeiträge ist eine Stimmung<br />
entstanden, wo die Menschen richtig mitgegangen sind. In Raiding<br />
wurde ich beispielsweise von ein paar Dorfbewohnern unglaublich<br />
herzlich empfangen. Eine Dame wollte mir dann noch Obst<br />
mitgeben und ist plötzlich mit einer ganzen Schüssel dahergekommen.<br />
Ich musste so viel lachen, weil ich gar nicht gewusst<br />
hätte, wie ich das tragen soll. Aber es war so schön zu spüren,<br />
dass Menschen so eine Herzlichkeit ausstrahlen. Ich glaube, das<br />
braucht es viel mehr im Leben. Das ist auch ein Zeichen, das ich<br />
mit meinem Film setzen möchte.<br />
Das ist eine schöne Botschaft, denn die Wahrnehmung im<br />
Leben ist doch oft, dass sich die Menschen immer mehr<br />
entfremden. Dein Film ist da der Gegenpol, weil er wirklich<br />
vor Herzlichkeit und Lebensfreude sprüht. Warum glaubst<br />
du, sind die Leute da so offen?<br />
Für mich geht es darum, wie ich selbst einem Menschen begegne.<br />
Ich möchte immer mit einer Freude und Neugierde an Begegnungen<br />
herangehen. Das ist mein Lebensmotto. Das versuche ich so<br />
gut es geht jeden Tag.<br />
Hast du die Videos für Instagram dann noch immer abends<br />
nach der Wanderung selbst geschnitten?<br />
Die ORF Burgenland Redaktion hat für Social Media auf deren<br />
Instagram und Facebook-Kanal täglich ein Video aus meinem<br />
Material geschnitten, das habe ich ihnen abends nach der Wanderung<br />
digital zukommen lassen. Parallel dazu habe ich selbst<br />
eigene Online-Videos bzw. Reels geschnitten, die ich während der<br />
Wanderung auf meiner Instagram-Seite gepostet habe. Alles<br />
sollte das Gefühl eines Video-Tagebuchs vermitteln.<br />
Es ist wie gesagt ein trimediales Projekt und ich weiß im Nachhinein<br />
nicht, wie ich es geschafft habe. Ich glaube, man absolviert so<br />
ein Pensum durch die Freude und die Energie, die durch ein<br />
solches Abenteuer entstehen. Es ist ein eigener Drive, der mich<br />
durch diese 20 Tage getragen hat.<br />
Die Online-Videos bzw. Social Media-Videos zeigen auch, dass<br />
du gut über dich selbst lachen kannst. Da gibt es beispielsweise<br />
eine Szene, wo du dir Eukalyptusblätter in die Socken<br />
steckst und lachend behauptest, dass deine Füße stinken.<br />
Es ist mein bisher persönlichster Film. Ich war noch sie so lange<br />
vor der Kamera. Aber es ist einem irgendwann egal. Und ich hab<br />
mir gedacht: Jeder Mensch hat irgendwann im Zuge so einer<br />
Wanderung stinkende Füße. Jeder hat irgendwann einen Pickel.<br />
Ich finde, das ist menschlich. Das ist ehrlich und unverfälscht und<br />
nichts anders erwarte ich mir von meinem Gegenüber. Ich möchte<br />
diese neue Form des Erzählens und die Frische und Lebendigkeit<br />
auch in meinen nächsten Projekten so weiterführen. Und ich<br />
glaube, dass ich dafür eine Art Botschafterin sein kann. Für das<br />
Unverfälschte.<br />
Warum bist du allein gegangen? Dazu gehört ja doch viel Mut.<br />
Ich wollte die Freiheit haben zu entscheiden, wie ich etwas mache<br />
oder wo und wann ich eine Pause einlege. Ich bin da schon sehr<br />
selbstständig und gerne mit mir alleine. Ich wollte die Chance auf<br />
das Authentische und das Unmittelbare haben. Und das geht<br />
alleine leichter. Wenn man alleine ist in der Natur, denkt man<br />
schon auch über das Leben nach. Und das fand ich sehr schön.<br />
Du sagst, es ist dein persönlichster Film. Abgesehen von<br />
deiner Präsenz darin, was macht ihn für dich so persönlich?<br />
Da gibt es mehrere Punkte. Zum einen ist es ein Plädoyer dafür,<br />
dass wir, so schlecht die Welt in vielerlei Hinsicht ist, das Positive<br />
nicht aus den Augen verlieren dürfen, denn nur so können wir<br />
weiter bestehen. Es gibt immer diese zwei Seiten und ich kann<br />
jeden Tag wählen, in welche Richtung ich gehen möchte. Man<br />
sollte sich auf sein Umfeld und seine Umgebung fokussieren, denn<br />
da hat jede und jeder die Möglichkeit, etwas zu verändern. Dieses<br />
freudvolle Miteinander ist mir ganz wichtig weiterzugeben. Und<br />
es ist mir wichtig, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und zu<br />
schauen, was für eine Geschichte dahintersteckt. Das heißt, mit<br />
den Menschen ins Gespräch zu kommen. Und der dritte Punkt ist:<br />
Ich reise gerne und ich möchte noch vieles in der Welt sehen.<br />
Aber durch den Film habe ich gemerkt, dass es so viel Schönes<br />
direkt vor der Haustür gibt.<br />
Es gibt im Film die Szene, wo du im Nationalpark Neusiedler<br />
See-Seewinkel den Sonnenaufgang erlebst und die Tierwelt<br />
erwacht. Das ist bereits im Video ein unglaublich starkes<br />
Erlebnis, das du vermittelst.<br />
Ja, es waren so viele schöne Erlebnisse dabei, für die ich keine<br />
Worte finde. Auch den Geschriebenstein hochzugehen, war ein<br />
Erlebnis. Sechs Stunden hoch wandern und zu sehen, wie sich die<br />
Landschaft verändert, ist unglaublich. Das sind Naturgewalten. Du<br />
stehst dann da oben und freust sich einfach nur.<br />
APRIL <strong>2024</strong><br />
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