Die Malteser Zeitung 1/2024

Die Pandemie hat die bestehenden Engpässe verschärft,
es führte zu geschlossenen Stationen in
Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie zu unversorgten
Personen und Familien mit dringendem
Pflegebedarf. Der bereits vorhandene Personalmangel
belastet das derzeitige Pflegepersonal
enorm und gefährdet die angemessene Betreuung.
Seit vielen Jahren ist bekannt, dass aufgrund der
Pensionierungen der geburtenstarken Jahrgänge der
Babyboomer-Generation und den darauffolgenden
geburtenschwachen Jahrgängen, es zu einem Personalmangel
in der Pflege kommen wird. Warnrufe
sind allerdings ungehört verhallt – selbst als die
Pandemie die Mängel im System deutlich aufzeigte
und aufgrund der enormen Belastung in dieser Krise
viele Personen den Pflegeberuf verlassen haben.
Laut einer Studie der Gesundheit Österreich
GmbH (GÖG) aus dem Jahr 2019 wird bis 2050 ein
zusätzlicher Bedarf von etwa 70.000 Pflege- und Betreuungspersonen
prognostiziert. Um dieser
Herausforderung zu begegnen, müssen bis 2030
rund 51.000 Personen neu eingestellt werden, bis
2040 weitere 70.000 und bis 2050 weitere 75.000.
Malteser Care zeigt Notwendigkeiten der täglich
erlebten Praxis auf
Aus der täglichen Praxiserfahrung weiß man bei
Malteser Care genau, welche Lösungen es braucht.
Das Leistungsspektrum dieses Hilfswerks des
Malteserordens umfasst alle Pflege und Betreuungssettings,
von den mobilen Diensten mit Angeboten
zur Heimhilfe, Begleit- und Besuchsdiensten,
Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und der Hauskrankenpflege,
über die 24-Stunden Betreuung, bis
zu Entlastungsangeboten für Familien im eigenen
Zuhause, wie auch die Versorgung und Unterbringung
von Kindern und Jugendlichen in Kriseneinrichtungen.
Malteser Care erlebt außerdem täglich, wie auch
die Angehörigen der Pflegebedürftigen massiv
betroffen sind, da aufgrund des Personalmangels
Entlastungsangebote nicht ausreichend vorhanden
sind oder ganz fehlen. Angehörige übernehmen die
Pflege daher vielfach selbst – ohne Möglichkeit
einer Auszeit, über lange Zeit hinweg, was langfristig
zur Überforderung führt.
Was jetzt getan werden muss
Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten,
müssen daher mehr Menschen für den Pflegeberuf
gewonnen werden, vor allem auch Männer. Dafür
ist die Förderung eines positiven Jobbildes in der
Öffentlichkeit unerlässlich, denn Pflege ist ein wunderschöner,
erfüllender Beruf und ermöglicht viele
Karrieremöglichkeiten!
Zusätzlich ist eine Zuwanderung qualifizierter
Fachkräfte unerlässlich. Dafür sind eine Willkommenskultur
und ein unbürokratischer Zugang zum
Arbeitsmarkt erforderlich. Das derzeitige bürokratische
Verfahren, um ausländische Fachkräfte
in Österreich arbeiten zu lassen, muss vereinfacht
werden, einschließlich schnellerer Anerkennungsverfahren
für ausländische Diplome. Es kann nicht
sein, dass es mehr als ein Jahr dauert, bis eine
qualifizierte Pflegefachassistentin aus Serbien, nach
monatelangen Behördenmarathons, endlich ihre
Rot-Weiß-Rot-Karte in den Händen hält und erst
nach dieser langen Zeit im täglichen Einsatz für
Klientinnen und Klienten von Malteser Care tätig
sein kann.
Es ist wichtig, dass Menschen in Österreich selbstbestimmt
über ihre Pflege entscheiden können. Dafür
muss ausreichend Personal zur Verfügung stehen;
und um das zu erreichen sind dringende Schritte
seitens der Politik nötig! Denn Pflegeinstitutionen
wie Malteser Care, müssen zwar mit den Folgen
leben und weisen auf bereits erarbeitete Lösungsvorschläge
laufend hin – aber bei der Herstellung
der für die Umsetzung nötigen Rahmenbedingungen
sind ihnen die Hände gebunden! •
IM FOKUS - MALTESER CARE
DIE MALTESER AUSGABE 01 2024
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