Die Malteser Zeitung 1/2024
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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verschwunden, in Portugal lebte dieser Orden als<br />
Christusorden weiter und verbreitete sich durch<br />
die portugiesischen Entdeckungen an den Küsten<br />
anderer Kontinente. Auch der Heilige Stuhl schuf<br />
einen päpstlichen Christusorden, der diese alte<br />
Kreuzform der Templer aufnahm.<br />
Das <strong>Malteser</strong>kreuz<br />
<strong>Die</strong> Pilgerkreuze in der Grabeskirche in Jerusalem,<br />
die beim Abgang zur Helena-Kapelle in den<br />
Felsen eingeritzt wurden, werden oft als Beleg für<br />
die frühe Form der <strong>Malteser</strong>kreuze herangezogen.<br />
Dabei handelt es sich eher um wohlwollende<br />
Interpretationen. Alle Kreuze sind mehr oder<br />
weniger gelungene Variationen des Jerusalemkreuzes<br />
und unter den verschiedenen christlichen<br />
Gruppen und Völkern gebräuchlich. Selbst der<br />
Schlussstein eines Bauwerks des Ordens in Akkon<br />
zeigt ein übliches Tatzenkreuz.<br />
Kairo:<br />
Koptisches<br />
Museum.<br />
Ursprünglich war das Zeichen des Ordens, ein<br />
weißes Balkenkreuz, das sich bis heute im Orden<br />
als Zeichen seiner Souveränität und damit seiner<br />
völkerrechtlichen Stellung erhalten hat. <strong>Die</strong>s geht<br />
auf Papst Alexander IV. zurück, der im Jahre 1259<br />
diese Form als für den Kriegsdienst gebräuchlich<br />
festlegte. <strong>Die</strong> Supraweste der Komture zeigen<br />
das weiße Kreuz auf rotem Grund. Dennoch ist<br />
das achtspitzige Kreuz bekannter und unter der<br />
Bezeichnung <strong>Malteser</strong>kreuz fest in der Heraldik<br />
verankert. <strong>Die</strong> Annahme, dass die Kreuzform von<br />
den Kaufleuten aus Amalfi, die das erste Hospiz<br />
in Jerusalem gründeten, von ihrem Stadtwappen<br />
übernommen worden war, lässt sich nicht verifizieren.<br />
Es dürfte eher umgekehrt gewesen sein.<br />
Noch heute zeigt das Stadtwappen von Amalfi<br />
ein weißes <strong>Malteser</strong>kreuz auf blauem Grund.<br />
Das heute so geläufige achtspitzige Kreuz wird<br />
erstmals vom Generalkapitel 1489 unter Großmeister<br />
Pierre d‘ Aubusson als verpflichtend<br />
auf dem Gewand zu tragendes Kreuz der Ritter<br />
erwähnt: „ … damit sie eingedenk sind im Herzen,<br />
das Kreuz Christi zu tragen, geschmückt mit<br />
den acht Tugenden, die sie begleiten.“ <strong>Die</strong> acht<br />
Spitzen weisen somit auf die acht Tugenden der<br />
Seligpreisungen der Bergpredigt (Mt 5, 3–12) hin<br />
und so werden sie bis heute bei der feierlichen<br />
Ordensaufnahme angesprochen.<br />
<strong>Die</strong> genaue Ausformung des Ordenskreuzes begann,<br />
als die Besitzungen, Priorate, Balleien und<br />
Komtureien immer wesentlicher für das Selbstverständnis<br />
der Ritterorden wurden. Das Spätmittelalter<br />
entwickelte eine spirituelle Glanzzeit<br />
betreffend Ethik und Verantwortung. Das 17. und<br />
18. Jahrhundert zehrten vom Glanz der Leistungen<br />
der Vergangenheit.<br />
<strong>Die</strong> Gemälde und die musikalischen Aufführungen<br />
am päpstlichen Hof in Rom sind<br />
aufschlussreich: Alle geistlichen (Ritter-)Orden<br />
bemühten sich, ihre Ordenstracht ins rechte<br />
Licht zu rücken. Rangfragen – zum Beispiel dazu,<br />
wer wo in Prozessionen geht oder welche Plätze<br />
bei öffentlichen Darbietungen eingenommen<br />
werden – waren nun sehr wichtig. <strong>Die</strong> exklusive<br />
Verwendung des Kreuzes war aber durch den<br />
französischen Hof gebrochen. König Heinrich III.<br />
begründete den Hl.-Geist-Orden, der zum ersten<br />
Mal 1578 das Kreuz als Symbol zeigte. Bis dahin<br />
war dieses Symbol den geistlichen Ritterorden<br />
vorbehalten gewesen; dynastische Orden hatten<br />
weltliche Symbole gezeigt, etwa ein Hosenband,<br />
einen Zopf, einen Elefanten oder das Goldene<br />
Vlies.<br />
<strong>Die</strong> Staatsflagge<br />
und die Fahne<br />
der Hilfswerke<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
am Magistralpalast<br />
in Rom.<br />
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