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Jugendliche Alltagsgestaltung und Identitätsbildung mit ... - KOBRA

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1 Die <strong>Alltagsgestaltung</strong> von <strong>Jugendliche</strong>n <strong>und</strong> deren Integration in das schulische Umfeld<br />

Whiteboards, Chatrooms, User-Foren <strong>mit</strong>tels pädagogisch orientierter E-Distributions <strong>und</strong> Lern-Software-<br />

Lösungen, z.B. "Hyperwave" bzw. "Contenido" als Content-Management-Systeme; "Lo-Net" als Internet-<br />

Plattform, "Lotus Notes" bzw. "Quickplace" als Kommunikationsmanagement, darstellen. 49<br />

?? Intrinsische Motivierung<br />

Schule kann bei der Förderung individualisierten Lernens auch auf die Kompetenzen <strong>Jugendliche</strong>r<br />

zurückgreifen, intrinsischer Motivation als substantielles Agens individueller Selbststeuerungsprozesse zu<br />

konstituieren <strong>und</strong> zu perpetuieren.<br />

Von wesentlicher Bedeutung ist dabei die Einbindung der <strong>Jugendliche</strong>n in die Entscheidungsprozesse, wie<br />

Lernen organisiert wird, insbesondere wie ein individuell angemessenes <strong>und</strong> an den individuellen Kompetenzen<br />

orientiertes Niveau von Anforderungen entwickelt werden soll. Ein intrinsisch motiviertes individualisiertes<br />

Lernen setzt eine weitgehende Selbststeuerung voraus, die auf einer reflexiven Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

Auseinandersetzung <strong>mit</strong> heteronomen wie eigenen Anforderungen <strong>und</strong> eigenen Kompetenzen basiert. In diesem<br />

Prozess kann das Individuum einen intensiven Zustand gelingenden Handelns erfahren. Gelingt ihm die<br />

Verstetigung dieser Erfahrung (Flux) wird es zu einer autotelischen Persönlichkeit, die sich gegenüber seiner<br />

Umwelt emanzipiert. Mit einem derart erfolgreich organisierten individuellen Lernen verändert sich aber auch<br />

die bisherige Lehrerrolle in einem Maße, das nur noch bedingt eine Steuerung dieses Prozesses durch die<br />

Institution Schule zulässt, wenn es nicht gelingt, diese Veränderungen in ihrer Dimension pädagogisch zu<br />

antizipieren. Zum entscheidenden qualitativen Kriterium dieses Prozesses wird – gerade in der<br />

entwicklungspsychologisch sensiblen Phase jugendlicher Identitätsfindung – die Erfahrung von Autonomie im<br />

Diskurs einer kollektiven Ästhetisierung von Alltag <strong>mit</strong>tels einer projektiven Fiktion.<br />

?? Ästhetisierung<br />

Während der Alltag der <strong>Jugendliche</strong>n von Formen <strong>und</strong> Ergebnissen einer fiktional orientierten, kollektiven<br />

Ästhetisierung von Wirklichkeit geprägt wird, ver<strong>mit</strong>telt Schule – unter dem Vorwand einer adäquaten<br />

Heranführung der <strong>Jugendliche</strong>n an eine Lebenswirklichkeit, eben diese Wirklichkeit bislang immer noch als<br />

Reduktion auf das Analytische <strong>und</strong> Rationale. 50 Der da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>ene Dominanz des Kognitiven <strong>und</strong><br />

Methodischen fehlt es an einer Einbindung in die sinnstiftende Ästhetisierung von Wirklichkeit <strong>und</strong> Verortung<br />

in die <strong>Identitätsbildung</strong>sprozesse der Individuen. Selbstbestimmtes Lernen mündet stattdessen in die Gestaltung<br />

von Wirklichkeit nach den konstitutiven Phantasien der Individuen ein <strong>und</strong> kehrt von der Analyse zur Poesis<br />

zurück. 51 Die gemeinsam betriebenen <strong>und</strong> erlebten projektiven Fiktionen basieren auf den Kompetenzen der<br />

<strong>Jugendliche</strong>n zu selbstbestimmten Handeln wie zur interaktiven Kommunalisierung.<br />

?? Interaktion<br />

Die Interaktionsformen zwischen Schülern <strong>und</strong> Lehrern in unterrichtlichen <strong>und</strong> außerunterrichtlichen Kontexten<br />

bilden auch da, wo sie Lernprozesse initiieren <strong>und</strong> organisieren sollen, immer noch eher hierarchische denn<br />

partizipatorische Strukturen ab. Sie sollten eher auf die der <strong>Jugendliche</strong>n rekurrieren, welche sich in den von<br />

ihnen kompetent praktizierten Interaktionsformen wie Dyade, Team <strong>und</strong> Gruppe solidarische<br />

Interaktionskompetenzen entwickeln <strong>und</strong> eine auf Partizipation gerichtete 'neue' Rollenverteilung in alltäglichen<br />

Lehr- <strong>und</strong> Lernprozessen realisieren.<br />

Das dialogische Paradigma ist – wie oben schon ausgeführt – weiter zugleich wesentliche Voraussetzung für die<br />

Öffnung von Schule <strong>und</strong> ihrer Lernprozesse für selbstbestimmtes Lernen <strong>und</strong> zur Entwicklung einer<br />

autotelischen Persönlichkeit <strong>mit</strong> der da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen gelingenden Gestaltung von Alltag <strong>und</strong> Lebenswelt.<br />

49<br />

Vgl. Konzeption <strong>und</strong> Resultate des b<strong>und</strong>esweiten Projektes "Netzwerk Medienschulen" (1999-2002) der Bertelsmann-Stiftung, VORNDRAN 2002;<br />

VORNDRAN/ SCHNOOR 2003<br />

50<br />

Zu den unterschiedlichen Dimensionen der Wirklichkeitswahrnehmung <strong>und</strong> –ver<strong>mit</strong>tlung vgl. die Aussagen betroffener <strong>Jugendliche</strong>r über alltägliche<br />

Kommentare ihrer Lehrkräfte zu ihrer Realität in einer Reportage zu dem Schulmassaker in Erfurt, SCHADT/ BEULICH/ HANKE-EL GHOMRI<br />

2004<br />

51<br />

Exemplarisch etwa das pädagogisches Modell autobiographisches Schreibens bei FEILKE 1998<br />

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