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Jugendliche Alltagsgestaltung und Identitätsbildung mit ... - KOBRA

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2 Perspektive <strong>und</strong> Fokus - Literaturbericht <strong>und</strong> wissenschaftlicher Bezugsrahmen<br />

Arrangements von Medien, Texten <strong>und</strong> Ereignissen in einem Angebot vor, andererseits kann er diese<br />

Arrangements modifizieren oder sich selbst aus dem fast unbegrenzten F<strong>und</strong>us derartige Arrangements<br />

zusammenstellen. 155<br />

Operationalisierung<br />

Mit dem Fokus auf der identitätsstiftenden Leistung des Individuums kann Medienkommunikation beschrieben<br />

werden als die Realisierung individueller meta-situativer Intentionen (handlungsleitender Themen) <strong>und</strong> ihre<br />

(reflexive wie soziale) Kommunikation in spezifischen situativen Kontexten <strong>mit</strong>tels des dominanten sozialen<br />

Codes, der auf den Symbolarchiven der Medienkommunikation basiert. Die bisherige Dominanz der sprachlichschriftlichen<br />

Zeichen tritt zugunsten neuer integrativer Zeichen zurück, in denen sich die Individuen selbst<br />

symbolisch ver<strong>mit</strong>teln. Die "Tiefenstrukturen" 156 von Individuum <strong>und</strong> medialer Kommunikation korrelieren<br />

dabei auf der Ebene des dominanten sozialen Codes.<br />

Die reflexive wie soziale Kommunikation der realisierten Intentionen erweist sich in der biographischen<br />

Perspektive der Individuen als Trias von "Erlebnis, Erfahrung, Wahrnehmung" 157 . Symbolischer Interaktion<br />

erfährt da<strong>mit</strong> eine prozedurale qualitative Veränderung von der Aneignung an sich über die Strukturierung des<br />

Angeeigneten hin zur Veränderung der Aneignung durch das Angeeignete.<br />

Da marktwirtschaftlich organisierter Konsum eine wesentliche Operationalisierung von Medienkommunikation<br />

darstellt <strong>und</strong> pragmatisch gleichzusetzen ist <strong>mit</strong> individuell gestalteter Befriedigung von Bedürfnissen <strong>und</strong><br />

Intentionen, manifestieren sich als Resultate eines komplexen Aneignungs- <strong>und</strong> Entäußerungsprozesses<br />

Individualität <strong>und</strong> in der reflexiven Perpetuierung dieser Prozesse Identität - in der Massenkommunikation <strong>und</strong><br />

der <strong>mit</strong> ihr ver<strong>mit</strong>telten Symbolik ebenso wie in den daraus resultierenden symbolischen Objektivationen wie<br />

Rezeptions- <strong>und</strong> Interaktionspattern – Lebensstil:<br />

44<br />

"Die Identitätsarbeit von Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>n findet heute in einem Kontext statt, in dem Erlebnisse<br />

<strong>mit</strong> Medien der Populärkultur eine wichtige Bedeutung zukommt, da sie Normen, Werte <strong>und</strong> Rollenbilder<br />

zur Verfügung stellen." 158<br />

Zum entscheidenden Kriterium identitätsstiftender <strong>und</strong> erfolgreicher intertextueller Bedeutungs-zuweisung<br />

durch das Individuum wird seine "Erlebnisrationalität" 159 . Den Individuen kommt im Vergleich <strong>mit</strong> klassischen<br />

Modellen der Massenkommunikation eine zentrale aktive Rolle zu, indem sie <strong>mit</strong>tels intertextueller Relationen<br />

zwischen den in der Massenkommunikation ver<strong>mit</strong>telten Symbolen komplexe <strong>und</strong> bedeutungshafte<br />

Figurationen herstellen <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> individuell symbolische Objektivationen generieren, die sie zusammen <strong>mit</strong><br />

dem dominanten sozialen Code zur erfolgreichen Interpretation alltäglicher Interaktion einsetzen. Die<br />

Standardisierung der in den Medien ver<strong>mit</strong>telten handlungsleitenden Themen sorgt dabei bei aller Individuation<br />

("[...]individuelle Figurationen, in denen Medienerlebnisse, Mediensymbolik <strong>und</strong> Handlungsstile eine innere<br />

flexible Einheit bilden") doch für eine relative Homogenität in Form von Lebensstilen ("Integrationsfunktion<br />

von Massenmedien" 160 ).<br />

In diesem Prozess der <strong>Identitätsbildung</strong> verlieren traditionelle Formen <strong>und</strong> Institutionen zunehmend an<br />

Bedeutung zu Gunsten mehr der Verfügung des Individuums zugänglicher <strong>und</strong> kurzfristiger, dynamischer<br />

Phänomene wie Cliquen, Szenen <strong>und</strong> Milieus.<br />

Neue Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />

Von besonderer Bedeutung ist weiter die Entgrenzung der Begriffe Kindheit <strong>und</strong> Jugend. Ellen Kays Vision von<br />

einem "Jahrh<strong>und</strong>ert des Kindes" aus dem Jahr 1902 scheint heute zu Beginn des 3. Jahrtausends mehr denn je<br />

illusionär. Eine Entwicklung wird dagegen sichtbar, die offensichtlich zur Verkürzung <strong>und</strong> absehbaren<br />

155<br />

RESEARCH & MEDIA MARKETING 2002, 11<br />

156<br />

BACHMAIR 1993, 45<br />

157<br />

BACHMAIR 1993, 45<br />

158<br />

Pädagogische Hochschule Zürich/ Pestalozzianum 2003<br />

159<br />

SCHULZE 1992, 40-42<br />

160<br />

BACHMAIR 1993, 51

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