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Entscheidung des BFH - Haufe.de

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FAKTEN & NACHRICHTEN Einkommensteuer / Umsatzsteuer<br />

Nettoprinzip und <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Besteuerung nach <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

ist zu entnehmen, dass berufliche Kostenanteile, soweit<br />

abgrenzbar, auch abziehbar sein müssen. Auch wenn die berufliche<br />

Veranlassung von Auslandsreisen häufig schwierig festzustellen ist<br />

und von <strong>de</strong>r Darstellung durch <strong>de</strong>n Steuerpflichtigen abhängt, ist<br />

<strong>de</strong>r Abzug nicht a priori ausgeschlossen. Falls nach Ausschöpfung<br />

aller Ermittlungsmaßnahmen gewichtige Zweifel an <strong>de</strong>r beruflichen<br />

Veranlassung bleiben, schei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Abzug insgesamt aus. Ist aber die<br />

berufliche Veranlassung unzweifelhaft und lediglich <strong>de</strong>r Höhe nach<br />

schwierig zu ermitteln, ist <strong>de</strong>r Anteil eben zu schätzen.<br />

» Praxishinweis<br />

Begrenzt wird die erweiterte Aufteilungsmöglichkeit durch die Grundüberlegung,<br />

dass zwischen Reisekosten sowie grundsätzlich nicht<br />

abziehbaren und nicht aufteilbaren Aufwendungen für die Lebensführung<br />

zu differenzieren ist: Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung sind durch<br />

steuerliche Existenzminima, Son<strong>de</strong>rausgaben und außergewöhnliche<br />

Belastungen abziehbar (subjektives Nettoprinzip) und insoweit abgegolten.<br />

Dies gilt z. B. für bürgerliche Kleidung, Brille, Armbanduhr,<br />

Schuhsohlen und Hörgerät; ob ein <strong>de</strong>nnoch gegebener beruflicher<br />

Mehraufwand berücksichtigt wird, bleibt <strong>de</strong>r <strong>Entscheidung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Gesetzgebers überlassen.<br />

Falls objektivierbare Kriterien für eine Trennung <strong>de</strong>r beruflichen<br />

und privaten Veranlassungsbeiträge fehlen, schei<strong>de</strong>t ein Abzug<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen insgesamt aus. Allerdings kann von <strong>de</strong>m zeitbezogenen<br />

Aufteilungsmaßstab abgewichen wer<strong>de</strong>n. Nimmt z. B.<br />

ein Arbeitnehmer auf Weisung <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitgebers einen beruflichen<br />

Termin wahr, können die Kosten <strong>de</strong>r Hin- und Rückreise selbst dann<br />

in vollem Umfang beruflich veranlasst sein, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

<strong>de</strong>n beruflichen Pflichttermin mit einem Privataufenthalt verbin<strong>de</strong>t,<br />

auch wenn <strong>de</strong>r private Teil <strong>de</strong>r Reise länger als <strong>de</strong>r berufliche Teil ist.<br />

Entsprechen<strong><strong>de</strong>s</strong> muss auch für Selbstständige gelten.<br />

Dr. Stefan Schnei<strong>de</strong>r, Richter am <strong>BFH</strong>, aus: <strong>BFH</strong>/PR 3/2010,<br />

durch die Redaktion gekürzt.<br />

Zusammentreffen von außeror<strong>de</strong>ntlichen und <strong>de</strong>m<br />

Progressionsvorbehalt unterliegen<strong>de</strong>n Einkünften<br />

<strong>BFH</strong>, 22.09.2009, IX R 93/07, HI2266150<br />

Hat <strong>de</strong>r Steuerpflichtige neben außeror<strong>de</strong>ntlichen Einkünften i. S. v.<br />

§ 34 Abs. 2 EStG auch steuerfreie Einnahmen i. S. v. § 32b Abs. 1<br />

EStG bezogen, sind diese in <strong>de</strong>r Weise in die Berechnung nach § 34<br />

Abs. 1 EStG einzubeziehen, dass sie in voller Höhe <strong>de</strong>m verbleiben<strong>de</strong>n<br />

zu versteuern<strong>de</strong>n Einkommen hinzugerechnet wer<strong>de</strong>n (Anschluss an<br />

<strong>BFH</strong>, Urteil v. 17.1.2008, VI R 44/07, <strong>BFH</strong>/NV 2008 S. 666).<br />

» Sachverhalt<br />

Arbeitnehmer K bezog eine Entschädigung von 56.526 EUR, welche<br />

die Voraussetzungen <strong><strong>de</strong>s</strong> § 34 Abs. 1 EStG erfüllte, sowie steuerfreie<br />

Aufstockungsbeträge von 3.951 EUR, die <strong>de</strong>m Progressionsvorbehalt<br />

unterlagen. Das Finanzamt wandte die integrierte Metho<strong>de</strong> an und<br />

berechnete eine Einkommensteuer von 8.900 EUR. Das FG bevorzugte<br />

eine additive Metho<strong>de</strong> und kam zu einer Einkommensteuer von 6.605<br />

EUR. Der <strong>BFH</strong> hob die <strong>Entscheidung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> FG auf.<br />

» <strong>Entscheidung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>BFH</strong><br />

Das Finanzamt berechnete die Einkommensteuer, in<strong>de</strong>m es neben<br />

<strong>de</strong>n außeror<strong>de</strong>ntlichen Einkünften die steuerfreien Einnahmen so<br />

einbezog, dass sie zu Ermittlung <strong><strong>de</strong>s</strong> Steuersatzes nach § 32b Abs.<br />

2 EStG jeweils in voller Höhe zum verbleiben<strong>de</strong>n zu versteuern<strong>de</strong>n<br />

Einkommen addiert wur<strong>de</strong>n, statt sie nur zu einem Fünftel hinzuzurechnen.<br />

Nach § 34 Abs. 1 Satz 2 EStG beträgt die für die außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />

Einkünfte anzusetzen<strong>de</strong> Einkommensteuer das Fünffache <strong>de</strong>r Differenz<br />

zwischen <strong>de</strong>r Einkommensteuer für das um diese Einkünfte<br />

vermin<strong>de</strong>rte zu versteuern<strong>de</strong> Einkommen (verbleiben<strong><strong>de</strong>s</strong> zu versteuern<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Einkommen) und <strong>de</strong>r Einkommensteuer für das verbleiben<strong>de</strong><br />

zu versteuern<strong>de</strong> Einkommen zuzüglich 1/5 dieser Einkünfte.<br />

In<strong>de</strong>m das Gesetz auf „die Einkommensteuer“ Bezug nimmt, die auf<br />

das verbleiben<strong>de</strong> zu versteuern<strong>de</strong> Einkommen entfällt, verweist es<br />

auf die Tarifvorschriften, zu <strong>de</strong>nen auch § 32b EStG gehört. Deshalb<br />

schreibt das Gesetz eine integrierte Steuerberechnung vor. Die<br />

additive Metho<strong>de</strong> hat im Gesetz keine Grundlage. Die Fünftelung<br />

bezieht sich nur auf die außeror<strong>de</strong>ntlichen Einkünfte, nicht auf die<br />

<strong>de</strong>m Progressionsvorbehalt unterliegen<strong>de</strong>n Einkünfte. Diese sind erst<br />

bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r nach § 34 Abs. 1 Satz 2 EStG maßgeben<strong>de</strong>n<br />

Einkommensteuerbeträge zu berücksichtigen.<br />

Daher ist auch bei <strong>de</strong>r Steuerberechnung nach § 34 Abs. 1 Satz 2 EStG<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Steuersatz <strong><strong>de</strong>s</strong> § 32b Abs. 2 EStG auf das zu versteuern<strong>de</strong><br />

Einkommen anzuwen<strong>de</strong>n. Das läuft <strong>de</strong>m Zweck <strong><strong>de</strong>s</strong> Progressionsvorbehalts<br />

nicht zuwi<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r eine Steuerentlastung verhin<strong>de</strong>rn<br />

will, die sich daraus ergibt, dass aufgrund <strong><strong>de</strong>s</strong> progressiven Tarifs<br />

auf das zu versteuern<strong>de</strong> Einkommen infolge <strong>de</strong>r Steuerfreiheit <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Progressionsvorbehalt unterliegen<strong>de</strong>n Einkünfte ein niedrigerer<br />

Steuersatz anzuwen<strong>de</strong>n wäre als bei Steuerpflicht dieser Einkünfte.<br />

Allerdings darf die Anwendung <strong><strong>de</strong>s</strong> § 32b EStG auch nicht zu einer<br />

höheren Steuerbelastung führen als bei einer Steuerpflicht <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Progressionsvorbehalt unterliegen<strong>de</strong>n Einkünfte.<br />

Dr. Bernd Heuermann, Richter am <strong>BFH</strong>, aus: <strong>BFH</strong>/PR 3/2010,<br />

durch die Redaktion gekürzt.<br />

Abziehbarkeit von Altersvorsorgeaufwendungen<br />

<strong>BFH</strong>, 18.11.2209, X R 34/07, HI2276791<br />

1. Im zeitlichen Geltungsbereich <strong><strong>de</strong>s</strong> Alterseinkünftegesetzes geleistete<br />

Beiträge zu <strong>de</strong>n gesetzlichen Rentenversicherungen sind als<br />

Son<strong>de</strong>rausgaben nur beschränkt abziehbar (Bestätigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Senatsbeschlusses<br />

v. 1.2.2006, X B 166/05, <strong>BFH</strong>/NV 2006 S. 876). Hiergegen<br />

bestehen keine verfassungsrechtlichen Be<strong>de</strong>nken.<br />

2. Der im Jahr 2005 im Fall <strong>de</strong>r Zusammenveranlagung zu berücksichtigen<strong>de</strong><br />

Grundfreibetrag ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstan<strong>de</strong>n.<br />

» Sachverhalt<br />

Die Eheleute F und M machten für das Jahr 2005 Vorsorgeaufwendungen<br />

von insgesamt 4.760 EUR geltend. Daneben entrichteten M<br />

und sein Arbeitgeber Rentenversicherungsbeiträge von je 3.733 EUR.<br />

Diese führten zu einem abziehbaren Betrag von 747 EUR. Nach <strong>de</strong>r<br />

Günstigerprüfung berücksichtigte das Finanzamt die gesamten Vorsorgeaufwendungen<br />

mit 4.013 EUR. Die Eheleute for<strong>de</strong>rten dagegen<br />

u.a. <strong>de</strong>n vollen Abzug <strong>de</strong>r Rentenversicherungsbeiträge als vorweggenommene<br />

Werbungskosten. Das FG wies die Klage ab.<br />

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