Entscheidung des BFH - Haufe.de
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FACHBEITRÄGE Steuerrecht<br />
» StB/RA Dr. Falk Loose<br />
<strong>BFH</strong> zur steuerwirksamen Gestaltung <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Zuflusses einer Abfindung beim Arbeitnehmer<br />
Der <strong>BFH</strong> hat in einer <strong>Entscheidung</strong> vom 11.11.2009 (IX R 1/09) entschie<strong>de</strong>n, dass Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Zuflusses einer Abfindung o<strong>de</strong>r eines Teilbetrags einer solchen beim<br />
Arbeitnehmer in <strong>de</strong>r Weise steuerwirksam gestalten können, dass sie <strong>de</strong>ren ursprünglich vorgesehene<br />
Fälligkeit vor ihrem Eintritt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben können.<br />
» 1. Abfindung an Arbeitnehmer –<br />
Steuerlicher Zuflusszeitpunkt<br />
Für <strong>de</strong>n betriebsbedingten Verlust <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitsplatzes wird in Sozialplänen<br />
regelmäßig die Zahlung einer Abfindung geregelt. Die Lohnsteuer<br />
auf Abfindungen als eine Form <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitslohns entsteht in<br />
<strong>de</strong>m Zeitpunkt, in <strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>m Arbeitnehmer im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> § 11<br />
Abs. 1 Satz 1 EStG zufließen (vgl. § 38 Abs. 2 Satz 2 EStG). Dieser<br />
Zuflusszeitpunkt bestimmt auch <strong>de</strong>n einkommensteuerlichen Veranlagungszeitraum,<br />
in <strong>de</strong>m die Abfindung zu erfassen ist (vgl. 38a<br />
Abs. 1 Satz 3 EStG). Für <strong>de</strong>n entlassenen Arbeitnehmer kann die<br />
Frage, in welchem Veranlagungszeitraum die Abfindung aufgrund<br />
ihres Zuflusses zu versteuern ist, in Anbetracht <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />
Steuerprogression von erheblicher finanzieller<br />
Relevanz sein.<br />
Der Zufluss einer Abfindung ist nach <strong>de</strong>r <strong>BFH</strong>-Rechtsprechung<br />
gegeben, sobald <strong>de</strong>r Steuerpflichtige über die Abfindungssumme<br />
wirtschaftlich verfügen kann. Die Fälligkeit eines Anspruchs allein<br />
bewirkt grundsätzlich noch nicht <strong>de</strong>n gegenwärtigen Zufluss, wobei<br />
ihr jedoch Indizwirkung für <strong>de</strong>n Übergang <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verfügungsmacht<br />
zukommt. Zur steuerlichen Relevanz <strong><strong>de</strong>s</strong> Fälligkeitszeitpunkts<br />
einer Abfindung und eines vor Eintritt <strong>de</strong>r Fälligkeit erfolgen<strong>de</strong>n<br />
Hinausschiebens <strong>de</strong>r Fälligkeit durch die Vertragsparteien<br />
hat <strong>de</strong>r <strong>BFH</strong> kürzlich ausdrücklich Stellung genommen.<br />
» 2. <strong>BFH</strong>-<strong>Entscheidung</strong><br />
Nach <strong>de</strong>m Sachverhalt <strong>de</strong>r <strong>BFH</strong>-<strong>Entscheidung</strong> vom 11.11.2009 (IX R<br />
1/09) war in einem Sozialplan vom 26.9.2000 geregelt, dass Abfindungen<br />
bei rechtlicher Beendigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitsverhältnisses mit<br />
<strong>de</strong>m Arbeitgeber fällig wer<strong>de</strong>n. Der Arbeitgeber schloss im Oktober<br />
2000 mit <strong>de</strong>m Kläger als Arbeitnehmer auf <strong>de</strong>r Grundlage eines sog.<br />
Interessenausgleichs einen Vertrag über die Beendigung <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitsverhältnisses<br />
zum 14.11.2000. Mit Schreiben <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitgebers vom<br />
26.10.2000 bestätigte dieser gegenüber <strong>de</strong>m Arbeitnehmer, dass, wie<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitnehmer vereinbart, ein Teil <strong>de</strong>r Abfindungszahlung<br />
erst im Januar 2001 zur Auszahlung gebracht wird. Die Auszahlung<br />
wur<strong>de</strong> entsprechend vorgenommen.<br />
Das Finanzamt betrachtete die gesamte Abfindung als <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />
bereits im Jahr 2000 zugeflossen und berücksichtigte die<br />
gesamte Abfindung folglich in <strong>de</strong>r Veranlagung <strong><strong>de</strong>s</strong> Jahres 2000.<br />
Es vertrat die Auffassung, dass mit <strong>de</strong>m Sozialplan die Fälligkeit<br />
<strong>de</strong>r Abfindungszahlung bereits zwingend auf <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
Ausschei<strong>de</strong>ns <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitnehmers festgelegt wor<strong>de</strong>n sei, das später<br />
vertraglich auf <strong>de</strong>n 14.11.2000 terminiert wur<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
somit die wirtschaftliche Verfügungsmacht über <strong>de</strong>n gesamten<br />
Abfindungsbetrag bereits im Jahr 2000 erhalten habe, von <strong>de</strong>r<br />
er durch die Fälligkeitsvereinbarung, die die Fälligkeit eines Teils<br />
<strong>de</strong>r Abfindungssumme auf <strong>de</strong>n Januar 2001 hinausschob, Gebrauch<br />
gemacht habe.<br />
Der <strong>BFH</strong> hat diese Auffassung zurückgewiesen und die <strong>Entscheidung</strong><br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> FG Ba<strong>de</strong>n-Württemberg (v. 20.11.2008, 3 K 101/05) in <strong>de</strong>r<br />
Vorinstanz bestätigt. Nach <strong>de</strong>m <strong>BFH</strong> können Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
<strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Zuflusses einer Abfindung o<strong>de</strong>r eines<br />
Teilbetrags einer solchen beim Arbeitnehmer in <strong>de</strong>r Weise steuerwirksam<br />
gestalten, dass sie <strong>de</strong>ren ursprünglich vorgesehene Fälligkeit<br />
(vorliegend 14.11.2000) vor ihrem Eintritt (hier im Oktober 2000)<br />
auf einen späteren Zeitpunkt (hier Januar 2001) verschieben können.<br />
Er hat hierzu ausgeführt, dass die Fälligkeit eines Anspruchs allein<br />
- vor seiner Erfüllung - noch nicht zu einem gegenwärtigen Zufluss<br />
führe, son<strong>de</strong>rn entschei<strong>de</strong>nd allein <strong>de</strong>r uneingeschränkte, volle wirtschaftliche<br />
Übergang <strong><strong>de</strong>s</strong> geschul<strong>de</strong>ten Gutes o<strong>de</strong>r das Erlangen <strong>de</strong>r<br />
wirtschaftlichen Dispositionsbefugnis darüber sei. Grundsätzlich<br />
könnten Gläubiger und Schuldner einer Geldfor<strong>de</strong>rung im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r zivilrechtlichen Gestaltung <strong><strong>de</strong>s</strong> Erfüllungszeitpunkts auch die<br />
steuerrechtliche Zuordnung <strong>de</strong>r Erfüllung zu einem Veranlagungszeitraum<br />
gestalten. Folglich könne es ihnen auch nicht verwehrt sein,<br />
eine zuvor getroffene Vereinbarung vor <strong>de</strong>r ursprünglich vereinbarten<br />
Fälligkeit im Einvernehmen und bei<strong>de</strong>rseitigem Interesse wie<strong>de</strong>r zu<br />
än<strong>de</strong>rn. Rechtsmissbrauch im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> § 42 AO komme in <strong>de</strong>rartigen<br />
Fällen nach <strong>de</strong>m <strong>BFH</strong> nicht in Betracht.<br />
StB/RA Dr. Falk Loose<br />
ist in <strong>de</strong>r Praxisgruppe Steuerrecht <strong>de</strong>r internationalen<br />
Sozietät Lovells LLP in München tätig.<br />
Lovells ist JUVE Kanzlei <strong><strong>de</strong>s</strong> Jahres für Steuerrecht<br />
2009<br />
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