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Entscheidung des BFH - Haufe.de

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Übersteuert<br />

Es herrscht <strong>de</strong>rzeit sehr große Verunsicherung über die rechtliche<br />

und moralische Zulässigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Ankaufs <strong>de</strong>r bei einer Schweizer<br />

Bank entwen<strong>de</strong>ten Daten-CD durch die <strong>de</strong>utsche Finanzverwaltung.<br />

Es ist bemerkenswert, mit welcher Leichtigkeit die Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>regierung<br />

ihre Genehmigung zu diesem fragwürdigen Geschäft<br />

erteilt hat. Dieser Vorgang bewegt die Steuerzahler, die Politik und<br />

die Öffentlichkeit in Deutschland und in <strong>de</strong>r Schweiz heftig und<br />

wird in <strong>de</strong>n Medien sehr kontrovers diskutiert.<br />

Die Regierung und die Politik in unserem Land wer<strong>de</strong>n weiter an<br />

Vertrauen verlieren. „Sage mir, mit wem du gehst und ich sage dir,<br />

wer du bist!“ Nach dieser Regel können die Menschen die Qualität<br />

ihrer Regierung beurteilen, nach<strong>de</strong>m sie nun sogar offiziell<br />

mit Kriminellen gegen ihre Bürger „<strong>de</strong>alt“ und dies <strong>de</strong>n Bürgern als<br />

rechtmäßiges und moralisch einwandfreies Han<strong>de</strong>ln verkaufen will.<br />

Solange die rechtliche Zulässigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Erwerbs <strong>de</strong>r gestohlenen<br />

Daten-CD nicht verfassungsrechtlich gegenteilig beschie<strong>de</strong>n ist,<br />

müssen wir davon ausgehen, dass <strong>de</strong>r Ankauf ein rechtswidriges<br />

Geschäft mit Kriminellen darstellt.<br />

Auch wenn mit sehr formaljuristischen Begründungen eingewen<strong>de</strong>t<br />

wird, es han<strong>de</strong>le sich nicht um strafbare Hehlerei, ist <strong>de</strong>r Deal<br />

einer zur Gesetzeskonformität verpflichteten Regierung eines<br />

<strong>de</strong>mokratischen Rechtsstaats nicht würdig.<br />

Mit <strong>de</strong>m Erwerb stellt sich unsere Regierung auf dieselbe Stufe mit<br />

<strong>de</strong>m Dieb <strong>de</strong>r Daten-CD und mit <strong>de</strong>n Steuerbetrügern.<br />

Dabei nimmt die Regierung anscheinend ganz bewusst in Kauf,<br />

dass sie mit <strong>de</strong>rartigen Machenschaften einen weltweiten Markt<br />

für gestohlene Steuerdaten gegen die eigenen Bürger eröffnet.<br />

Bei Geschäften mit Kriminellen überschreitet die Regierung die<br />

Grenze <strong>de</strong>r guten Sitten und wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>n moralischen Wertvorstellungen,<br />

die wir Bürger von unserer <strong>de</strong>mokratisch gewählten<br />

Regierung erwarten dürfen.<br />

Merkwürdigkeiten <strong>de</strong>r Steuerberatung KANZLEI & PERSÖNLICHES<br />

WP/StB Dipl.- Kfm. Georg Wengert<br />

ist Vorstand <strong>de</strong>r Wengert AG,<br />

Wirtschaftsprüfung,<br />

Steuerberatung, Singen<br />

Der staatliche Deal mit Kriminellen<br />

und seine Folgen<br />

www.steuer-consultant.<strong>de</strong><br />

Bei eventuellen Straverfolgungsmaßnahmen rate ich daher dazu<br />

<strong>de</strong>n Gerichtsweg zu beschreiten, wenn nötig bis zum Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>verfassungsgericht.<br />

Denn nur das Verfassungsgericht als höchste<br />

rechtliche Instanz unseres Lan<strong><strong>de</strong>s</strong> kann letztlich über die steuerliche<br />

und strafrechtliche Verwertbarkeit <strong>de</strong>r gestohlenen Daten<br />

entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die alles überragen<strong>de</strong> fiskalische Steuerdiskussion hat Staat und<br />

Bürger entzweit. Die Zeiten, als Staat und Bürger als Einheit verstan<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>, sind für immer vorbei. Sie stehen sich als feindliche<br />

Lager gegenüber.<br />

Wie könnte man dieses Dilema lösen? Meiner Ansicht nach ist<br />

eine umfassen<strong>de</strong> Amnestieregelung zwingend geboten und die<br />

einzig wirksame Möglichkeit, um die unversteuerten Milliar<strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>n weltweiten Steueroasen wie<strong>de</strong>r zurück in unser Land heim<br />

zu holen, wo sie in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

dringend gebraucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Hierbei könnte man sich dabei an die Bedingungen für die Steueramnestie<br />

in Italien halten, die dort schon ab 15.9. 2009 läuft und<br />

am 15.4. 2010 en<strong>de</strong>t, von Anfang an mit großem Erfolg. In <strong>de</strong>n<br />

ersten vier Monaten sind dadurch nahezu 100 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

nach Italien transferiert wor<strong>de</strong>n. Die Steuersätze wur<strong>de</strong>n mit<br />

5 bis 7 % sehr mo<strong>de</strong>rat festgesetzt.<br />

Nur <strong>de</strong>rart niedrige Steuersätze kann das bislang nicht ver-steuerte<br />

gewaltige Kapital zur Rückkehr veranlassen, für das schon die<br />

Strafverjährung eingetreten ist, <strong>de</strong>nn das sind die wirklich wesentlichen<br />

Kapitalbeträge. Ohne <strong>de</strong>rlei interessante Steuer-Anreize<br />

kann das im Ausland versteckte Kapital nicht zurückgeholt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nur wenn dieses Geld wie<strong>de</strong>r nach Deutschland kommt, ist unserem<br />

Staat und seiner gesamten Bevölkerung gedient.<br />

Die aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit aufgebauten Drohkulissse zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Steuermehreinnahmen aufgrund von Selbstanzeigen sind <strong>de</strong>mgegenüber<br />

ein relativ geringer Betrag. Und zu teuer erkauft.<br />

3 _ 10 SteuerConsultant 57

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