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digital narratives· der Einfluss neuer Bilder auf den Spielfilm - Betacity

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Dilthey formuliert im Bezug <strong>auf</strong> die Einbildungskraft<br />

des Dichters zum Zusammenhang des Seelenlebens<br />

und die von ihm aus erwirkten Bildungsprozesse:<br />

«Und zwar besteht eine solche Verän<strong>der</strong>ung […] im Ausfallen<br />

einzelner Inhalte o<strong>der</strong> Verbindungen, in <strong>der</strong> Verstärkung o<strong>der</strong><br />

Vermin<strong>der</strong>ung solcher o<strong>der</strong> in ihrer Ergänzung durch Inhalte<br />

o<strong>der</strong> Verbindungen, welche nun aus dem Material <strong>der</strong> Erfah-<br />

rung zu einer Wahrnehmung o<strong>der</strong> Vorstellung hinzutreten.» 14<br />

interessanten Aspekt hebt Ferdinand Fellmann hervor. Fellmann beschreibt in<br />

seinem Aufsatz Einbildungskraft als virtuelle Bildlichkeit von 1995 Wilhelm<br />

Diltheys Theorie <strong>der</strong> Einbildungskraft, in <strong>der</strong> Dilthey Transformationsregeln<br />

für <strong>den</strong> dynamischen Aufbau <strong>der</strong> Inneren Bil<strong>der</strong> festlegt. Fellmann macht<br />

diese Regeln für die <strong>digital</strong>en Bildtransformationen nutzbar, welche folgen<strong>der</strong>massen<br />

benannt wer<strong>den</strong>:<br />

«1.Ausfallen o<strong>der</strong> Ausschalten von Bestandteilen;<br />

2. Dehnung o<strong>der</strong> Schrumpfung <strong>der</strong> Proportionen;<br />

3. Eintreten <strong>neuer</strong> Bestandteile in <strong>den</strong> innersten Kern <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>». 13<br />

Dilthey beschreibt die Prozesse <strong>der</strong> Einbildungskraft als Metamorphose des Wirklichen,<br />

führt aus, wie visuelle Wahrnehmung und bildhaftes Bewusstsein über<br />

zum Beispiel Assoziation <strong>der</strong> Vorstellungen interagieren. 15 Die Feststellung Fellmanns,<br />

<strong>der</strong> eine strukturelle Ähnlichkeit erkennt zwischen <strong>den</strong> mentalen Bildungsprozessen,<br />

wie Dilthey sie nennt, und <strong>den</strong> neuartigen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> simulationsgestützten Bil<strong>der</strong>, ist plausibel und macht Sinn. Bei<br />

<strong>der</strong> Betrachtung <strong>digital</strong>er Bildschöpfungen und -manipulationen lassen sich die<br />

oben angeführten Merkmale <strong>der</strong> Transformationen beliebig erweitern. Wenn in<br />

<strong>der</strong> theoretischen Auseinan<strong>der</strong>setzung um <strong>digital</strong>e Bil<strong>der</strong> die neuen grenzenlosen<br />

Freiheiten <strong>der</strong> Gestaltung stets hervorgehoben wer<strong>den</strong>, so darf dabei nicht<br />

übersehen wer<strong>den</strong>, dass es sich um einen festgelegten, kalkulierbaren Rahmen<br />

von Möglichkeiten handelt. Die Entscheidung für diese Möglichkeiten radiert,<br />

einmal getroffen, jegliche Unwägbarkeit und Zufälligkeit aus, die das noch unangetastete<br />

photographische Bild birgt.<br />

Zudem sind es doch, wenn auch schon die substantielle Verbindung des<br />

<strong>digital</strong>en Filmbildes zur materiellen Umwelt <strong>auf</strong>gekündigt ist, verschie<strong>den</strong>e<br />

Aspekte <strong>der</strong> graduellen Übereinstimmung mit dem Realen o<strong>der</strong> einer Vorstellung<br />

davon, die Reiz o<strong>der</strong> Charakter eines <strong>digital</strong>en Bildes ausmachen können.<br />

Kim Veltman stellt in ihrem Text Electronic Media: The Rebirth of Perspec-

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