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digital narratives· der Einfluss neuer Bilder auf den Spielfilm - Betacity

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88<br />

[Ein Guns-Werbeschild spuckt Rauchringe aus dem<br />

L<strong>auf</strong> <strong>der</strong> abgebildeten Waffe in die reale Umgebung<br />

in einer feuergefechtslastigen Verfolgungsjagd. Ein<br />

«Don't use in the case of fire»-Schild prangt an einem<br />

Aufzug, <strong>der</strong> nach einer extremen Schiesserei benutzt<br />

und später im Verl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Befreiungsaktion in einem<br />

Flammeninferno gesprengt wird. Diese ironischen<br />

Verweise sind immer nur enorm kurz und un<strong>auf</strong>-<br />

dringlich sichtbar, genau in <strong>der</strong> Art, wie sie auch in<br />

detailverliebten Comics <strong>auf</strong>tauchen. Es sind Einzel-<br />

heiten, die einem erst nach mehrmaligem Sehen ex-<br />

plizit <strong>auf</strong>fallen, eigentlich aus einem separat zu be-<br />

trachtendem Einzelbild kommen, ohne jedoch <strong>der</strong><br />

grosse Joke des Bildes sein zu wollen.]<br />

deutlich in dem Faible für die starke Stilisierung <strong>der</strong> Filmfiguren in Outfit und<br />

Verhalten zeigt, desweiteren in <strong>der</strong> sprechen<strong>den</strong> Detailverliebtheit <strong>der</strong> Ausstattung,<br />

wie auch in <strong>den</strong> extremen Perspektiven <strong>der</strong> Kamera, die nicht vor Unmöglichkeiten<br />

des Realbildes haltmacht, son<strong>der</strong>n ganz klar nach <strong>der</strong> geistigen<br />

Einbildungskraft <strong>der</strong> Regisseure gestaltet und technisch extra für <strong>den</strong> Film entwickelt<br />

wurde. Die Perspektiven sind einem expressiven Comic-Stil angelehnt,<br />

<strong>der</strong> sich auch gerade im detaillierten Storyboard zum Film zeigt.<br />

Matrix hat auch eine interessante Verwendung des Morphings zu bieten,<br />

die natürlich ebenfalls formal und inhaltlich perfekt in die entworfene Welt eingepasst<br />

ist. So können sich die mentalen Projektionen <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Matrix leben<strong>den</strong><br />

Menschen durch die Manipulation <strong>der</strong> intelligenten Search and Destroy-Programme<br />

in Agents verwandeln, wodurch je<strong>der</strong>mann, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Matrix lebt und<br />

eben nicht unplugged ist, zum potentiellen Feind <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>ständler wird. So<br />

wird <strong>der</strong> Morph sehr passend zur Visualisierung dieser Metamorphosen als Eigenschaft<br />

<strong>der</strong> Agents und des Systems benutzt, wie sie sich in <strong>der</strong> Untersuchung<br />

des Morphing gegenüber <strong>der</strong> Montage gezeigt hatten, in einer Gleichschaltung<br />

<strong>der</strong> Bedeutungsebenen. So sind die Agents im System <strong>der</strong> Matrix, wie es Morpheus<br />

formuliert, gleichzeitig je<strong>der</strong>mann und niemand; dies ist eine sehr ähnliche<br />

Art <strong>der</strong> Verwendung des Morphs wie in Terminator 2.<br />

An all diesen Beispielen wird deutlich, dass die bei<strong>den</strong> Regisseure, die auch<br />

für das Drehbuch verantwortlich sind, eine sehr spezielle, eigene und fremdartige<br />

Welt vor ihrem Inneren Auge hatten, dessen Verbildlichung am optimalsten<br />

mit <strong>digital</strong>en Mitteln zu bewerkstelligen war. Die Matrix zeigt am Ende eine<br />

relativ offene Form <strong>der</strong> Narration. Wenn <strong>der</strong> Film auch im Hinblick <strong>auf</strong> aktuelle<br />

Probleme Perspektiven <strong>auf</strong>zeigt, so bleiben viele Fragestellungen unbeantwortet,<br />

einerseits <strong>auf</strong>grund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> entworfenen Welt, an<strong>der</strong>erseits<br />

auch aus kommerziellem Interesse, um die Produktion weiterer Abenteuer in<br />

<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Matrix zu legitimieren. Die nächsten zwei Teile sind schon in Vorbereitung…<br />

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