digital narratives· der Einfluss neuer Bilder auf den Spielfilm - Betacity
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[Ein Guns-Werbeschild spuckt Rauchringe aus dem<br />
L<strong>auf</strong> <strong>der</strong> abgebildeten Waffe in die reale Umgebung<br />
in einer feuergefechtslastigen Verfolgungsjagd. Ein<br />
«Don't use in the case of fire»-Schild prangt an einem<br />
Aufzug, <strong>der</strong> nach einer extremen Schiesserei benutzt<br />
und später im Verl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Befreiungsaktion in einem<br />
Flammeninferno gesprengt wird. Diese ironischen<br />
Verweise sind immer nur enorm kurz und un<strong>auf</strong>-<br />
dringlich sichtbar, genau in <strong>der</strong> Art, wie sie auch in<br />
detailverliebten Comics <strong>auf</strong>tauchen. Es sind Einzel-<br />
heiten, die einem erst nach mehrmaligem Sehen ex-<br />
plizit <strong>auf</strong>fallen, eigentlich aus einem separat zu be-<br />
trachtendem Einzelbild kommen, ohne jedoch <strong>der</strong><br />
grosse Joke des Bildes sein zu wollen.]<br />
deutlich in dem Faible für die starke Stilisierung <strong>der</strong> Filmfiguren in Outfit und<br />
Verhalten zeigt, desweiteren in <strong>der</strong> sprechen<strong>den</strong> Detailverliebtheit <strong>der</strong> Ausstattung,<br />
wie auch in <strong>den</strong> extremen Perspektiven <strong>der</strong> Kamera, die nicht vor Unmöglichkeiten<br />
des Realbildes haltmacht, son<strong>der</strong>n ganz klar nach <strong>der</strong> geistigen<br />
Einbildungskraft <strong>der</strong> Regisseure gestaltet und technisch extra für <strong>den</strong> Film entwickelt<br />
wurde. Die Perspektiven sind einem expressiven Comic-Stil angelehnt,<br />
<strong>der</strong> sich auch gerade im detaillierten Storyboard zum Film zeigt.<br />
Matrix hat auch eine interessante Verwendung des Morphings zu bieten,<br />
die natürlich ebenfalls formal und inhaltlich perfekt in die entworfene Welt eingepasst<br />
ist. So können sich die mentalen Projektionen <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Matrix leben<strong>den</strong><br />
Menschen durch die Manipulation <strong>der</strong> intelligenten Search and Destroy-Programme<br />
in Agents verwandeln, wodurch je<strong>der</strong>mann, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Matrix lebt und<br />
eben nicht unplugged ist, zum potentiellen Feind <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>ständler wird. So<br />
wird <strong>der</strong> Morph sehr passend zur Visualisierung dieser Metamorphosen als Eigenschaft<br />
<strong>der</strong> Agents und des Systems benutzt, wie sie sich in <strong>der</strong> Untersuchung<br />
des Morphing gegenüber <strong>der</strong> Montage gezeigt hatten, in einer Gleichschaltung<br />
<strong>der</strong> Bedeutungsebenen. So sind die Agents im System <strong>der</strong> Matrix, wie es Morpheus<br />
formuliert, gleichzeitig je<strong>der</strong>mann und niemand; dies ist eine sehr ähnliche<br />
Art <strong>der</strong> Verwendung des Morphs wie in Terminator 2.<br />
An all diesen Beispielen wird deutlich, dass die bei<strong>den</strong> Regisseure, die auch<br />
für das Drehbuch verantwortlich sind, eine sehr spezielle, eigene und fremdartige<br />
Welt vor ihrem Inneren Auge hatten, dessen Verbildlichung am optimalsten<br />
mit <strong>digital</strong>en Mitteln zu bewerkstelligen war. Die Matrix zeigt am Ende eine<br />
relativ offene Form <strong>der</strong> Narration. Wenn <strong>der</strong> Film auch im Hinblick <strong>auf</strong> aktuelle<br />
Probleme Perspektiven <strong>auf</strong>zeigt, so bleiben viele Fragestellungen unbeantwortet,<br />
einerseits <strong>auf</strong>grund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> entworfenen Welt, an<strong>der</strong>erseits<br />
auch aus kommerziellem Interesse, um die Produktion weiterer Abenteuer in<br />
<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Matrix zu legitimieren. Die nächsten zwei Teile sind schon in Vorbereitung…<br />
˘