digital narratives· der Einfluss neuer Bilder auf den Spielfilm - Betacity
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D ie Virtuelle Kamera ist im Gegensatz zu <strong>den</strong> Gestaltungsmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> konventionellen Filmkamera in keiner Weise mehr an physikalische<br />
Voraussetzungen gebun<strong>den</strong>. Sie operiert unabhängig von Gegebenheiten<br />
des natürlichen Raumes, <strong>der</strong> Zeit, <strong>der</strong> Perspektive o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schwerkraft; <strong>der</strong> Ursprung<br />
dieser neuen Freiheit findet sich in <strong>der</strong> getrennten Berechenbarkeit <strong>der</strong><br />
einzelnen Wahrnehmungsdimensionen. So musste zuerst ein Weg gefun<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong>, die perspektivische Darstellung von Objekten und Bewegungen mathematisch<br />
zu beschreiben und in Formeln zu fassen, die aber in ihrer Eigenschaft<br />
als Abstraktion vom eigentlichen Gegenstand und nach <strong>den</strong> Regeln <strong>der</strong> Mathematik<br />
eine theoretische Transformierbarkeit und Manipulierbarkeit mit sich<br />
bringen, <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> reale Körper natürlich wi<strong>der</strong>setzt. Da aber diese Abstraktion<br />
durch die neu gewonnenen perspektivischen Darstellungsmöglichkeiten des<br />
Rechners wie<strong>der</strong> einen Weg von abstrakter Logik in die gegenständliche, sich<br />
materiell sträubende Welt gefun<strong>den</strong> hat, sind für <strong>den</strong> Betrachter Dinge möglich<br />
gewor<strong>den</strong>, die an <strong>den</strong> magischen Wert des Bildes gemahnen und <strong>den</strong> Zuschauer<br />
durch die Transparenzillusion des Kinos in eine neue artifizielle Wirklichkeit<br />
fallen lassen, die verblüfft, weil sie neue fremdartige Gegenständlichkeiten mit<br />
unmöglichen Kamerabewegungen und realitätsfrem<strong>den</strong> Zeitwirkungen verbindet.<br />
Auf diese Weise erzeugen Computeranimationen einen faszinieren<strong>den</strong><br />
Eindruck. Während das Dargestellte völlig irreal ist, erreicht die Darstellung in<br />
ihrer absoluten Präzision <strong>der</strong> Berechnung einen Grad <strong>der</strong> Annäherung an das<br />
Photoreale, <strong>der</strong> nahezu unheimlich ist und eine interessierte Befremdung beim<br />
Betrachter auslöst. Diese eigentümliche Wirkung des rein computergenerierten<br />
Bildes beschreibt Almuth Hoberg sehr exakt:<br />
Virtuelle Kameratechniken<br />
45<br />
Eine subtile Anwendung <strong>der</strong> Virtuellen Kamera in <strong>der</strong> Matrix.