digital narratives· der Einfluss neuer Bilder auf den Spielfilm - Betacity
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<strong>auf</strong>lösten und ihn als Wahrnehmungskonstrukt sichtbar machten. Godard hat<br />
dafür gesorgt, Jump Cuts und Achssprünge in die Formensprache des narrativen<br />
Films zu integrieren. Aufgrund dieser Prägungen und auch unter dem <strong>Einfluss</strong><br />
freierer Montagepraktiken an<strong>der</strong>er Genres wie dem Musikvideo hat sich im New<br />
Hollywood eine reichere Formensprache entwickelt21 , die sich in Filmen wie<br />
Natural Born Killers [Oliver Stone, 1994] o<strong>der</strong> Pulp Fiction [Quentin Tarantino,<br />
1994] zeigt.<br />
Die Programmatik, die Pudowkin für die Russische Avantgarde formuliert,<br />
nämlich die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Formensprache und Ausdrucksmittel zur<br />
Aufdeckung verborgener Wirklichkeitszusammenhänge, kann man bis <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />
<strong>digital</strong> durchwebten Hollywoodfilm unserer Tage erweitern, <strong>den</strong>n er erfüllt genau<br />
dieses Anliegen, jedoch ohne, dass <strong>den</strong> Machern ihr sinnhaftes Tun vor einem<br />
kulturellen Zusammenhang bewusst wäre. Während ja <strong>der</strong> mechanisch arbeitende,<br />
photographische Kinofilm klar <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne zugeordnet wurde und<br />
für <strong>den</strong> Menschen eine Wahrnehmungsschule des neuen Zeitalters darstellte,<br />
also half, seine Auffassungsgabe an eine neue mechanische Beschleunigung eines<br />
sich verän<strong>der</strong>n<strong>den</strong> Weltbildes zu adaptieren, wie es Walter Benjamin mit<br />
<strong>der</strong> physischen Chocwirkung des Films beschreibt, 22 steht <strong>der</strong> neue <strong>digital</strong>e Film<br />
auch für eine gesellschaftliche Umwälzung <strong>neuer</strong>en Datums, <strong>den</strong> Sprung von<br />
<strong>der</strong> materiellen in die <strong>digital</strong>e Welt des gesteigerten Informationsflusses und<br />
<strong>der</strong> Elastizität <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>. Das Computerzeitalter stellt geän<strong>der</strong>te Ansprüche an<br />
<strong>den</strong> Menschen, z.B. in <strong>der</strong> Erfor<strong>der</strong>nis einer erhöhten Selektionsfähigkeit, um<br />
unnötige von relevanten Informationen zu trennen, o<strong>der</strong> in einem neuen Umgang<br />
mit photographischen Bil<strong>der</strong>n, die sich ihm nun eher als formbare Masse<br />
abstrahierter und wie<strong>der</strong> zurückverwandelter Bilddaten präsentieren. Diese<br />
neuen Verhältnisse fin<strong>den</strong> natürlich auch ihren Nie<strong>der</strong>schlag im <strong>Spielfilm</strong>, einerseits<br />
<strong>auf</strong> einer inhaltlich-thematischen Ebene, an<strong>der</strong>erseits in formalen<br />
Än<strong>der</strong>ungen wie <strong>den</strong> Inventionen <strong>neuer</strong> filmischer Ausdrucksmittel.<br />
Dieses Öffentlichkeitsmodell, nach dem die fiktionalen Angebote <strong>der</strong> Medien<br />
als kulturelle Foren zu verstehen sind, also durchaus gesellschaftlich rele-