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digital narratives· der Einfluss neuer Bilder auf den Spielfilm - Betacity

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Sinnhaftigkeit beim Betrachter auslösen. Dieser beginnt folglich, entsprechend<br />

<strong>der</strong> auch von Bordwell beschriebenen aktiven Rolle des Zuschauers, Hypothesen<br />

über die Bedeutung <strong>der</strong> konzeptuellen Fahrt im filmischen Kontext hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> übergeordneten Sinnkonstruktion anzustellen. Ein weiteres Beispiel für<br />

solch eine konzeptuelle Fahrt ist zu Beginn des Star Trek-Films First Contact<br />

[Regie: Jonathan Frakes, 1996] zu beobachten. Die Virtuelle Kamera fährt aus <strong>der</strong><br />

schwarzen Pupille Jean-Luc Picards alias Locutus heraus, um ihn in immer weiterer<br />

Entfernung als Teil eines riesigen Borg-Kollektivs zu enthüllen, in dessen<br />

Mitte er steht. Um ihn herum Millionen an<strong>der</strong>er Borg, die über zerebrale Implantate<br />

alle mit ihm verbun<strong>den</strong> sind und ein einziges Bewusstsein formen. So<br />

drückt die Fahrt aus dem Auge heraus die kontrollierende Macht des Kollektivs,<br />

die Herrschaft <strong>der</strong> Gedanken und die Einheit <strong>der</strong> Sinne aus. Durch das immer<br />

weitere Zurückweichen des <strong>digital</strong> verlängerten Blicks, <strong>der</strong> Picard zu einem winzigen,<br />

angepassten Teil im Borg-Kosmos wer<strong>den</strong> lässt, wird auch im Enthüllen<br />

immer weiterer gleichartig assimilierter Körper <strong>der</strong> faschistoide, bündelnde<br />

Charakter dieser Rasse deutlich; äusserlich durch ihre visuelle Erscheinungsform<br />

und ihr Teilsein einer grösseren Struktur, <strong>der</strong> sie als Körper funktionell untergeordnet<br />

sind, geistig durch die Fahrt aus Picards Auge heraus. Somit schafft<br />

es eine einzige Virtuelle Kamerafahrt in 30 Sekun<strong>den</strong> die Geschichte eines<br />

Volkes zu erzählen. Picard ist <strong>der</strong> einzige, <strong>der</strong> sich noch äusserlich unterscheidet,<br />

da er noch <strong>den</strong> weinrot-schwarzen Anzug <strong>der</strong> Sternenflotte trägt, ansonsten<br />

aber in das Kollektiv eingeglie<strong>der</strong>t erscheint und <strong>den</strong> Gedanken <strong>der</strong> gewaltsamen<br />

Assimilierung in seiner noch humanoi<strong>den</strong> Erscheinungsform repräsentiert.<br />

Wie wir in <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> angeschnittenen Einstellungen erfahren, sind die<br />

Borg auch nur noch in Picards Geist präsent, da sich die Bil<strong>der</strong> als Alptraum des<br />

Captains <strong>der</strong> Enterprise entpuppen. Seine Borg-Implantate wur<strong>den</strong> lange entfernt,<br />

vor seinem geistigen Auge jedoch ist ihm die Existenz im Kollektiv und<br />

das Wachsen von Maschinenteilen aus seinem Körper als Horrorvision geblieben,<br />

die er nicht mehr abschütteln kann. Kennt man <strong>den</strong> Kontext nicht schon,<br />

eröffnet er sich im Verl<strong>auf</strong> des Films, genau wie bei <strong>der</strong> konstruktionsvorwegnehmen<strong>den</strong><br />

konzeptuellen Fahrt zu Beginn von Fight Club.<br />

Diesen Namen bekam Picard bei seiner Assimi-<br />

lierung durch die Borg in einer früheren Folge <strong>der</strong><br />

Star Trek-Saga. Seine Assimilierung konnte zwar<br />

rückgängig gemacht wer<strong>den</strong>, jedoch bleibt er von<br />

Alpträumen an die Existenz im Kollektiv geplagt.<br />

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