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Gesellschaft für Arbeit, Technik und Wirtschaft im Unterricht e.V. Heft ...

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GATWU - Forum, Nr. 1/2005 Seite 13<br />

zum Traditionsbestand der „Sozialen Frage“ gehörte - ausgleichende Gerechtigkeit, Umverteilung<br />

des gesellschaftlichen Reichtums, proportionale Belastungen der verschiedenen <strong>Gesellschaft</strong>sschichten<br />

– zurück ins Zentrum des gesellschaftspolitischen Handelns gerückt werden<br />

muss.<br />

Ralf Dahrendorfs Feststellung aus dem Jahr 1982 ist nicht überholt: Der Skandal der Gegenwart<br />

besteht darin, dass die ökonomischen Ideologien sich von Jahr zu Jahr mit der Binsenweisheit<br />

beruhigen, dass eine neue Superkonjunktur fast vor der Tür stehe, wenn man nur der<br />

Logik freier Märkte folge. Diese bringe dann Menschen wieder in Lohn <strong>und</strong> Brot. Doch diese<br />

Hoffnung ist <strong>im</strong> Bereich der meisten OECD-Länder trügerisch, da die Quoten der Sockelarbeitslosigkeit<br />

beträchtlich sind. <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> fiskalpolitische Instrumente haben versagt.<br />

Das Kapital befreit sich von allen Fesseln <strong>und</strong> macht <strong>im</strong>mer mehr Menschen zu freischwebenden<br />

Atomen. Wie kann angesichts dieser Entwicklung der Staat da<strong>für</strong> sorgen, dass gleichberechtigte<br />

Bürger gleichberechtigte Teilhaber einer ‚sozialen Marktwirtschaft’ werden? Kann<br />

der Staat seinen gr<strong>und</strong>gesetzlichen Auftrag erfüllen, <strong>für</strong> die Herstellung „gleichwertiger Lebensverhältnisse“<br />

<strong>und</strong> Chancengerechtigkeit zu sorgen? Welche Folgerungen ergeben sich daraus<br />

<strong>für</strong> die (Haupt)Schulen?<br />

Die soziale Frage des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts lautet: Sind wir noch Bürger einer <strong>Gesellschaft</strong>, wenn<br />

wir nicht mehr in derselben Volkswirtschaft arbeiten? Die einen operieren in den Netzwerken<br />

der globalen Ökonomie, die zweistellige Profite erzielt; auf dem schrumpfenden Binnenmarkt<br />

agiert die ‚Neue Mitte’, die zunehmend unter Druck gerät; <strong>und</strong> schließlich gibt es das Drittel<br />

der <strong>Arbeit</strong>slosen <strong>und</strong> Gelegenheitsjobber. Was macht ‚uns’ noch zu Mitgliedern desselben Gemeinwesens,<br />

die wechselseitige Verpflichtungen haben - etwa die, <strong>für</strong>einander zu sorgen <strong>und</strong><br />

unseren Kindern Zukunftschancen zu ermöglichen?<br />

Man kann den sich abzeichnenden Mentalitätenwechsel auch mit ökonomischen Kategorien<br />

charakterisieren. Die modernen europäischen <strong>Gesellschaft</strong>en haben keinen Mangel an Wettbewerb,<br />

an Märkten, an Freiheitsräumen, an Individualisierung, an Autonomie, ja auch an relativer<br />

sozialer Sicherheit: All das ist <strong>im</strong> Überfluss vorhanden. Zur Mangelware aber sind die Bindungswerte<br />

geworden. Es fehlt an Kohäsion, an Sinn, an Zielen, an Orientierungen, an intakten<br />

<strong>und</strong> integrativen Strukturen. Diese Entwicklung wird das Bedürfnis nach sozialregulativen Ideen<br />

wieder erhöhen. Es mag sogar sein, dass der Staat als innerer Freiheits- <strong>und</strong> Friedensgarant<br />

positiv zurückentdeckt wird.<br />

All dies spielt bereits heute - offen oder verdeckt - hinein in Prozesse von Lehrern <strong>und</strong> Lernen.<br />

Besonders betroffen sind davon Ökonomie <strong>und</strong> <strong>Technik</strong>, weil sie als zwei Seiten derselben<br />

Münze den umrissenen gesellschaftlichen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Wandel beeinflussen: als Treiber<br />

<strong>und</strong> Getriebene. Mit den unerwünschten Folgewirkungen hat sich dann die <strong>Gesellschaft</strong>, hat<br />

sich auch das Bildungssystem herumzuschlagen. In unserem Falle exemplarisch die ökonomisch-technische<br />

Allgemeinbildung.<br />

2. Was versteht man unter ökonomischer <strong>und</strong> technischer Bildung?<br />

Als ‚Bildung’ sei die menschliche Fähigkeit verstanden, auf der Gr<strong>und</strong>lage angesammelten<br />

Wissens, historischer Kenntnisse, erworbener menschlicher Erfahrungen, kultureller Muster<br />

(Interaktivität) <strong>und</strong> angeeigneter Werte das Leben zu meistern (Reflexivität) <strong>und</strong> seiner Welt<br />

etwas zu geben (Resonanz). 3 Ein mit ‚Bildung’ ausgestattetes Individuum soll in der Lage<br />

sein, ihm gestellte Lebenssituationen kompetent <strong>und</strong> selbstverantwortlich zu bewältigen.<br />

3 Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Haltungen <strong>und</strong> Einsichten (Kompetenzen)

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