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Gesellschaft für Arbeit, Technik und Wirtschaft im Unterricht e.V. Heft ...

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GATWU - Forum, Nr. 1/2005 Seite 29<br />

auch gar nicht an dem „Bildungswert“ der<br />

Praxisstelle interessiert, sie erhoffen sich so<br />

elementare Erfolge wie „überhaupt hingehen“,<br />

„bis zum Schluss bleiben“, <strong>und</strong> „den<br />

Betriebsmenschen nicht anpöbeln“. Ist das<br />

schon Bildung oder nur die Voraussetzung<br />

da<strong>für</strong>?<br />

Wir müssen uns eine sehr ernste Frage stellen:<br />

Woran liegt es, dass <strong>Arbeit</strong>slehre-<br />

<strong>Unterricht</strong> nicht die beste Praxisklasse ist?<br />

Ein Tag in der Woche nur <strong>Arbeit</strong>slehre in gut<br />

ausgestatteten Werkstätten mit interessanten<br />

Projekten, auf deren Erfahrungsbasis angeleitete<br />

Betriebsbesuche stattfinden. Einige<br />

Gründe kennt jeder Insider: Die Qualifikation<br />

der Lehrer <strong>für</strong> Werkstattpraxis ist nicht ausreichend,<br />

Werkstätten sind teilweise nicht<br />

funktionsfähig, das Milieu Schule ist <strong>für</strong> diesen<br />

Schülertyp gr<strong>und</strong>sätzlich unlustbesetzt<br />

(warum?). Schließlich ist eine politische Kaste<br />

da<strong>für</strong> verantwortlich, dass wir Schüler auslesen<br />

<strong>und</strong> uns nicht w<strong>und</strong>ern dürfen, wenn es<br />

zu Problem-Populationen kommt.<br />

Die Hauptschule ist schon seit langem ein<br />

Reparaturbetrieb. Wenn sie es nicht bleiben<br />

soll, gibt es zwei Möglichkeiten: abschaffen,<br />

oder aus der Hauptschule von Anfang bis<br />

Ende eine Praxis-Schule (keine Klasse) machen.<br />

Peter Struck:<br />

Nicht <strong>für</strong> die Schule, sondern<br />

...<br />

Die Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Sprache hat<br />

gerade „Pisa gebeutelte Nation“ zum drittplatzierten<br />

Unwort des Jahres erklärt, aber<br />

bei dem dieses Mal ganz neu in Pisa 2 gemessenen<br />

Aspekt Problemlösung haben die deutschen<br />

15-Jährigen mit Platz 13 gar nicht so<br />

schlecht abgeschnitten. Zwar führen auch hier<br />

wieder wie sonst die Länder Südkorea, Finnland,<br />

Japan, Neuseeland, Australien <strong>und</strong> Kanada<br />

vor Belgien, das be<strong>im</strong> Bücherlesen von<br />

Kindern europaweit auf dem letzten Platz ge-<br />

landet ist, der Schweiz, den Niederlanden,<br />

Frankreich <strong>und</strong> Dänemark, aber dann kommt<br />

nach Tschechien bereits Deutschland, <strong>und</strong><br />

zwar noch vor Schweden, das ja <strong>im</strong>merhin bei<br />

den Vergleichsstudien TIMSS <strong>und</strong> Iglu auf<br />

Platz 1 gelandet war.<br />

Ein 13. Platz unter 30 Nationen der OECD<br />

ist gut; aber wieso stehen die tschechischen<br />

Schüler noch davor auf Platz 12? Wenn man<br />

nicht nur das Althergebrachte von Schule<br />

misst, also Lesekompetenz, Mathe <strong>und</strong> Naturwissenschaften,<br />

sondern etwas ganz Anderes,<br />

was eher mit Lebenstüchtigkeit an sich<br />

zu tun hat, dann sieht das Ranking meist anders<br />

aus: So haben bei Pisa-E1 in der<br />

Kompetenz Verantwortungsübernahme unter<br />

den 16 deutschen B<strong>und</strong>esländern Nordrhein -<br />

Westfalen <strong>und</strong> Bremen am besten abgeschnitten,<br />

<strong>und</strong> zwar noch vor Baden - Württemberg<br />

<strong>und</strong> Bayern, während sämtliche neuen B<strong>und</strong>esländer<br />

ganz unten landeten.<br />

Lebenstüchtig außerhalb der Schule<br />

Junge Menschen tragen eben etwa 500 Leistungsbereiche<br />

in sich, <strong>und</strong> wenn man nur drei<br />

oder vier davon vermisst, findet man noch<br />

kein Urteil darüber, was sie insgesamt wirklich<br />

können, denn Lebenstüchtigkeit erweist<br />

sich mehr außerhalb <strong>und</strong> nach der Schule als<br />

in ihr, zumal was die deutschen Halbtagsschulen<br />

betrifft. Selbst Straßenkinder in Mittelamerika<br />

<strong>und</strong> in Rumänien können so manches<br />

besser als Schulkinder in Mexiko-City,<br />

Seoul oder Helsinki. Nun gut, Tschechien hat<br />

insgesamt über alle vier Kompetenzen Lesen,<br />

Mathe, Naturwissenschaften <strong>und</strong> Problemlösung<br />

besser abgeschnitten als Deutschland,<br />

hingegen die neuen B<strong>und</strong>esländer <strong>im</strong> Aspekt<br />

Problemlösung wesentlich schlechter als die<br />

alten. Der New Yorker Pädagoge Perelman<br />

hat in seinem Buch „School's Out“, was frei<br />

übersetzt heißen soll „Die Zeit von Schule ist<br />

vorbei“, eine mögliche Erklärung <strong>für</strong> das gute<br />

Abschneiden schlechter Schüler in Sachen<br />

Problemlösung: Kinder <strong>und</strong> Jugendliche lernen<br />

heute außerhalb der Schule h<strong>und</strong>ertmal<br />

mehr als innerhalb der Schule; vieles davon<br />

ist unnütz, schädlich oder falsch; nehme man<br />

aber nur mal das Nützliche, das junge Menschen<br />

außerhalb der Schule lernen, dann ist es

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