Hilfreiche Unterstützung von Kindern mit ADHS in der Schule - BSCW

psychosozialen Entwicklung oft weniger weit, als die Gleichaltrigen. Dies kann sich in ihrer
Selbständigkeit, in ihren sprachlichen und sozialen Kompetenzen, also in grundlegenden
Fähigkeiten zeigen, die gerade für die Bewältigung des Alltags unabdingbar sind. Aus diesen
Gründen entwickeln sich verschiedenste Verhaltensstörungen, seien es häufige Konflikte,
oppositionelles Verhalten, Aggressivität, Angst- oder depressive Störungen, tätliche Wutausbrüche
bis zu schweren Formen von antisozialem Verhalten.
Auch haben viele Kinder mit ADHS deutliche Lernschwierigkeiten. Barkley (2002, S. 145-
169) geht bei 20-30% aller ADHS-Kindern von mindestens einer Lernstörung, also 3-5mal
häufiger als bei nicht betroffenen Kindern. Das kann eine Lese-Rechtschreib-Schwäche sein,
eine Rechenschwäche oder einfach generell schwache Schulleistungen. Wenn man die
Schulleistungen mit dem IQ der ADHS-Betroffene vergleicht, muss häufig festgestellt werden,
dass ADHS-Betroffene eigentliche Minderleister sind (Brunsting-Müller, 2009, S. 15-16).
Es ist dann auch nicht erstaunlich, dass gemäss Barkley (ebd.) mehr als ein Drittel der
ADHS-Betroffenen in den USA die Klasse wiederholen oder eine Sonderschule besuchen
müssen.
Der folgende Bericht einer Lehrerin der 5. Klasse zeigt, wie breit und variantenreich die Auswirkungen
von ADHS sind. Leider verstärken sich die Symptome ganz besonders in der
Schule, so dass diese Kinder hier erst recht unter ihrem Aufmerksamkeitsdefizit und/oder
ihrer Hyperaktivität leiden:
Max ist sehr leicht ablenkbar und in hohem Mass unkonzentriert. Er stört nicht bewusst, sondern
ist ständig mit Dingen beschäftigt, die nicht zum Unterricht gehören und hält auch andere Schüler
vom Unterricht ab, wenn er nicht alleine sitzt.
Es fällt auf, dass er bei Sachverhalten und Aufgabenstellungen, die ihn interessieren, sehr wohl
konzentriert arbeiten kann, auch über einen längeren Zeitraum.
Wenn man ihn ermahnt hat, versucht er sich zu beteiligen…. Allerdings hält dieses Verhalten
immer nur für kurze Zeit an.…
Er hat eine sehr schlechte Schrift und eine sehr schlampige Heftführung. Wenn er zeichnet oder
malt, arbeitet er dagegen sorgfältig und sauber und erzielt überdurchschnittliche Ergebnisse.
Max ist völlig unorganisiert, vergisst ständig Arbeitsmaterial, häufig seinen Hausaufgaben und
verliert alles, vom Schreibzeug bis zu den Kleidungsstücken. Er vergisst Strafarbeiten und Nachsitztermine
und bringt sich damit immer wieder neu in belastende Situationen.
In der Klasse wird er zwar nicht abgelehnt, aber die anderen Kinder sind durch sein Verhalten
zum Teil genervt. Deshalb findet er schlecht Kontakt zu seinen Mitschülern und ist mehr oder
weniger Einzelgänger. In den Pausen zwischen den Unterrichtsstunden neigt er dazu, durch das
Zimmer zu rennen, Gegenstände zu werfen usw. Offenbar hat er einen grossen Bewegungsdrang.
Dies könnte auch erklären, weshalb er häufig im Unterricht fragt, ob er zur Toilette darf.
Wenn man Max wegen seines Verhaltens tadelt, scheint ihm diese zu treffen, er zeigt Einsicht
und hat wohl auch ernsthaft die Absicht an sich zu arbeiten. Allerdings gelingt es ihm nicht, seine
Vorsätze umzusetzen. (Neuhaus, 2009a, S. 23-24)
Dieses Beispiel zeigt sehr schön, dass die schlechte Impulskontrolle und die inadäquate
Steuerung der Aufmerksamkeit und der Überaktivität zu Beeinträchtigungen führen. Weil die
Betroffenen es nicht schaffen, die situationsabhängige Aufmerksamkeit zu erbringen, entgeht
ihnen alles Mögliche. Sie verpassen die Anweisung oder die Instruktion für Arbeiten und
Aufgaben. Sie nehmen den Inhalt eines Gespräches, einer Unterrichtsstunde etc. nicht richtig
auf und verpassen damit wichtige Lerninhalte. Sie bringen es nicht fertig, der Planung, der
Zeiteinteilung und der Organisation die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb sind
sie oft spät dran, vergessen und verlieren immer wieder Sachen. Das alles kann leicht zu
grösseren Lernschwierigkeiten führen.
Was hilft bei ADHS in der Schule? Masterthese Ch. Domeisen 20