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Hilfreiche Unterstützung von Kindern mit ADHS in der Schule - BSCW

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Die Schwierigkeiten gehen offensichtlich weit über die Unaufmerksamkeit, über den gesteigerten<br />

Bewegungsdrang und über die unkontrollierte Impulsivität h<strong>in</strong>aus. Ganz typisch s<strong>in</strong>d<br />

die häufigen Konflikte <strong>mit</strong> Personen im Umfeld <strong>der</strong> <strong>ADHS</strong>-Betroffenen.<br />

Max hat glücklicherweise e<strong>in</strong>e verständnisvolle Lehrer<strong>in</strong> und offensichtlich auch e<strong>in</strong> liebevolles<br />

Elternhaus. Trotzdem ist leicht zu erkennen, dass sehr viele se<strong>in</strong>er Verhaltensweisen <strong>von</strong><br />

den Eltern und Pädagogen missverstanden werden und immer wie<strong>der</strong> Anlass zu Frustration<br />

und Ärger geben. Die Unaufmerksamkeit, die Unordnung, das langsame und unsorgfältige<br />

Schreiben, das grosse Bewegungsbedürfnis, die Unterrichtsstörungen, die Konflikte <strong>mit</strong><br />

Gleichaltrigen, das häufige Nichte<strong>in</strong>halten <strong>von</strong> Regeln, die sche<strong>in</strong>bare Une<strong>in</strong>sichtigkeit aus<br />

Fehlern und aus Strafen zu lernen usw. s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> unzähligen Konfliktherde, die bei<br />

<strong>der</strong> Erziehung und Schulung <strong>von</strong> <strong>ADHS</strong>-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> e<strong>in</strong>e permanente Herausfor<strong>der</strong>ung für alle<br />

Beteiligten darstellen!<br />

Die meisten <strong>ADHS</strong>-Betroffenen habe e<strong>in</strong>e lange Leidensgeschichte. Die Eltern und Erzieher<br />

s<strong>in</strong>d, nicht selten schon ab dem ersten Lebensjahr, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Art und Weise <strong>der</strong> <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

herausgefor<strong>der</strong>t und lei<strong>der</strong> häufig auch überfor<strong>der</strong>t. Weil die üblichen, e<strong>in</strong>fachen Erziehungsmassnahmen<br />

wie Ermahnung, Tadel, Strafe o<strong>der</strong> Belohnung nicht so wirklich Erfolg<br />

zeigen, werden sie <strong>von</strong> den Erziehenden e<strong>in</strong>fach wie<strong>der</strong>holt o<strong>der</strong> verstärkt. Da<strong>mit</strong> verschärft<br />

sich <strong>der</strong> Konflikt und es kann immer wie<strong>der</strong> zur Eskalation kommen. In dieser Situation <strong>der</strong><br />

beidseitigen Überfor<strong>der</strong>ung ist die Gefahr <strong>von</strong> tiefen seelischen Verletzungen sehr gross.<br />

Viele Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>ADHS</strong> haben zu oft erlebt, dass man sie ermahnt, tadelt und bestraft.<br />

Sie spüren ihr Manko sehr wohl, auch wenn sie es <strong>in</strong> jungen Jahren nicht genau ausdrücken<br />

können. Sie haben ver<strong>in</strong>nerlicht, dass sie <strong>mit</strong> ihrem Verhalten nicht gemocht und immer wie<strong>der</strong><br />

abgelehnt werden. Sie haben nicht selten den Glauben an sich und an e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Situation verloren! Diese quasi sekundären Bee<strong>in</strong>trächtigungen können e<strong>in</strong> so gravierendes<br />

Ausmass annehmen, dass den <strong>ADHS</strong>-Betroffenen nur noch <strong>mit</strong> massiven Interventionen<br />

geholfen werden kann.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches Problem stellt die Stigmatisierung dar. Wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> Jugendliche <strong>mit</strong><br />

<strong>ADHS</strong> <strong>mit</strong> ihrer Schwierigkeit bloss gestellt werden, wenn sie <strong>von</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen und Erziehern<br />

nicht mehr ernst genommen werden o<strong>der</strong> wenn sie ihnen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Spruch wie „Du bist<br />

e<strong>in</strong> hoffnungsloser Fall!“ o<strong>der</strong> so ähnlich die <strong>Unterstützung</strong> versagen, verstärkt sich das<br />

Problem für alle Betroffenen. In e<strong>in</strong>e ähnliche Richtung geht die fatale Interpretation <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

und Erzieher, die sich <strong>mit</strong> solchen o<strong>der</strong> ähnlichen Aussagen offenbart: „Wenn er<br />

sich nur e<strong>in</strong> bisschen mehr Mühe geben würde…“, „Wenn sie sich doch endlich e<strong>in</strong>mal konzentrieren<br />

würde…“ o<strong>der</strong> „Wenn er will, dann kann er schon…“ Diese Ansichten ignorieren<br />

die Tatsache, dass die meisten <strong>ADHS</strong>-Personen die gefor<strong>der</strong>te Leistung eben nicht zur gewünschten<br />

Zeit erbr<strong>in</strong>gen können. Die Me<strong>in</strong>ung, dass „sie schon könnten, wenn sie sich nur<br />

e<strong>in</strong> bisschen mehr anstrengen würden“, heisst doch, dass die Erziehenden glauben, dass die<br />

<strong>ADHS</strong>-Betroffenen gar nicht wollen. Sie werden dementsprechend als faul, träge, dumm,<br />

wi<strong>der</strong>spenstig und unverbesserlich betitelt. Dies wie<strong>der</strong>um ist für die <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong><strong>der</strong> fatal,<br />

denn so bekommen sie die notwendige <strong>Unterstützung</strong> nicht und werden zudem moralisch<br />

verurteilt. Döpfner et al. visualisieren e<strong>in</strong>en ähnlichen Teufelskreis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 5. Wenn<br />

Eltern auf das Verhalten des <strong>ADHS</strong>-K<strong>in</strong>des nicht o<strong>der</strong> nur negativ reagieren, ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />

wenn sich die Schwierigkeiten verschärfen. Im abgebildeten Beispiel geht es um<br />

die Reaktionen <strong>der</strong> Eltern, aber das Pr<strong>in</strong>zip ist bei allen Erziehenden dasselbe, sie alle können<br />

<strong>in</strong> diesen Teufelskreis geraten.<br />

Was hilft bei <strong>ADHS</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>? Masterthese Ch. Domeisen 21

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